Reisen in Südrussland: Neurussland, Odessa, Ausflüge in die Steppen, Band 1

Autor: Kohl, Johann Georg (1808-1878) deutscher Reiseschriftsteller, Geograph und Stadtbibliothekar in Bremen, Erscheinungsjahr: 1847

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kunlaje. — Maiwetter in der Ukraine. — Der Jämtschik. — Russische Feldjäger. — Reschitilowka und seine Schaffelle. — Ukrainische Marktflecken. — Dichte Bevölkerung. — Ukrainische Landschaften. Krementschug Steppenziegen. — Handel von Krementschug. — Die Wasserfälle des Dniepr. — Häuserbau in der Ukraine. — Wirtshäuser und Gastfreundschaft. — Hohes Wasser des Dniepr.— Eisgang desselben. — Überfahrt. — Felsenriff. — Freude am Fluss. — Hafen Kriokow. — Salzmagazine. — Russische Warenwege. Die neurussischen Steppen Übergang zur Steppe. — Erdhasen. — Semlanken. — Alexandria. — Bevölkerung Neurusslands. — Perlenhauben der Jüdinnen. — Perlenhandel. — Tierleben. — Der Stutzer in der Steppe. — Militär-Kolonien. — La Demoiselle de Numidie. — Jelisawethpol und Lisabethl. — Muschelkalk.— Neue Ruinen. — Abnahme des Anbaus. — Steppenfreuden. — Luftspiegelungen. — Die Windhunde der Steppe. — Jagden in den Steppen. — Wolfsjagden. — Steppenwege. — Karawanen der Steppen. — Karawanenleben. — Das Nachtlager der Tschumaks. — Der Hahn der Walke. — Sommerkarawanen. — Winterkarawanen. — Der aus Jerusalem zurückkehrende litauische Jude. — Nachtfahrt. — Der gefährliche Postillon. — Ulanen. — Das Melken der Kühe. Nikolajew Die umgewandelte Moschee. — Ansicht der Stadt. — Der Bug. — Olbia. — Interessante Inschrift. — Überfahrt. — Der Brand von Otschakow. — Erster Anblick des Pontus. — Die Limans. — Die Peressips. — Die Girls. — Salzgewinnung. — Salzgehalt der Limans. — Zeit der Salzgewinnung. — Dicke der Salzschichten. — Gefahren bei der Salzgewinnung. — Ausbeute der Limans. — Kosakenposten. — Pontische Schwaben. — Unverhoffte Salzernte. — Getäuschte Hoffnungen. — Meeresküste. — Vorstädte Odessas. — Die Maut. — Einfahrt. Odessa. Handel . Situation. — Sabotage. — Russische Seehäfen: Petersburg, Riga, Odessa, Taganrog, Archangel. — Handelnde Nationen. — Die Kaufmannschaft. — Weizenhandel. — Glanzjahre und ihre Folgen. — Leinsamen- und Wollhandel. — Wollwäschereien. — Talgausfuhr. — Levantische Waren.— Handelsgebiet. — Schnelligkeit der Korrespondenz. — Aufschwung der Stadt. — Bauplan. — Staub. — Straßenpflaster. — Karikaturen auf die „gute alte Zeit.
Vorwort zur ersten Auflage.

Die Landschaften im Norden des schwarzen Meeres gehören noch immer zu den am wenigsten gekannten Provinzen des russischen Reiches. Obgleich sie jetzt jährlich von Petersburg, Odessa und Taganrog aus von einer Menge gebildeter Männer bereist werden, so ereignet es sich doch nur selten, dass man uns einen Reisebericht davon liefert. Die Fremden, welche hier eindringen, halten sich, von den geringen Reizen jener Gegenden nur wenig angezogen, gewöhnlich nicht lange genug daselbst auf, um sich mit den Verhältnissen der Bevölkerung und der Natur einigermaßen vertraut zu machen, und die Einheimischen haben in der Regel ganz andere Interessen als die der bloßen Beobachtung zu verfolgen.

Von den älteren Reiseberichten aus der Zeit, als die Tataren und Türken noch Herren der pontischen Küsten waren, ist der des Baron de Tott einer der interessantesten. Die umfassendsten Nachrichten enthalten die bekannten Reisewerke des berühmten Pallas. Später gab der Engländer Clarke viel wichtige Aufschlüsse. Die neuesten Reisenden, welche über diese Länder geschrieben haben, sind Herr Murawiew-Apostel, der Marschall Marmont, Herr Anatol von Demidow, welcher Letztere in Verbindung mit mehren französischen Gelehrten und Künstlern die Krim und die nogaische Steppe im Jahre 1837 durchforschte, und endlich Herr Hommaire de Hell, dessen Werk im Jahre 1844 von der geographischen Gesellschaft in Paris mit dem großen Preise gekrönt wurde*).

Alle diese Werke lassen indessen noch viele Fragen unerörtert, und jeder neue Beitrag zur Erweiterung der Kenntnis des südlichen Russlands ist daher willkommen. — Und so mögen auch wir darauf hoffen, dass das Publikum unsere Schilderungen und Beobachtungen, die wir ihm als das Resultat mehrfacher Streifereien und eines längeren Aufenthaltes an den nördlichen Küsten des Pontus übergeben, freundlich aufnehmen werde.

Wir gestehen gern, dass wir in unseren Darstellungen weit hinter Dem, was wir erstrebten, zurückgeblieben sind, und bitten den gebildeten Leser und nachsichtigen Beurteiler unseres Versuches, die Schwierigkeiten, die sich bei Entwerfung solcher Bilder darbieten, nicht außer Acht zu lassen. Die Mannigfaltigkeit der politischen Beziehungen ist so groß! Ohne Zweifel entgingen uns viele. Die Natur selbst der Wüsten ist so vielseitig, so erhaben und rätselhaft! Wer vermöchte sie würdig zu schildern?! — Ein Schriftsteller, der seine Anschauungen und Lebensbegegnisse wiedergibt, ist immer in dem Falle eines Botanikers, der lebendige Pflanzen trocknet und für sein Herbarium sammelt. Wir werden glücklich sein, wenn Kenner uns zugestehen, dass wenigstens einige unserer gesammelten und getrockneten Blumen an die Frische und das Leben erinnern, welche sie in der Natur haben.

*) Was die Alten (Herodot, Strabo etc.), die Byzantiner (Constantinus Porphyrogeneta und Andere), dann die Araber (Asseh-o-seir und Andere) und endlich die Genueser und Venetianer, — was Rubruquis, Marco Polo und Olearius über die Steppenländer geschrieben und gesammelt, hat natürlich nur noch ein historisches Interesse und tritt jetzt, da dieselben eine so große Bedeutsamkeit und eine so merkwürdige Stellung wie nie zuvor in der Weltgeschichte erlangt haben, mehr in den Hintergrund.

Für die meisten unserer Bemerkungen können wir nur selber verantwortlich gemacht, gelobt oder getadelt werden. Denn im Ganzen erfreuten wir uns bei unseren Bemühungen keinerlei besonderer Unterstützung. Nur einem ausgezeichneten und uns innig befreundeten Manne, dem Herrn Dr. v. Nordmann, dem bekannten Naturforscher und Professor am Lyceum zu Odessa, sind wir für vielfache Belehrung über die physikalischen Verhältnisse der Steppen, die wir bei unserer Charakteristik derselben benutzten, verpflichtet. Wir bitten ihn, unseren warmen Dank, den wir ihm für die Mitteilung so mancher interessanten Notiz hiermit öffentlich aussprechen, freundlich entgegenzunehmen.

In Bezug auf die im dritten Bande enthaltenen Schilderungen der Natur der Steppen erlauben wir uns, um einer falschen Beurteilung derselben zu begegnen, hier noch zu bemerken, dass wir sie keineswegs als Naturforscher für Naturkundige, sondern nur als reisende Liebhaber der schönen Werke der Schöpfung für eben solche Liebhaber entwarfen. — Wir wollten in diesen Aufsätzen aus der Naturgeschichte zunächst nur Das herausheben, was vorzüglich einem Ethnographen, Geschichts- und Länderkundigen wichtig sein könnte; wir wollten die Natur und die Produkte der Steppen, in Hinsicht auf den Einfluss, den sie auf die Geschichte und die Sitten ihrer Bewohner äußern könnten, oder geäußert haben schildern. — Dann aber suchten wir auch für jeden Leser ein allgemeines Tableau der Steppen und ihres Naturlebens zu entwerfen, und endlich verzichten wir keineswegs darauf, hier und da einige den Naturhistoriker vielleicht interessierende Beobachtungen einzustreuen. Denn allerdings kann jeder Reisende, auch der reisende Laie, sich als im Dienste der Wissenschaft stehend betrachten, da er im Stande ist, manche Bemerkung zu machen, durch deren Mitteilung dann den Forschern gedient wird.

Kohl, Johann Georg (1808-1878) deutscher Reiseschriftsteller, Geograph und Stadtbibliothekar in Bremen

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Russland 011. Lastfuhrwerke

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Russland 011. Schlitten

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Russland 068. Baghtsche-Sarai (Krim) Der ehemalige Palast der Khane

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Russland 067. Alupka (Krim)

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Russland 066. Die Küste der Krim bei Alupka

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Russland 065. Krim-Tataren, Am Spieß wird Schaschlyk (Stücke von Hammelfleisch) gebraten, das tatarische Nationalgericht

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Russland 065. Ein tatarisches Haus in der Krim

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Russland 064. Wolgatataren als Hafenarbeiter

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Russland 062. Sarepta. Deutsches Schulhaus

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