Siebente Fortsetzung

Begräbnisplätze in den Gärten reicher Häuser sind in ganz Syrien etwas Gewöhnliches, und zwar ohne Unterschied des Bekenntnisses. Nur die Hebräer wählen gern abgelegene Orte und Berghöhlen zu Gräbern: auch pflegen ihre Leichenzüge bei nächtlicher Weile vor sich zu gehen, weil nach der Abwaschung weder der Leichnam noch seine Träger von einem Andersgläubigen berührt werden dürfen; sonst ist dem Verstorbenen, nach ihrer Meinung, der Eintritt ins Paradies verwehrt.

Als wir eines Tages von einem Spaziergange zurückkamen, sahen wir eine eben so schreckliche als wunderliche Leichenfeier: es wurde ein alter Druse bestattet, der in einem Kampfe mit den Maroniten geblieben war. Sein auf einem Brette liegender und mit einem Mantel bedeckter Körper war auf ein Karneol gebunden; ein Mensch führte das Kamel an einem langen Seile, und heulte und schluchzte dazu, wie ein Verzweifelter; hinter her gingen zwei Weiber, die gleich Furien sich gebärdend und gezückte Säbel schwingend, die glänzenden Taten des Verstorbenen mit wilder Stimme besangen. Den Zug beschloss ein halbes Hundert Verwandten und Freunde; auch diese machten unaufhörlich seltsame Bewegungen mit dem ganzen Körper und stießen von Zeit zu Zeit ein durchdringendes Geschrei aus.


Die Christen aller Bekenntnisse begraben ihre Entschlafenen bei ihren Kirchen hinter der Stadt; der in Überfluss vorhandene Marmor gibt Allen die Mittel, über den Gräbern große Fliesen zu errichten. Diese Monumente dienen bei den Leichenmahlen als Tische. Die Katholiken legen ihre Kirchhöfe hinter hohen Mauern an abgelegenen Orten an; die Muselmänner wählen zu diesem Zwecke hohe Uferstellen und überhaupt malerische Orte.

Die Araber, in jeder Nahrung enthaltsam, lieben auch geistige Getränke nicht sehr; daher gibt es an ihren Feiertagen keine eignen Gerichte oder Getränke, noch weniger Überfüllung mit Speisen oder Saufgelage. Immer genießen sie denselben bitteren Kaffee, dasselbe Pilan und fette Hammelfleisch, mit allerlei Obst und Grünem dazu; nur viele Blumen und Süßigkeiten schmücken den Tisch, und der Kaffee wechselt immer mit Kühltränken. Dafür sind aber die Anzüge kostbar, Musik und Lieder verstummen keine Minute, und heitere Spiele beleben Alt und Jung.

Die Geburt eines männlichen Kindes ist eines der frohsten und am längsten sich fortsetzenden Familienfeste; die glückwünschenden Besuche der Verwandten, Freunde und Bekannten, welche Alle für den Neugeborenen Geschenke mitbringen, dauern acht Tage lang: Kaffee und Schorbet, Pilau und Zuckerwaren werden vom Morgen bis zum Abend unaufhörlich herumgereicht. Die Geburt eines Mädchens veranlasst kein solches Entzücken; man feiert sie nur in weiblichem Kreise.