Am 8. Oktober kam der Kurier aus Monterey zurück.

Am 8. Oktober kam der Kurier aus Monterey zurück. Er brachte dem Kapitän einen Brief von dem Gouverneur mit, der ihm seine baldige Ankunft in San Francisco meldete. Don Luis de Arguello war nach dem Wunsche des Herrn von Kotzebue ermächtigt worden, einen Eilboten nach dem Port Bodega an Herrn Kuskow abzufertigen; und an diesen schrieb der Kapitän, um von seiner handeltreibenden und blühenden Ansiedelung mehreres, was auf dem »Rurik« zu fehlen begann, zu beziehen.

»Herr Kuskow«, sagt Herr von Kotzebue, II, Seite 9, in einer Note, »Herr Kuskow, Agent der Russisch-Amerikanischen Kompanie, hat sich auf Befehl des Herrn Baranow, welcher das Haupt aller dieser Besitzungen in Amerika ist, in Bodega niedergelassen, um von dort aus die Besitzungen der Kompanie mit Lebensmitteln zu versorgen.« Aber Bodega, beiläufig dreißig Meilen, eine halbe Tagreise, nördlich von San Francisco gelegen, wurde von Spanien, nicht ohne einigen Anschein des Rechtes, zu seinem Grund und Boden gerechnet, und auf spanischem Grund und Boden also hatte Herr Kuskow mit zwanzig Russen und fünfzig Kadiakern mitten im Frieden ein hübsches Fort errichtet, das mit einem Dutzend Kanonen besetzt war, und trieb dort Landwirtschaft, besaß Pferde, Rinder, Schafe, eine Windmühle usw. Da hatte er eine Warenniederlage für den Schleichhandel mit den spanischen Häfen, und von da aus ließ er durch seine Kadiaker jährlich ein paar tausend Seeottern an der kalifornischen Küste fangen, deren Häute nach Choris, der gut unterrichtet sein konnte, auf dem Markt zu Kanton, die schlechteren zu fünfunddreißig Piastern, die besseren zu fünfundsiebzig Piastern, im Durchschnitt zu sechzig Piastern, verkauft wurden. – Es war bloß zu bedauern, daß der Hafen Bodega nur Schiffe, die nicht über neun Fuß Wasser ziehen, aufnehmen kann.


Es scheint mir nicht unbegreiflich, daß der Gouverneur von Kalifornien, wenn er von dieser Ansiedelung späte Kunde erhalten, sich darüber entrüstet habe. Verschiedene Schritte waren geschehen, um den Herrn Kuskow zu veranlassen, den Ort zu räumen; mit allem, was sie an ihn gerichtet, hatte er stets die spanischen Behörden an den Herrn Baranow verwiesen, der ihn hierher gesandt und auf dessen Befehl, falls man den erwirken könne, er sehr gern wieder abziehen würde. – So standen die Sachen, als wir in San Francisco einliefen. Der Gouverneur setzte jetzt seine Hoffnung auf uns. Ich auch werde von Konferenzen und Unterhandlungen zu reden haben und die Denkwürdigkeiten meiner diplomatischen Laufbahn der Welt darlegen. Aber wir sind noch nicht soweit.

Am 9. Oktober wurden etliche Spanier nach dem nördlichen Ufer übergeschifft, um dort mit der Wurfschlinge Pferde einzufangen für den an Herrn Kuskow abzusendenden Kurier, und ich ergriff die Gelegenheit, mich auch jenseits umzusehen. Die rotbraunen Felsen dort sind, wie in meinen »Bemerkungen und Ansichten« gesagt wird und im Mineralogischen Museum zu Berlin nachgesehen werden kann, Kieselschiefer; nicht aber Konglomerat, wie bei Moritz von Engelhardt (»Kotzebues Reise«, III, Seite 192) angenommen wird, um auf diese Annahme weiter zu bauen.

Das Jahr war schon alt, und die Gegend, die in den Frühjahrmonaten, wo sie Langsdorff gesehen hat, einem Blumengarten gleichen soll, bot jetzt dem Botaniker nur ein dürres, ausgestorbenes Feld. In einem Sumpfe in der Nähe unsrer Zelte soll eine Wasserpflanze gegrünt haben, wegen welcher mich Eschscholtz nach der Abfahrt fragte. Ich hatte sie nicht bemerkt, er aber hatte darauf gerechnet, eine Wasserpflanze, meine bekannte Liebhaberei, würde mir nicht entgehen, und hatte sich die Füße nicht naß machen wollen. – So etwas hat man von seinen nächsten Freunden zu gewärtigen.

Auf der nackten Ebene, die am Fuße des Presidio liegt, steht weiter ostwärts einzeln zwischen niedrigerem Gebüsche eine Eiche. Den Baum hat noch jüngst mein junger Freund Adolf Erman gesehen – wenn er ihn näher betrachtet hätte, so hätte er in dessen Rinde meinen Namen eingeschnitten gefunden.

Am 15. Oktober kam der an Kuskow abgefertigte Kurier wieder zurück, und am 16. abends verkündigten Artilleriesalven vom Presidio und vom Fort die Ankunft des Gouverneurs aus Monterey. Gleich darauf kam ein Bote vom Presidio herab, um für zwei Mann, die beim Abfeuern einer Kanone gefährlich beschädigt worden, die Hülfe unseres Arztes in Anspruch zu nehmen. Eschscholtz folgte sogleich der Einladung.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Reise um die Welt