Am 23. fand der Bärenkampf am Strande statt.

Am 23. fand der Bärenkampf am Strande statt. Unfreiwillig und gebunden, wie die Tiere waren, hat das Schauspiel nichts Großes und Erhebendes. Man bemitleidet nur die armen Geschöpfe, mit denen so schändlich umgegangen wird. Ich war mit Gleb Simonowitsch auf den Abend auf dem Presidio. Der Gouverneur erhielt eben die Nachricht, daß das Schiff aus Acapulco, das seit vielen Jahren ausgebliebene, endlich wieder einmal zur Versorgung von Kalifornien in Monterey eingelaufen. Er bekam mit dieser Nachricht zugleich die neuesten Zeitungen aus Mexiko. Mir, dem er sich bei jeder Gelegenheit geneigt und gefällig erwies, teilte er die Blätter mit. Unter königlicher Auctorität redigiert, enthielten sie bloß kurze Nachrichten de la pacificacion de las provincias, von der Unterwerfung der Provinzen, und einen langen laufenden Artikel: die Geschichte der Johanna Krüger, Unteroffizier im Regiment Kolberg – welche Geschichte mir nicht neu war, da ich Gelegenheit gehabt, den tapfern Soldaten selbst bei einem Offizier seines Regiments kennenzulernen.

Don Paolo Vicente, wie er einst vom Presidio zu unsern Zelten herabstieg, brachte ein Geschenk a su amigo Don Adelberto, eine Blume, die er am Wege gepflückt hatte und die er mir, dem Botaniker, feierlich übergab. – Es war zufällig unser Gänserich oder Silberblatt (Potentilla anserina), wie er nicht schöner bei Berlin blühen kann.


In Monterey waren zur Zeit Gefangene verschiedener Nationen, die der Schleichhandel und der Seeotterfang, Abenteuer auf diesen Küsten zu suchen, herbeilockte und von denen einzelne für die andern gebüßt hatten. Darunter ein paar Aleuten oder Kadiaker, mit denen vor sieben Jahren ein amerikanischer Schiffskapitän den Otterfang in den spanischen Häfen dieser Küste getrieben hatte. Die Russen verbrauchen nicht allein diese nordischen Völker, sie liefern sie auch um halben Gewinn andern zum Verbrauch. Ich habe sogar auf den Sandwich-Inseln versprengte Kadiaker angetroffen. Unter den Gefangenen in Monterey befand sich auch ein Herr John Elliot de Castro, von dem weiter noch die Rede sein wird. Er war nach vielen Abenteuern als Superkargo eines von Herrn Baranow aus Sitcha auf den Schleichhandel dieser Küste ausgesandten Schiffes der Russisch-Amerikanischen Kompanie mit einem Teil der Mannschaft in die Hände der Spanier gefallen. Außer den Gefangenen waren noch drei Russen da, alte Diener der Russisch-Amerikanischen Kompanie, die von der Ansiedelung an Port Bodega ausgetreten waren und jetzt, Sprache und Sitten der Heimat vermissend, den getanen Schritt bereuen mochten.

Don Paolo Vicente de Sola erbot sich, dem Kapitän die gefangenen Russen, wofür auch Aleuten und Kadiaker galten, auszuliefern, während er dieselben Herrn Kuskow verweigerte. Es scheint nicht, daß die Spanier irgendeinen Dienst begehrt, irgendeinen Vorteil gezogen haben von diesen Menschen, die fremde Habsucht ihrer Heimat geraubt, um mit ihren Kräften hier zu wuchern. Der König von Spanien vergütigte oder sollte vergütigen anderthalb Realen des Tages für jeden Kriegsgefangenen. Der Kapitän, beschränkt durch die Umstände, vermochte nur die drei ausgetretenen Russen an seinem Bord aufzunehmen und Herrn Elliot die Überfahrt nach den Sandwich-Inseln anzubieten, von wo aus er leicht nach Sitcha, oder wo er sonst hin wollte, gelangen konnte. Der Gouverneur sandte nach diesen Russen, und wie sie angekommen, überantwortete er sie Herrn von Kotzebue, nachdem er von ihm ein feierliches Ehrenwort gefodert und erhalten, daß sie, die Schutz in Spanien gesucht und gefunden, deshalb zu keinerlei Strafe gezogen werden sollten. Ich fand sein Benehmen bei dieser Gelegenheit sehr edel.

Unter diesen Russen war einer, Iwan Strogonow, ein alter Mann, der sich innig freute, zu seinen Landsleuten wieder gekommen zu sein. Da er kaum zum Matrosendienst taugen mochte, bestimmte ihn der Kapitän zu unserm, der Passagiere, Dienste in der Kajüte de Campagne und machte uns solches bekannt. Er wurde die letzten Tage, die wir im Hafen weilten, auf die Jagd geschickt. Der Unglückliche! Am Vorabend der Abfahrt sprang sein Pulverhorn, und er wurde tödlich verletzt zurückgebracht. – Er wollte nur unter Russen sterben: der Kapitän behielt ihn aus Erbarmen an seinem Bord; er verschied am dritten Tage der Fahrt. Er wurde still in die See versenkt und mit ihm die letzte Hoffnung unserer Stiefeln, je noch einmal auf der Reise geputzt zu werden. Friede sei mit Iwan Strogonow!

Aber ich bin der Zeit vorangeeilt; ich kehre wieder zurück.

Am 25. Oktober traf Herr Kuskow mit sieben kleinen Baidaren aus Port Bodega ein. Ein gewandter und in jeder Hinsicht seinem Geschäfte gewachsener Mann.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Reise um die Welt