Zur Erforschung einer nordöstlichen Durchfahrt

»Zur Erforschung einer nordöstlichen Durchfahrt« sind Worte, die die »Entdeckungsreise von Otto von Kotzebue in die Südsee und nach der Berings-Straße« an der Stirne trägt. Nun aber segeln wir nach Norden, der Berings-Straße zu, und es dünkt mich an der Zeit zu sein, euch, die ihr mir bis jetzt auf gut Glück gefolgt seid, ohne zu wissen, wohin die Reise ging und was sie beabsichtigte, nachträglich über den Hauptzweck derselben und den Plan, nach welchem er verfolgt werden sollte, die Aufklärungen zu geben, die ich selber nur nach und nach erhalten hatte. Die Sommerkampagne 1816 sollte einer bloßen Rekognoszierung gewidmet sein. Ein Hafen, ein sicherer Ankerplatz für das Schiff, sollte in Norton-Sound oder, noch besser, im Norden der Straße aufgefunden werden, von wo aus mit Baidaren und Aleuten [Fußnote] Dreisilbig: A-le-ut. So spreche ich das Wort mit den Russen aus. Meine Jungen, die in Klein-Quarta sitzen, wissen es freilich besser und verweisen es mir. Daß es zweisilbig A-leut heißen muß, weiß jedes Kind.

, diesen Amphibien dieser Meere, den eigentlichen Zweck der Expedition anzugreifen der zweiten Sommerkampagne vorbehalten bliebe. Früh sollten wir dann in Unalaschka eintreffen, wo unsere Ausrüstung für das nächste Jahr von den Beamten der Russisch-Amerikanischen Kompanie beschafft werden sollte: Baidaren, Mannschaft, Mundvorrat für dieselbe und Dolmetscher, welche die Sprachen der nördlichen Eskimos verstünden. Diese Dolmetscher würden von Kodiak bezogen werden müssen, wohin von Unalaschka aus einen Boten auf dreisitziger Baidare die Küsten der Inseln und des festen Landes entlang zu senden je später im Jahre, desto fahrvoller und unzuverlässiger sei. Deshalb durften wir uns jetzt nicht verspäten. Die Zeit des nordischen Winters sollten wir dann in Sommerlanden verbringen, teils der Mannschaft die erforderliche Erholung gönnen, teils anderwärtigen geographischen Untersuchungen obliegen, dann im Frühjahr 1817, nach Unalaschka zurückkehrend, daselbst, was für unsre Nordfahrt vorbereitet worden, uns aneignen und, sobald das nordische Meer sich der Schiffahrt eröffnete, den »Rurik« in den vorbestimmten Hafen fahren, sichern und zurücklassen und mit Baidaren und Aleuten zur Erforschung einer nordöstlichen Durchfahrt so weit nach Norden und Osten zu Wasser oder zu Lande vordringen, als es uns ein gutes Glück gestattete. – Wenn die vorgerückte Jahreszeit oder die sonstigen Umstände unserer Unternehmung ein Ziel gesetzt, sollten wir die Rückfahrt über Kamtschatka antreten und auf der Heimkehr noch die fahrvolle Torres-Straße untersuchen. Wahrlich, es war zweckmäßig, zu Entdeckungen im Eismeer die Söhne des Nordens und ihre Fahrzeuge zu gebrauchen. Nur mißlich war es, die ganze Hoffnung des Gedeihens auf den einzigen Wurf nur einer Kampagne zu setzen, die ein ungünstiges Jahr vereiteln konnte. Aber mit Beharrlichkeit möchten am füglichsten von Unalaschka aus durch Aleuten und wenige rüstige, abgehärtete Seemänner, welche nur die erforderlichen Ortsbestimmungen vorzunehmen befähigt wären, die letzten Fragen zu lösen sein, welche die Geographie dieser Meer- und Küstenstriche noch darbietet.

Die Sommerkampagne 1816, deren Ergebnis in der Karte vorliegt, die Herr von Kotzebue von dem nach ihm benannten Sunde mitteilt, hat, was von ihr erwartet werden konnte, auf das befriedigendste geleistet. Der Kotzebues-Sund, ein tiefer Meerbusen, der im Norden der Straße unter dem Polarkreise in die amerikanische Küste eindringt und dessen Hintergrund beiläufig einen Grad nördlicher und unter gleicher Länge liegt als der Hintergrund von Norton-Sound, bietet den Schiffen im Schutze der Chamisso-Insel den sichersten Ankerplatz und den vortrefflichsten Hafen dar. Herr von Kotzebue hat im Jahre 1817 darauf verzichtet, Vorteil von seiner Entdeckung zu ziehen, um weiteren Entdeckungen in das Eismeer entgegenzusehen. Was der Romanzowschen Expedition aufgegeben war, ist seither von den Engländern verfolgt worden, und Kapitän Beechey mit dem »Blossom« hat in den Jahren 1826 und 1827 von diesem selben Hafen aus einen Teil der amerikanischen Küste im Eismeer aufgenommen.


Ich kehre zu unserer Nordfahrt zurück. Ihr Zweck war die Geographie. Wir haben zwar mit den Eingebornen, den Bewohnern der Sankt-Laurenz-Insel, den Eskimos der amerikanischen Küste, den Tschuktschi der asiatischen, häufig verkehrt; doch haben wir mit und unter ihnen nicht gelebt. Die Karte und der Bericht von Herrn von Kotzebue, das Zeichenbuch des Malers, das er in seinem »Voyage pittoresque« offenhält, werden belehrender sein als mein dürftiges Tagebuch. Übrigens, was ich über diese Völker mongolischer Rasse zu sagen gewußt, habe ich am Schlusse des Aufsatzes, den ich den Nordlanden in meinen »Bemerkungen und Ansichten« gewidmet habe, in wenige Worte zusammengedrängt.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Reise um die Welt