Ueckermünde

Ueckermünde, den 29. Juni 1822. –
Sonnabend.

Da der Schiffer auch heut’ früh noch nicht fahren wollte, so ward ich mit dem Fuhrmann, der mich hierher gebracht hat, um 3 Taler einig, und fuhr um 10 Uhr von Stettin ab. Ich habe aber sobald keinen weniger einladenden Weg gemacht, als die 7 1/4 Postmeilen hierher, auf welchem ich nur durch drei elende Dörfer: Polchow, Falkenwalde und Mützelburg kam. Anfangs Brachfeld und Sand, dann nichts als Fichtenheide und mitunter so elend in dem dürren Sandboden, das die meisten Bäume klein und höchst verkümmert dastanden. Der Boden ist fast durchgängig flach; nur hin und wieder bemerkte ich geringe Erhöhungen, und bei einigen kleinen Seen sah es erfreulicher aus. – Das Dorf Groß Mützelburg ist sehr klein, hat bloß einen leidlichen Krug und einige Tagelöhnerhäuser, keinen Bauern. Es liegt an einem See, der gute Fische hat, wovon man mir vorsetzte. Von hier bis Ueckermünde sind noch 3 Meilen, und auf dem ganzen Wege stieß ich bloß auf 4 Häuslein, die nebeneinander lagen und von Tagelöhnern bewohnt wurden, deren jeder einen kleinen Garten hatte. Von den nächsten Dörfern, Ahlbeck, Rieth und einigen andern, sah ich bloß Luckow in der Ferne. In der Heide sah ich mehrere von einem Nordweststurme entwurzelte Fichtenbäume, und in Faden aufgesetztes Brennholz, dessen Kloben zwar nur 2 Fuß lang sind, aber der Faden selbst enthält doch etwas mehr als unsere Klafter. Das Holz wird nach dem Dorfe Ziegenort an der Oder geschafft und dort meistbietend verkauft. Vieles geht nach Stralsund, wo ich späterhin dergleichen lauter 2-füßiges Klobenholz sah.


Ueckermünde hat eine Kirche mit 2 Predigern, 263 Häuser, die meist von Fachwerk erbaut und 2-stöckig sind, nur einige massiv steinerne und besser gebaute bemerkte ich darunter, und 2.100 Einwohner, die sonst einen lebhaften Handelsverkehr hatten. Jetzt klagt man auch hier über schlechte Zeiten in diesem Betracht. Auf der Uecker, über welche hier eine Brücke führt, und an deren linkem Ufer das Städtchen liegt, sah ich ein Seeschiff müßig liegen, auch mehrere Barken, welche die Uecker hinauf bis zu dem Eisenwerk Torgelow fahren und von dort allerlei Gusswaren holen, die sieüber See weiterverfahren. Vor dem Anklamer Tore liegt das 2-stöckige Land- Armenhaus, worin allerlei Handarbeiter Beschäftigung finden; besonders werden hier viele Seilerarbeiten gemacht. Neben dem Hause ist ein großer Garten,