Damgarten

Damgarten, den 11. Juli 1822.

Man rechnet von Stralsund bis hierher sechs Postmeilen, die ich binnen 6 Stunden mit Extrapost zurücklegte und Abends 8 Uhr hier eintraf. Ich kann eben nicht sagen, dass der Weg sehr erfreulich gewesen wäre. Er ging durch lauter ebenes Land, dass nur in der Ferne hin und wieder mit Holz bewachsen war. Der Boden war wenigstens mittelmäßig, aber der Dörfer nur wenige und diese waren fast sämtliche schlecht und menschenleer, wie ich sie früher gesehen und beschrieben habe. Nur in dem Dorfe Pütte, an einem See gelegen, in dessen Nähe ein noch größerer ist, und wo sonst ein Kloster war, fand ich mehrere Häuser von Fischern, kleinen Eigentümern und Kronpächtern; in den übrigen waren die Folgen einer schlecht rechnenden Habsucht, welche Bauern vertrieben hat, sichtbar. In dem Dorfe Karnin, das einen großen herrschaftlichen Garten mit schönen Anlagen hat, standen doch noch 21 Häuser von bloßen Katenleuten bewohnt, welche zur Bestellung des herrschaftlichen Ackers nötig sind, und ein erträgliches Wirtshaus. Dass das Land vor 30 bis 40 Jahren mit mehr bevölkert gewesen sei, sagten mir ältere Personen, die ich darüber sprach; ich sah auf meinem ganzen Wege hierher nicht 50 Menschen, desto mehr Brachfelder mit einer dürftigen Hütung für Rindvieh, welches an so genannte Holländer verpachtet wird, die für jede Kuh jährlich 8 bis 12 Taler entrichten und bei den jetzigen niedern Preisen zugrunde gehen. Wir begegneten einer Magd, die mit zwei Eimern zum Milchen einer Herde von 21 Stück ging. Ihrer und meines Fuhrmanns Aussage zufolge, die auch anderweit bestätigt ward, gibt eine Kuh täglich 3 Quart Milch, und muss jährlich 64 Pfund Butter geben, wenn die Pacht auch nur von 8 Talern daraus gezogen werden soll, sobald das Pfund für 6 Schillinge verkauft wird, und es ist schon zu 4 verkauft worden. Die Pachtbedingungen eines Holländers sind übrigens verschieden. Der Verpächterübernimmt die Ausfütterung des Viehes im Winter und sorgt für die gehörige Weide im Sommer, zu welchem Ende er weißen Klee säet und die Brache benutzt. Auch die wenigen Bewohner des Landes sollen nicht immer gehörige Arbeit finden, und mancher bietet seine arbeitenden Hände bloß für die Kost an, ohne darum immer angenommen zu werden. Man hat mir glaubwürdige Beispiele darüber erzählt.


Von Damgarten selbst sag ich Euch weiter nichts, als dass es an der Grenze Vorpommerns liegt, 160 schlechte Häuser und 900 Einwohner hat, also nicht so viel als manches Dorf in unserer Nähe.