Erster Brief

Durchlauchtigster Kronprinz,
Gnädigster Kronprinz und Herr.

Schon seit mehreren Jahren ist es eine meiner angenehmsten Beschäftigungen gewesen, vorzügliche dänische Schriften, welche die Geschichte und die Verfassung ihres Vaterlandes, welches ich auch das meinige nennen zu dürfen mich freue, oder anderer Länder aufklären, in Deutschland bekannt, und durch Uebersetzungen oder Auszüge gemeinnütziger zu machen. Hiedurch glaube ich zugleich einen Theil derjenigen Pflichten zu erfüllen, welche mir mein Amt auflegt, und meine Zeit nützlich anzuwenden. So geringe daher auch diese Arbeit sein mag: so darf ich es doch wol kühn wagen, gegenwärtige neue Frucht derselben Eurer Königlichen Hoheit unterthänigst vorzulegen, da Höchstdieselben eine treue Befolgung der Pflichten, welche einem Jeden sein Stand auflegt, und nützliche Beschäftigungen, so gering sie auch sein mögen, Höchstdero gnädigsten Beifalls zu würdigen gewohnt sind. Auch darf ich mir schmeicheln, dass Eure königliche Hoheit ein Werk, welches Höchstdieselben schon in der dänischen Urschrift mit Gnade angesehen haben, auch jetzt in seinem deutschen Gewand nicht verschmähen werden.


Edle und liebenswürdige Freimüthigkeit ist schon lange das Eigenthümliche vieler vortrefflichen dänischen Schriftsteller gewesen, und die gegenwärtige Schrift ist ein neuer höchstschätzbarer Beweis der Freiheit, womit die Preiswürdigste Dänische Regierung ihre Schriftsteller so vorzüglich beglückt. Sie zielt vornehmlich dahin ab, auswärtige Verbesserungen in der Landwirtschaft mit dem Zustande der unsrigen zu vergleichen, und unter uns bekannt zu machen. Ein um desto verdienstlicheres Unternehmen, je mehr es der Zustand der Landwirtschaft in dem Königl. Dänischen Scepter gehorchenden Ländern bedarf, verbessert zu werden, da auf ihr die Quelle alles Wohlstandes ruht. Eure Königliche Hoheit, deren erhabene Tugenden die Nachwelt dereinst nicht weniger, als die Zeitgenossen, preisen wird, lieben und schützen diese Pressefreiheit. Höchstdieselben erkennen es, was so viele Fürsten zu ihrem Schaden verkannt haben, und noch verkennen, dass sie, die edle Pressefreiheit, es ist, welche die Thronen sichert, die Taten und mit ihnen den Ruhm guter Fürsten verbreitet, den edlen und rechtschaffenen Mann die Bewunderung, und den Ungerechten der Verachtung seiner Mitbürger Preis gibt, das Gute zur Belohnung und Aufmunterung, das Schlimme zur Warnung bekannt macht, dem Unterdrückten Recht verschafft, und das Nützliche und Fehlerhafte, was in jedem Staate, nach der Natur der unvollkommenen menschlichen Dinge ist und sein muss, aufdeckt. Eure Königliche Hoheit wissen es, dass derjenige Staat, wie derjenige Mensch, der vollkommenste ist, welcher die wenigsten Mängel hat, und dass nur der ein wahrer Freund seines Vaterlandes genannt zu werden verdient, welcher, ohne seinen Mängeln zu schmeicheln, das Rühmliche, was er darin findet, lobt, und sich bemüht, zur Verbesserung der Mängel nach seinen Kräften beizutragen. Unter dem Schutze Eurer Königlichen Hoheit freut sich Wahrheit und Freimüthigkeit, und sieht ihr goldenes Zeitalter herannahen, weil Höchstdieselben nicht nöthig haben, Wahrheit und Freimütigkeit irgend einer Art zu hassen. Mit Bewunderung sieht dies der Fremde, und beneidet auch darum einen Staat, dem er auch in anderen Rücksichten so viele glückliche Vorzüge einräumen muss. Fröhlich und mit der gewissesten Zuversicht, immer ein gleiches Glück zu genießen, lebt der Unterthan des Dänischen Scepters, und erfleht mit vereinigtem Gebete seinem Königssohne das dauerhafteste Wohlergehen und die glücklichsten Jahre. Auch ich ersterbe mit diesen innigsten Wünschen in tiefster Untertänigkeit Eurer Königlichen Hoheit

Kiel, den 3. Febr. 1786
unterthänigster Diener Valentin August Heinze.