Den 9. September

Ich reiste über Elmshorn nach Glückstadt durch die Wilstermarsch, welche aus überaus gutem und fettem Erdreich besteht. Indessen war der Weg doch noch gut, als das einzige Überbleibsel von der Sommerherrlichkeit der Marsch. Denn alles Korn war schon eingeerntet, der Klee abgefressen und das fette Vieh verkauft.

In diesem Teile der Marsch zieht man dadurch große Einkünfte von den Ländereien, dass man sie beständig zu Viehweiden für die Ochsen liegen lässt, welche größtenteils auf den Stallgütern in Jütland gekauft, und wieder nach Hamburg verkauft werden. Hier schlachtet man sie, und führt sie zum Teil geräuchert in beträchtlicher Menge, unter dem Namen des Hamburger geräucherten Fleisches, sogar nach Dänemark selbst, wieder aus. Das Land ist in ganze, halbe und viertel Bauernhöfe eingeteilt. Ein ganzer Hof ist derjenige, welcher 30 Morgen oder 1 ½ Pflug hat; denn ein Pflug besteht aus 20 Morgen, und ein Morgen enthält 600 Quadratruten, die Rute zu 16 gerechnet. Auf einem Morgen sät man in der Marsch nicht mehr als zwei Tonnen Weizen. Ein ganzer Hof mit den dazugehörigen Gebäuden, welche insgemein sehr gut sind, wie in den Vierlanden, gilt gewöhnlich 10.000 Reichsthaler.


Ich fuhr an demselben Nachmittage nach Brunsbüttel in Süderdithmarschen, wo ich über Nacht blieb. In dieser Gegend kann man die Ländereien, aus Mangel an Wasser, nicht zu Viehweiden gebrauchen; denn man hat hier kein ander Wasser, als Salzwasser, und solches, welches jedes Mal, wenn die Flut steigt, durch die Schleusen in die Gräben läuft. Das Erdreich muss also gepflügt werden, ist aber dabei so fruchtbar, dass es ohne alle Ruhe, bloß durchs Pflügen und Eggen, wodurch es mürbe gemacht und von Unkraut gereinigt wird, eine reichere Ernte gibt, als irgend ein anderes mir bekanntes Land in Europa.

Die Ordnung, in welcher das Land bei Brunsbüttel bebaut wird, ist diese:

1) Brache. Diese besteht darin, dass das Erdreich den Sommer hindurch so oft gepflügt wird, bis das Unkraut vertilgt ist, welches nach sechs- bis siebenmaligem Pflügen geschieht, worauf denn im August Rübsensamen gesät wird.

2) Dieser wird das Jahr darauf im August geerntet, und daraus Öl gestampft, das vornämlich in Seifensiedereien gebraucht wird. Diese Saat, welche sehr gutes, stark bearbeitetes und von Unkraut gereinigtes Feld erfordert, ist sehr fruchtbar und teuer. Sie trägt in guten Jahren bis auf hundertfältig; da sie aber weit dünner, als die Kornarten, gesät werden muss, nämlich kaum zwei Scheffel Rübsesaat gegen eine Tonne Weizen: so ist die Fruchtbarkeit nicht so groß, als sie im Anfang scheint. Das Verhältnis ist daher so: das auf 14.000 Quadrat-Ellen, wobei dem fruchtbarsten Lande nicht über 12 bis 14 Tonnen erwartet werden können, oft 25 Tonnen Rübsesaat wachsen. Wenn diese gerndtet ist: so wird dreimal gepflügt, und Wintergerste gesät, welche ein sehr schweres und fruchtbares Korn ist, das sehr gutes Erdreich nötig hat, und daher nur für wenig Stellen, außer der Marsch, passt.

3) Wenn im dritten Jahre die Gerste eingeerntet ist: so wird zwei bis dreimal gepflügt, je nachdem das Land mit Quecken und Unkraut beschwert ist. Die Gräben werden gereinigt, welches sie kleien nennen, und was da aufgeworfen wird, das ist so gut als fetter Dünger, und wird auf den Rücken des Ackers gebracht, um ihn sowohl zu verbessern als zu erhöhen. Alsdenn wird Roggen gesät..

4) Mit der nämlichen Behandlung werden

Bohnen gesät; und endlich macht

5) Weizen den Beschluss. Alsdenn fängt man wieder mit Brache, Rübsessamen u. s. f. von vorn an.

Unerachtet dieser großen Fruchtbarkeit des Landes macht es doch durch die Gewalt, womit es das Unkraut hervortreibt, dass der Marschbauer jährlich nicht auf größere wirkliche Einkünfte rechnen kann, als auf etwas weniges mehr, als die Hälfte seines Feldes einträgt.

Ein Mann, welcher bei Brunsbüttel 40 Morgen besitzt, muss zehn Pferde halten, zu deren Unerhaltung so viel Pferdebohnen, als auf fünf Morgen Landes wachsen können, erfordert werden. Zur Weide für diese und für seine Haushaltungskühe gebraucht er zehn Morgen. Drei bis vier Morgen müssen notwendig gebracht werden, wenn das Unkraut nicht überhand nehmen soll. Die Ernte von 21 bis 22 Morgen ist also das Höchste, was er zu seinem nötigen Getreide und zum Verkauf rechnen kann. Die königlichen Steuern betragen jährlich von jedem Morgen gegen 6 Rthlr., und die Kosten zur Ausbesserung der Deiche ungefähr 2 Rthlr.. Bei diesen Vorteilen und Lasten wird ein Hof mit zwei, drei, ja 4.000 Rthlr., bezahlt, je nachdem die Gebäude beschaffen, und je nachdem die Ländereien durch Pflügen und Gräben in einen fruchtbaren Stand gesetzt sind.

Zur Verschiffung ist das Marschkorn nicht geschickt, weil es verdirbt, wenn es auf den Böden oder im Schiffe liegen soll. Auch ist die Milch zur Butter, welche aufbewahrt werden soll, zu fett.

Nirgends in der Marsch, so wie auch nirgends in Holstein, wird der Zehnten bezahlt, sondern jedes Land wird mit seiner vollen Ernte gedüngt.