Den 8. Juli

Ich musste des Morgens früh Stargardt verlassen. Meine Zeit erlaubte mir nicht, länger zu bleiben, wie ich sonst sehr gewünscht hätte. Denn diese Gegend liefert nicht bloß Sachen, welche sehenswert sind, sondern auch Menschen, welche gekannt zu werden verdienen. Ich kenne gerne keine Gegend, wo die wohltätigen Wirkungen der Matematik, dadurch, dass sie unter dem Mitteltelstande deutliche Begriffe allgemein macht, bemerkt werden. Dies erstreckte sich bis auf den Wirt und die Wirtin in meinem Wirtshause; denn nachdem diese erfahren hatten, dass ich ein Candidatus agriculturae, des Ackerbaues Beflissener, wäre: so redeten sie Stundenlang mit mir vom Messen, Arosieren, Schleusenbauen, Taxieren der Erdarbeit u. s f. Hätte daher nicht das Schusterschild über der Türe gehangen: so würde ich geglaubt haben, dass es die Herberge der Amtleute sei, und, um meinen reisenden Nachfolgern nichts zu vergeben, wäre ich darauf bestanden, wenigstens eine Nacht freies Quartier zu haben.

Nun reiste ich nach dem Compasse gerade nach Norden zu, durch mittelmäßige Gegenden, welche immer schlechter werden, je mehr sie sich der See nähern. Ich kam nach Cantereck, dessen Eigentümer der General Röller Banner ist, welcher in Seiner königlichen Majestät Diensten steht. Er ist nach einem zwanzigjährigen Processe zum Besitz von acht Gütern oder Dörfern (siehe oben) gekommen, welche Köllersche Lehne sind. Seines Großvaters Bruder, welcher Domprobst zu Camin war, hatte keinen Sohn; aber er machte seine Güter zu Allodien, und übertrug sie seinen beiden Schwiegersöhnen. Der damals noch unmündige Vater des gegenwärtigen Besitzers gab dazu seine Einwiligung nicht, konnte sie auch als ein Minderjähriger nicht geben. Der General aber hat sich auf sein Wiedereinlösungsrecht berufen; die Göttin Themis hat ihm dasselbe zuerkannt; und er soll, durch Ausbezahlung von ungefähr 27.000 Rthlr., Güter von jährlichen Einkünften von sechs bis achttausend Rthlrn. erhalten haben. Das Erdreich ist mittelmäßig, und die Einkünfte vom Ackerbaue sind vermutlich nicht so beträchtlich, als die Einkünfte aus den Tannenwäldern, welche groß und schön sind, und an die See grenzen.