Den 20. August

Ich brachte einige Stunden auf Neemt zu, welches Gut einem Herrn von Cronstern gehört, und dicht am Plöner See sehr angenehm liegt, Der Besitzer war nicht zu Hause. Ich hatte gern gewünscht, ihn kennen zu lernen, weil ich allenthalben Spuren von seiner Einsicht und von seinem Fleiße, sowohl in Rücksicht der zierlichen Einrichtung des Hauses und Gartens, als in Ansehung der sehr nützlichen Einrichtungen der Felder und Wiesen, fand.

Die Meisten, welche bauen, scheinen es mehr vor andre, als vor sich selbst zu tun; auf Neemt aber ist das schönste Zimmer die Schlafkammer des Besitzers. Aus seinem Bette sieht er durch eine Allee, welche durch den Wald gehauen ist, über den See das gerade gegen über liegende prächtige Schloss in Plön.


Die Fassade des Hauses scheint von gehauenen Steinen zu sein; aber sie ist nur dick mit Segeberger Kalk belegt, worinn Einschnitte gemacht sind. Dieser Kalk bindet, wie bekannt, so stark, dass er den Einflüssen der Lust widersteht. Bei anderm Kalk würde er kaum einen Winter währen: so würden die Ecken der Einschnitte wegfrieren.

Ein Tischler, welcher dort arbeitete, wies mir verschiedene Meublen von Buchenholz, welche mit einer Art von Firniß überzogen und poliert waren. Er sagte mir, dass es seine Arbeit wäre, und ich hätte blos an der Schwere erkennen können, dass es nicht Mahagoniholz sei.

Der Garten ist in gutem Geschmack angelegt und mit vielen schönen und blumentragenden amerikanischen Bäumen geziert.

Der Teil des Feldes, welchen ich sah, gehört in die Klasse des schlechten Erdreichs. Die Felder waren mit lebendigen Hecken eingehegt, und mit schönen Einfahrten, welche zu beiden Seiten gehauene Stelle hatten, versehen: so, dass die Gegend doch angenehm aussieht. Zur Verbesserung des Erdreichs, welche allein durch Vermehrung des Düngers bewirkt werden kann, ist durch Anlegung neuer Wiesen ein beträchtlicher Schritt geschehen. Der Besitzer hat nämlich ein großes Stück sumpfigen Landes, worinn einige mit Heide bewachsene Sandhügel lagen, durchgraben, darauf die Sandhügel abtragen, und damit die sumpfigen Stellen ausfüllen lassen. An der Seite des Feldes liegt der so genannte Stockseer See, welcher aus königliche Kosten so abgegraben ist, dass das Wasser zehn Fuß von seiner vorigen Höhe gefallen ist. Dadurch hat sich das Eigentum aller Besitzer um den See herum vermehrt. Der Ableitungsgraben geht durch Herrn von Cronstern’s Ländereien, und er soll sich zur Unterhaltung desselben verpflichtet haben, weil er mit Hilfe desselben das Wasser, wenn er will, über die vorhin erwähnten Ländereien laufen lässt, wodurch diese aus unnützen Sümpfen in gute Wiesen verwandelt worden sind. Der besondere Nutzen des fließenden Wassers fällt auch bei einigen höher liegenden Ländereien, welche mit Heide bewachsen sind, in die Augen: denn so weit das Wasser kommen kann, ist die Heide ganz verschwunden, und gutes Gras an dessen Stelle gekommen.

Man hat mir erzählt, dass, so wie man in den Märschen Mühlen hat, um das überflüßige Wasser weg zu mahlen: so soll man in Schottland Kunstwerke angelegt haben, um das Wasser auf die Heidehügel zu bringen, wodurch nicht allein die Heide weggeschafft, sondern sogar nach wenigen Jahren die wirkliche Verbesserung des Erdbodens zum Kornbau merkbar wird. Eine neue Nachricht davon, mit Berechnung der Unkosten und der Vorteile, konnte vielleicht manchen Gutsbesitzer in den Heidegegenden Jütlands zu vorteilhaften Entwürfen veranlassen.