34. Kapitel (Die Belagerung)

34. Die Belagerung.

„Seht Ihr wohl, ich hatte doch Recht – das ist das Haus!“ sagte Roberts, als die kleine Karawane den Rand der Waldlichtung betrat und nun vor dem einfachen, von hoher Fenz umgebenen Gebäude stand, das mit dem heutigen Tage Marion's ganze Welt in sich fassen sollte.


„Wahrhaftig!“ rief Harper verwundert, „aber die Bäume waren nach ganz anderer Richtung hin angezeichnet. Ich glaubte nicht anders, als daß er irgendwo in dem hohen Lande, weiter hinauf, wohnen müßte. Jetzt werden wir ja fast halbe Nachbarn, denn mein Haus liegt gar nicht so sehr weit von hier entfernt, den Fluß hinunter.“

„Nun, Marion, wie gefällt Dir der Platz?“ frug der alte Roberts, sich zu seiner Tochter wendend – „heh? ein bischen still und schaurig, nicht wahr? Ja, das macht die Nähe des Flusses mit den dichten Sykomoren, den dunkeln Weiden und den einzelnen Baumwollenholzbäumen, die sich hier noch finden; weiter hinauf stehen sie übrigens sehr selten, und Smeirs hat mir neulich versichert –“

„Es ist auch hier recht still und einsam,“ flüsterte Marion, Ellen's Hand ergreifend, als ob sie sich selber scheue, die lautlose Ruhe durch ihre Stimme zu stören – „ich weiß nicht, was den Platz so öde, so – schauerlich macht.“

„Weil das Vieh fehlt,“ sagte Bahrens. – „Das ist ganz natürlich. Wo keine Kuhglocken läuten und die Hühner und Ferkel nicht auf dem Hofe herumjagen, wo Einem nicht ein paar Hunde entgegenspringen und einen Spectakel machen, daß man sein eigenes Wort nicht hören kann, und eine Herde Gänse immer gerade zu derselben Zeit zu schnattern anfängt, wo man Dem, der uns erwartend im Hause steht, etwas zurufen will, da ist's auch nicht wohnlich und gemüthlich und es würde mir wenigstens stets unbehaglich vorkommen.“

„Wozu sollte sich aber Mr. Rowson Vieh anschaffen,“ warf Harper ein, „wenn er vielleicht schon in acht Tagen wieder auszieht.“

„Ach was da,“ erwiderte Bahrens. „Wenn ich nur drei Tage auf einem Flecke wohnte, müßte ich wenigstens ein paar Hühner oder Ferkel um mich herum haben, die das liebe Getreide aufläsen, was sonst verwüstet wird. Seht nur, wie's da drin im Hofe aussieht, der Mais liegt dicht gestreut am Boden! ach, wenn das meine Alte sähe!“

„Wird jetzt schon anders werden.“ lachte Roberts – „die Frau wird ihm den Kopf schon zurechtsetzen, und es ist nun auch ein möglicher Fall, daß nicht mehr alle Sonntage zweimal, und manchmal Mittwochs einmal gepredigt wird. Für die Bequemlichkeit der Pferde ist übrigens gesorgt, das muß wahr sein – Tröge genug.“

„Was hast Du, Ellen?“ frug Marion, selbst beunruhigt, als die Freundin einen leisen, halb unterdrückten Schrei ausstieß – „was war da?“

„Oh nichts,“ lächelte das Mädchen verlegen und warf dabei einen flüchtigen, aber immer noch scheuen Seitenblick nach dem Hause hinauf – „nichts – es war bloße Täuschung. Mir kam es aber auf einmal vor, als ob da oben, zwischen den beiden offenen Spalten, ein Auge hervorgeleuchtet hätte.“

„Wo? da oben?“ lachte Bahrens- „da würde sich wohl schwerlich ein Gast einquartirt haben. Wer hier im Hause wohnen wollte, fände beqemere Plätze – die Thür ist ja offen.“

„Und was für eine Thür!“ sagte Harper, der die Pforte jetzt öffnete und das Haus zuerst betrat, „merkwürdig stark, als wenn er wunder wie große Reichthümer hier aufbewahrte. Nun – ziemlich ordentlich sieht's aus,“ fuhr er dann fort, sich überall umschauend – „für eine Junggesellenwirthschaft nämlich, denn die Frauen möchten noch Manches daran auszusetzen haben. Das läßt sich aber nicht anders verlangen; bei uns unten bleibt ebenfalls viel zu wünschen übrig. Als freilich Alapaha noch lebte,“ seufzte er dann still vor sich hin, „da war es dort auch immer recht wohnlich und hübsch – und da –“

„Es wird schon wieder so werden, Harper,“ unterbrach ihn Bahrens freundlich – „vielleicht noch besser. – Brown muß heirathen, und dann braucht Ihr nachher nicht mehr über Junggesellenwirthschaft zu lamentiren; dann haben die Junggesellen ausgewirthschaftet.“

„Nun herein da, Ihr Mädchen!“ rief Roberts, der sich jetzt den beiden Männern angeschlossen hatte, „herein da mit Euch.“ – Hier beginnt Euer Reich, und Marion mag gleich Besitz nehmen.

„So –“ fuhr er fort, als sie seinem Wunsche Folge geleistet, „so – das ist recht. – Nun kommt und wirthschaftet hier nach Herzenslust, und wir wollen indessen draußen ein Feuer anzünden und den eisernen Kessel darüber hängen. Eine Küche ist doch nicht beim Hause, wie ich sehe, und meine Alte, die gar nicht mehr lange bleiben kann, denn in solchen Sachen –“

„Hei–ho,“ rief Bahrens lachend – „er geht wieder durch. – Hier ist Schwamm; wo aber machen wir das Feuer an? Ein unbequemer Platz für Holz das – wenigstens fünfzig schritt weit zu tragen. Da wollen wir lieber erst ein paar Aeste herbeiholen – ist denn keine Axt auf der Farm? Schöne Einrichtung das!“

„Dort in der Ecke lehnt eine,“ sagte Harper.

„Gut, dann bleibt Ihr nur indessen hier.“

„Nein, ich will mit Holz tragen,“ meinte Roberts, „Harper mag Feuer anmachen – dürres Laub und Reisig hat ja der Wind genug hergeschafft.“

Die Männer gingen nun lachend und erzählend an ihre Beschäftigungen, und die Mädchen blieben allein im Hause zurück. Ihre Stellung aber veränderten sie nicht, und mit ineinander verschlungenen Händen sahen sie sich ernst und still in die Augen. Da endlich konnte Marion den inneren Gefühlen nicht länger gebieten, und sich an die Brust der Freundin werfend, machte ein lindernder Thränenstrom dem lange und arg bedrängten Herzen Luft.

„Marion, was fehlt Dir?“ frug Ellen erschreckt, „was um Gottes willen hast Du? – Dich quält irgend etwas Entsetzliches – ich habe es Dir lange angesehen – Du bist nicht glücklich.“

„Nein,“ schluchzte das arme Mädchen und umschlang nur fester die Freundin, die ihre Arme zu lösen suchte, um dem Auge der Weinenden zu begegnen. „Nein – Gott weiß es – ich bin nicht glücklich und – werde es nie werden.“

„Aber was ist Dir? Um des Heilandes willen! so habe ich Dich noch nie gesehen – Du zitterst und bebst – Marion, was fehlt Dir?“

„Was mir fehlt?“ frug die Braut des Methodisten, sich wild und krampfhaft emporrichtend. – „was mir fehlt? – Alles – Alles auf der weiten Welt – Vertrauen – Liebe – Hoffnung – ja selbst die Hoffnung fehlt mir, und jetzt – jetzt ist es zu spät – zu spät – ich kann nicht mehr zurück.“

„Marion, Du ängstigst mich!“ flüsterte schüchtern die Freundin, die sie bebend umschlang – „was sollen all' die räthselhaften Worte? Kannst oder darfst Du mir nicht vertrauen?“

„Noch kann und darf ich,“ sagte jetzt entschlossen Marion und strich sich die dunkeln Locken aus der Stirn zurück – „noch sind wenige Minuten mein eigen, noch bin ich Herrin meiner selbst; in einer Stunde vielleicht ist es spät. – So höre denn, Ellen, was mich bis zu diesem Augenblick elend gemacht hat, was mir von diesem Augenblick an mein ganzes zukünftiges Leben verbittern wird – was hast Du? was ist?“

„Sieh nur dort,“ sagte das Mädchen erstaunt – „ist das nicht Mr. Rowson? – Großer Gott, das Pferd muß mit ihm durchgehen. – Sieh nur, wie es jagt.“

„Hallo, Rowson!“ schrieen Bahrens und Roberts am Waldsaum, die ihn erst jetzt erblickten – „was zum Teufel ist vorgefallen?“

„Alle Wetter!“ rief Harper und sprang auf die Seite, denn das keuchende, schäumende Thier hätte ihn fast über den Haufen gerannt – „Rowson, seid Ihr des Teufels? Was zum Henker habt Ihr?“

Dieser aber würdigte keinen der Männer einer Antwort, nicht einmal eines Blickes. Er sprang vom Pferde, stürzte durch die schmale Fenzpforte in das Haus – warf auch diese Thür, zum Entsetzen der beiden Mädchen, in's Schloß, schob zwei eiserne Riegel vor, riß die Büchse von dem Haken herunter und blickte jetzt erst im Zimmer umher, als sei er fest entschlossen, den Ersten, der sich ihm in den Weg stellen würde, niederzuschießen.

„Allmächtiger Gott – Mr. Rowson,“ rief Ellen zu Tode erschrocken – „was wollen Sie thun? Ihre Braut ermorden?“

„Cotton!“ schrie Rowson mit heiserer Stimme, als er sich überzeugt hatte, daß keiner der Männer in der Hütte weile, und ohne die Mädchen weiter eines Blickes zu würdigen – „Cotton!“

„Ja,“ antwortete dieser mürrisch von oben herab – „ich bin hier, aber – habt Acht da unten – der Indianer kommt. Höll' und Teufel – war Euch der nicht auf den Fersen?“

„Kommt herunter – schnell!“ befahl der Prediger, indem er mehrere kleine Pflöcke aus den Zwischenspalten der Klötze herausnahm und so zu gleicher Zeit Schießscharten und Ausschaulöcher bildete. – „kommt herunter – es wird gleich Arbeit geben. – Wir haben Einquartierung.“

Wie eine Katze glitt jetzt der Jäger an den rauhen Stämmen der Hütte nieder, und Ellen bedurfte nun Marion's Arm, sich aufrecht zu halten, als sie den Mann erblickte, den sie von allen Menschen der Erde am meisten fürchtete, und der jetzt unter so sonderbaren, geheimnißvollen Verhältnissen auf dem Schauplatz erschien.

„Was soll das heißen? – um Gottes willen, Mr. Rowson, lassen Sie uns hinaus,“ bat Marion, in diesem Augenblick zum ersten Mal befürchtend, daß sie gefangen und in der Gewalt voll Verbrechern wäre. – „Lassen Sie mich zu meinem Vater – was bedeutet dies Alles?“

„Wirst es bald erfahren, Täubchen,“ lachte höhnisch der Jäger, indem er die zweite Büchse über dem Kamin wegnahm – „wirst es bald erfahren. – Aber Gift und Klapperschlangen,“ fuhr er dann, sich zu Rowson wendend, zornig fort – „Ihr habt mich hier schön mit in die Falle gelockt – Thor, der ich war, in das Nest hinauf zu kriechen. Jetzt könnt' ich ruhig im Canoe sitzen und eine fünf Meilen sichere Distanz zwischen mir und den Schuften da draußen haben.“

„Zurück da,“ schrie Rowson durch die Spalte, ohne etwas auf die Vorwürfe des Gefährten zu erwidern – „zurück, oder Ihr seid des Todes!“ und in demselben Augenblick krachte auch sein Schuß durch die Spalte der Hütte, und das entladene Gewehr niederwerfend, war er mit einem Satz am Bett, riß die Matratze her unter und brachte noch vier andere geladene Büchsen zum Vorschein.

„Warte, rothe Bestie!“ murmelte er dann vor sich hin – „Dir hoff' ich das Spioniren gelegt zu haben. – Zurück von der Thür da!“ donnerte er jetzt die Mädchen barsch an: „es ist bitterer Ernst – zurück, wenn Euch Euer Leben lieb ist!“

„Was sollen wir aber mit den Dirnen hier?“ frug Cotton ärgerlich.

„Sie als Geißeln behalten,“ sagte der Methodist, „ihr Leben bürge uns für das unsrige. – Halten wir uns nur bis zum Dunkelwerden, so sind wir gerettet!“

„Das seh' ich auch noch nicht ein,“ antwortete murrend der Jäger, indem er erst vorsichtig nach allen Richtungen umherschaute und dann die abgeschossene Büchse aus der ihm bezeichneten Kugeltasche wieder lud – „Abends werden sie Feuer um das Haus herum anzünden, oder es gar in Brand stecken.“

„Dafür stehen uns die Mädchen,“ lachte Rowson, „aber hallo – da kommt der alte Roberts, allein, ohne Büchse – er will sein Kind wieder haben. Kann nicht geschehen, Alter.“ –

Die drei Männer, eher des Himmels Einsturz als dem Aehnliches, was sich hier vor ihren Augen zutrug, vermuthend, hatten mit Staunen das Heransprengen des Methodisten bemerkt und im ersten Augenblick wie Ellen geglaubt, das Pferd ginge mit ihm durch. Kaum war aber der sonst so ruhige Prediger im Innern seines Hauses verschwunden, und noch hatten Bahrens und Roberts, der Eine mit der Axt, der Andere mit einem abgehauenen Ast auf der Schulter, die Fenz nicht erreicht, als schon wieder donnernde Hufschläge hinter ihnen laut wurden. Wie sie aber überrascht den Kopf danach wandten, sprengte der Indianer heran, die langen schwarzen Haare im Winde flatternd, die Büchse in der Rechten, den Zügel lose in der Linken, und hinunter gebogen fast bis auf das rechte Knie, um die Fährten, denen er folgte, deutlicher erkennen zu können.

„Assowaum!“ riefen Jene erschrocken und überrascht – „was ist vorgefallen? Was willst Du mit dem Prediger? Was hat er gethan?“

„Sein Blut will ich!“ knirschte der Wilde – „sein rothes Blut – das Herz aus seinem Leibe!“ und sich von dem Rücken des mit Schaum bedeckten Thieres werfend, stürmte er gegen die Fenz und kletterte daran empor. In demselben Augenblick ertönte die Stimme des Methodisten, der Schuß krachte aus dem Innern hervor, und Assowaum stürzte von der Fenz, deren oberste Stange er eben erreicht, hinunter. Ehe sich aber die Männer von ihrem Schreck erholen konnten, sprang er wieder empor, floh um die hohe Einzäunung herum und trat dort hinter einen starken Baumstamm, von wo aus er die Rückseite der Hütte beschießen und jede Flucht nach dem Flusse zu abschneiden konnte.

Hierhin folgten ihm Bahrens und Harper. Roberts aber schritt aus das Haus zu, fest entschlossen, sein Kind den Händen des Verfolgten zu entreißen. Er wußte zwar noch nicht, wessen man den Methodisten beschuldigte, aber dessen räthselhaftes Betragen verrieth zu deutlich, wie er sich irgend eines Vergehens bewußt sein mußte.

„Zurück da!“ rief ihm Rowson aus dem Hause entgegen – „zurück, wenn Euch Euer Leben lieb ist.“

„Mein Kind gebt mir heraus,“ rief Roberts, „die beiden Mädchen laßt aus dem Hause. – Ich schwör' es Euch zu, ich habe nichts gegen Euch, ich begreife nicht einmal, was dies Alles bedeuten soll; aber Ihr habt auf den Indianer geschossen – es ist Blut geflossen, und ich will die Weiber von einem Orte nehmen, wohin sie nicht passen. Gebt mir mein Kind!“

„Zurück da!“ schrie Rowson drohend und hob die Büchse. Marion warf sich ihm aber in die Arme und rief flehend:

„Um Gottes willen – Mann – wollt Ihr meinen Vater morden?“

„Schafft mir die Dirnen vom Halse, Cotton!“ rief der Prediger ärgerlich – „hört nur, wie der Narr draußen an der Thür rüttelt – ein Glück, daß sie den Sturm nicht zusammen versucht haben, sonst hätt' es uns bös bekommen können. Jetzt an's Werk – die Mädchen müssen gebunden werden – deren Arme dürfen uns nicht mehr hinderlich sein – und schweigen sie nicht, auch geknebelt. Wir haben nur noch wenige Minuten freie Zeit, und die müssen wir benutzen!“

„Hülfe! Hülfe!“ schrieen und flehten die beiden Jungfrauen, als sie sich von den rauhen Händen der Männer erfaßt und gefesselt fühlten.

„Räuber! Schuft!“ tobte der alte Roberts und riß mit der Kraft der Verzweiflung an der eichenen Thür. Auch Bahrens stürmte herbei, dem Freunde zu helfen, und Harper selbst, so sehr er sich auch durch die letzte Aufregung geschwächt fühlte, griff nach einem frisch abgehauenen Ast, um seinen schwachen Arm ebenfalls dem Vater zu leihen. Ehe aber die Männer die Fenz überklettert und die Thür erreicht hatten, waren auch die schwachen, zitternden Glieder der beiden Unglücklichen von starken Seilen umwunden, und Rowson rief drohend aus:

„Oeffnet Eure Lippen noch zu einem Hülfeschrei und ich schieße den alten weißköpfigen Narren wie einen Hund nieder.“

„Gnade! Gnade!“ flüsterte Marion leise und zitternd – „Erbarmen!“

„Schießt einmal hinaus, Cotton, verwundet aber Keinen,“ rief diesem der Methodist zu. – Er selber trat dabei mit der Büchse an eine der Hinteren Spalten und suchte den Indianer noch einmal zum Schuß zu bekommen. Assowaum hatte aber die Absicht des Priesters errathen und dachte nicht daran, sein Leben leichtsinnig preiszugeben. Deshalb war er, der Kriegführung seines Stammes getreu, hinter einen Baum geflohen, und von dort aus konnte er die Flucht seines Feindes verhindern, bis die ihm aus den Fersen folgenden Regulatoren eintreffen würden. Den Mörder Alapaha's lebendig und unverletzt zu fangen, war jetzt sein einziges Ziel.

Daß übrigens Brown, dem er sonst mit der ganzen Treue seines Volkes zugethan war, Marion liebe, wußte er nicht, wenn er es auch vielleicht geahnt hatte. Trotzdem hätte ihn aber auch das nicht von dem vorgesteckten Ziel abbringen können. Er wollte und mußte sein Weib rächen, und wäre die ganze Welt darüber zu Grunde gegangen.

Eine Kugel, aus Cotton's sicherem Rohre gefeuert, die Bahrens den Hut vom Kopfe riß, machte übrigens die Männer auf die Gefahr aufmerksam, der sie sich, unter dem Feuer des zum Aeußersten getriebenen Feindes, aussetzten; Roberts selbst hielt jetzt die Freunde von dem Versuch zurück, die schwere, feste Thür mit Gewalt zu stürmen. Waren sie doch nicht einmal bewaffnet und durften also auf diese Art nie hoffen, den Panther mit Erfolg in seiner eigenen Höhle anzugreifen.

„Ich will ihm allein und unbewaffnet entgegentreten,“ sagte er, „er hat in meinem Hause viel Gutes genossen und wird es jetzt nicht wagen, mir die Erfüllung der einzigen Bitte, die Zurückgabe meines Kindes, zu versagen – geht daher,“ bat er noch einmal, als er sah, daß Bahrens zögerte und wilde und trotzige Blicke nach dem Hause hinüber warf – „geht – ich hoffe noch Alles im Guten beizulegen und das Räthsel gelöst zu bekommen!“

Mit diesen Worten wandte er sich, als Bahrens und Harper die innere Umzäunung verließen, gegen die offene Spalte, hinter der er den Methodisten vermuthete, und wollte eben seine Anrede beginnen, als dieser höhnisch daraus hervorrief:

„Haltet ein, gestrenger Herr? – Ich habe zu lange selbst gepredigt, um an derlei Salbadereien noch viel Behagen finden zu können. Um aber kurz und bündig zu einem Verständniß mit einander zu kommen, so hört meine Worte, die diesmal nichts weniger als eine Predigt sein sollen, wenn gleich heute Sabbath, der Tag des Herrn, ist.“

„So hab' ich mich doch nicht in Dir geirrt – Bube!“ knirschte der alte Mann in bitterem Groll, während er wild mit dem Fuße stampfte, „spotte nur noch unserer Leichtgläubigkeit, mit der wir Deinen glatten Worten trauten. – Aber wehe Dir, wenn Du einem der Mädchen, die ein unglückseliges Geschick in Deine Hand gegeben, ein Haar krümmst; stückweis wird Dir dann das Fleisch von den Gliedern gerissen!“

„Was hilft das Reden, ich –“

„Halt – sprich noch nicht,“ rief der alte Mann in höchster Aufregung – „sieh, Du hast, wie es scheint, Schreckliches begangen, denn sonst kann ich mir Dein Betragen nicht erklären, aber was es auch sei, noch hast Du Zeit zur Flucht, und ich selbst will Dir dabei behülflich sein. – Nimm eins von meinen Pferden – nimm Geld – aber gieb mir mein Kind – gieb mir die beiden Mädchen zurück. Bedenke, wie freundlich Du bei uns aufgenommen warst – bedenke, daß ich Dich heute Sohn nennen wollte –“

„Nehmt den Vorschlag an,“ rietf Cotton – „so wird er uns so bald nicht wieder geboten – versteht sich, wenn ich einbegriffen bin. Ich lasse die Mädchen frei –“

„Halt da,“ unterbrach ihn schnell der Methodist – „seid Ihr wahnsinnig? Glaubt Ihr, der Indianer hinter dem Baume dort kehrt sich an das, was der alte Graukopf hier verspricht? Zeigt Guern Scalp an irgend einem offenen Platze und seht zu, wie bald sein Blei hier herüber spritzt. Nein, das sind nur Versprechungen, uns in die Falle zu locken. Vor Dunkelwerden blüht für uns keine Rettung.“

„Warum bahnen wir uns aber nicht jetzt mit Gewalt einen Weg? Die drei Männer sind unbewaffnet, sie können uns nicht aufhalten.“

„Und beschießt der verdammte rothhäutige Schuft hinter der Fichte dort nicht das ganze Flußufer?“

„Wie aber, wenn die Regulatoren hierher kommen sollten?“

„Mich wundert's, daß sie noch nicht da sind,“ hohnlachte Rowson – „die Pest über sie – ich trotze ihnen dennoch!“

„Dann möcht' ich wissen, wie Ihr Nachts entfliehen wollt, wenn sie das Haus umzingeln?“

„Mit Wachtfeuern dürfen sie es nicht wagen,“ flüsterte Rowson – „wir könnten sie sonst von hier aus auf's Korn nehmen. Lagern sie aber im Dunkeln, so sind wir gerettet. Ein schmaler Gang, den ich und Johnson mit unsäglicher Mühe gegraben, führt unter dieser Diele fort bis dahin, wo das Canoe versteckt liegt –“

„Und warum benutzen wir ihn nicht jetzt gleich? Kann sich denn eine bessere Gelegenheit finden?“ rief ärgerlich Cotton.

„Blinder Thor!“ zürnte Rowson – „jene schurkische Rothhaut steht in diesem Augenblick gerade über der Stelle, unter der im dichten Schilf der Kahn verborgen liegt. Wenn er ihn aber auch von da oben nicht sehen kann, so wäre es doch jetzt unmöglich, ihn, ohne verrathen zu werden, flott zu machen.“

„Aber die Regulatoren!“

„Gift und Tod über sie! Was in ihren Kräften steht, werden sie thun, aber sie dürfen es nicht wagen, das Haus feindlich anzugreifen, so lange wir diese Büchsen und die Mädchen als Geißeln haben.“

„Nun?“ rief Roberts draußen – „hast Du meinen Vorschlag überlegt? – Ich sehe, es sind Eurer Mehrere. – Geht Alle – Alle, die Ihr in dem Hause Schutz gesucht habt, frei fort von hier, noch ist es Zeit, denn noch sind die Richter nicht da. Aber gebt mir mein Kind wieder, setzt die unschuldigen Mädchen in Freiheit!“

„Hört meine Antwort!“ entgegnete Rowson – „mein Leben ist verfallen, und jener Indianer ist fest entschlossen, es zu nehmen. Könnt Ihr ihn bewegen, in Eure Bedingungen einzugehen, wohl, so bin ich bereit; könnt Ihr das aber nicht, so bedenkt, daß bei dein ersten Versuch, dieses Haus gewaltsam zu erstürmen, die beiden Mädchen von meinen Händen sterben.“

„Der Indianer muß sich fügen,“ rief Roberts freudig – „er darf nicht – Allmächtiger Gott – es ist zu spät – dort kommen die Regulatoren!“

Er hatte Recht – das dumpfe Trampeln von einigen zwanzig Pferden ward bald durch das Rascheln und Brechen von Zweigen und dürren Aesten begleitet. Assowaum stieß seinen Schlachtschrei aus, und gleich darauf sprengten die Regulatoren, von Brown und Husfield angeführt, auf den Kampfplatz.

„Mee-eu wau iauyaumbaun!“ jubelte der Indianer, als sie, schnell das Ganze übersehend, die Wohnung umzingelten – „jetzt ist er mein – jetzt hab' ich sein Blut!“

Rowson schien aber ganz die Gefahr zu kennen, die ihm drohte, wenn er in die Hände dieses Feindes falle; selbst die Regulatoren fürchtete er weniger als ihn. Wie der Indianer daher in der Freude des Augenblicks nur einen kleinen Theil seines Körpers hinter dem Baum sichtbar werden ließ, schoß ein zweiter Blitz zwischen den Spalten des Blockhauses hervor, und des Häuptlings Blut färbte aus einer zweiten Streifwunde die Erde.

In rascher Wuth über diese rasende Keckheit, selbst einem solchen Feinde noch zu trotzen, sprangen die Regulatoren aus den Sätteln und waren im Begriff, die Fenz niederzureißen, als sich ihnen Roberts in den Weg warf und die Noth verkündete, in der sein Kind schmachte.

„Großer Gott!“ rief Brown – „Marion in den Händen jener Schurken – was läßt sich da thun?“

„Stürmen,“ schrie Husfield wüthend – „stürmen und die Bestien mit Gewalt heraustreiben. – Laßt sie's wagen, den Mädchen ein Haar zu krümmen, und wir brennen ihnen die Glieder stückweis vom Leibe. – Geben sie sich aber gutwillig und auf Gnade oder Ungnade gefangen, so – so sollen sie blos einfach gehangen werden. Hier sind die Stricke.“

„Spart Eure schönen Reden,“ lachte Rowson, der die Worte gehört hatte. – „Wer sich auf zehn Schritt der Wohnung naht, ist ein Mann des Todes. Wir sind hier unserer Sechs und haben achtzehn Büchsen. – Solltet Ihr aber dennoch Euer Leben so gering achten – gut, so schwör' ich's bei dem ewigen Gott, zu dem Ihr alle Sonntage heult und betet, daß die Mädchen vorher eines schmählichen Todes sterben – ich spaße nicht!“

„Hol' der Teufel den prahlerischen Schuft,“ rief Husfield, indem er die Fenzstangen niederwarf; „mir nach, Kameraden, in fünf Minuten ist das Nest unser!“

„Halt!“ schrieen dazwischen springend Brown, Wilson und Roberts – „halt – das wäre Mord – Mord an den unschuldigen Mädchen. Die Buben, zur Verzweiflung getrieben, sind zu dem Schrecklichsten fähig, und noch müssen sich andere Mittel finden, sie zu zwingen, als das Leben Derer, die mir beschützen wollen, so leichtsinnig preiszugeben.“

„Nennt Ihr das beschützen, wenn wir sie noch zwei Minuten in den Händen dieser Schufte lassen?“

„Es muß Rath geschafft werden;“ schrie Brown – „nur nicht mit Gefahr ihres Lebens – wo ist der Indianer?“

„Gestattet uns freien Abzug – gebt uns wenigstens vierundzwanzig Stunden Vorsprung, und die Mädchen sind frei!“

„Gut! Es sei!“ rief Brown schnell.

„Halt, Sir!“ unterbrach ihn Husfield – „wir haben die Buben, die so Gräßliches vollführten, wir haben den Mörder des armen Heathcott in unserer Gewalt, und dessen Blut heischt allein schon Rache, blutige Rache; so leichtsinnig dürfen wir die nicht verscherzen. Hierüber hat übrigens die Versammlung abzustimmen. Wollt Ihr also, Ihr Männer, den Schuft entschlüpfen lassen, blos weil er damit droht, ein paar Mädchen, die er in seiner Gewalt hat, zu ermorden? oder –“

„Nein – nein – nein!“ schrie die Menge, Harper, Wilson, Roberts und Brown ausgenommen.

„Männer – Ihr seid auch Väter – denkt an Eure Kinder!“ flehte Roberts.

„Roberts!“ sagte Stevenson, der bis jetzt geschwiegen hatte, vortretend – „seid ohne Sorge, Eurem Kinde soll und darf nichts geschehen; aber leichtsinnig war' es, jenen Verbrechern auf eine solche Drohung hin die Freiheit zu geben –“

„Laßt uns die Höhle stürmen,“ riefen Viele, – „er weiß, was ihn erwartet, und wird seine Strafe nicht noch durch ein neues Verbrechen vergrößern wollen –“

„Nein, Ihr Männer von Arkansas!“ hielt sie Stevenson auf – „ich bin zwar ein Fremder hier bei Euch, vergönnt aber auch mir ein Wort –“

„Redet, Stevenson!“ sagte Husfield, „Ihr habt gehandelt, als ob Ihr zu uns gehörtet, und Euch dadurch alle Rechte erworben, die wir selbst besitzen.“

„Gut denn!“ sagte der alte Mann mit unterdrückter Stimme, „so hört meinen Vorschlag – aber vorher stellt Wachen aus, daß uns keiner der Buben entgeht, während wir hier debattiren.“

„Der Indianer hält am Flusse Wache,“ sagte Brown – „und an jeder Seite nach dem Walde zu stehen Zwei der Unseren; hier sind wir – Flucht wäre für sie unmöglich.“

„So hört meinen Plan,“ fuhr Stevenson fort: „die Gefangenen, so viel es auch immer sein mögen, wissen, daß sie auf keinen Fall den Wald erreichen können, so lange es hell ist, und haben also ihre ganze Hoffnung auf die einbrechende Dunkelheit gesetzt. Mit Gewalt können wir, wie die Sachen jetzt stehen, nichts ausrichten, denn ich glaube mit Roberts und Brown, daß sie, zum Aeußersten getrieben, auch das Aeußerste wagen werden. Deshalb müssen wir jetzt zur List unsere Zuflucht nehmen. Sobald es dunkelt, wollen wir also hier vorn unsere Lagerfeuer anzünden, bei denen sich besonders der Indianer zeigen muß, daß sie ihn vom Hause aus sehen können.“

„Er wird sich ihren Kugeln nicht zum dritten Mal preisgeben wollen,“ warf Cook ein.

„Hat keine Not,“ erwiderte der Alte – „in der Dämmerung ist unsicheres Schießen, und dann wird es Jenen besonders daran liegen, uns ruhig zu halten – sie werden gewiß nicht den Frieden zuerst brechen. Ihre einzige Hoffnung ist dann der Fluß oder der umgrenzende Wald, da ich nicht weiß, ob ein Canoe hier liegt –“

„Nein, es ist keins zu sehen,“ sagte Wilson.

„Gut,“ fuhr der Alte fort, „dann werden sie um so eher den kleinen Fluß durchschwimmen wollen, um uns von der Fährte abzubringen. Einzelne Wachen müssen deshalb (aber so vorsichtig, daß Niemand vom Haus aus sie sehen kann) an den Waldgrenzen versteckt werden, und ich möchte meinen Hals verwetten, daß wir sie erwischen, wenn sie sich mit Dunkelwerden leise zu dem Flußrande hinabstehlen.“

„Und so viele Stunden noch soll ich mein Kind in den Händen der Mörder und Diebe wissen?“ jammerte Roberts.

„Das geht auf keinen Fall an,“ warf Husfield ein, „es ist kaum elf Uhr, und – Pest und Gift, ich kann die Zeit nicht erwarten, die betende Canaille hängen zu sehen!“

„Ja, wenn wir so wollen, Mr. Husfield,“ lachte der Tennesseer, „dann geht's mir gerade so. Mir wird sie auch lang genug werden, aber was dürfen wir anders thun? – Die Halunken frei lassen? Das wollt Ihr selbst nicht, vor den ganzen Vereinigten Staaten könnten wir das auch nicht verantworten; und die armen Mädchen ihrer Wuth preisgeben, geht eben so wenig an. – Aber da kommt der Indianer herbeigeschlichen – seht nur, wie er sich aus dem Bereich ihrer Kugeln hält. Gegen den müssen sie eine ganz besondere Malice haben.“

Stevenson hatte recht – schlangenartig glitt Assowaum hinter niederliegenden Stämmen, Brombeerdickichten und dichten Baumgruppen hinweg, und erst als er nur noch einen offenen Waldfleck zwischen sich und den Männern sah, floh er flüchtigen Laufes über diesen hinweg und deckte durch den hier versammelten Menschenknäuel seinen Körper. Seine Vorsicht zeigte sich auch keineswegs unnütz, denn kaum hatte er den freien Platz betreten, so bewies eine dritte Kugel, wie genau jede seiner Bewegungen von dem Haus aus verfolgt war. Triumphirend aber schwang er diesmal die Büchse und hielt dann den von der zweiten Kugel getroffenen Arm dem Freunde hin, der augenblicklich sein Tuch vom Nacken riß und die blutende, jedoch unbedeutende Wunde verband.

„Weshalb hat denn der Methodist eine solch' entsetzliche Wuth auf Dich?“ frug ihn jetzt Brown. – „Er verschießt kein Stück Blei, wenn er es nicht auf Deine rothe Haut abschicken kann.“

„Er kennt mich!“ sagte der Indianer, sich stolz emporrichtend, „er weiß auch, daß er meiner Rache verfallen ist – er erschlug Alapaha!“

„Was? Dein Weib? Der Priester? Rowson? Die Indianerin?“ riefen die Männer entsetzt und verwirrt durcheinander.

„Er erschlug Alapaha!“ wiederholte tonlos der Wilde – „sein Blut war es, das diesen Tomahawk färbte.“

„Das ist eine überreife Frucht!“ rief Husfield. „Mir kommt's wie Sünde vor, auch nur noch eine Stunde länger zu warten.“

„Halt,“ sagte der Indianer, „stürmt Ihr das Haus, so stirbt der ›blasse Mann‹, er kennt sein Loos; er wird tapfer sein. Aber er gehört dem ›befiederten Pfeil‹ und darf nicht sterben. Er ist mein! Wartet, bis die Sonne in ihr Bett ist. Assowaum wird Euch führen!“

„So beschäftigt ihre Aufmerksamkeit wenigstens jetzt,“ sagte Brown – „die armen Mädchen müssen ja verzweifeln, wenn sie uns hier draußen wissen und nicht ein Lebenszeichen von uns vernehmen. Sie werden uns der Feigheit zeihen.“

„Allerdings dürfen wir den Canaillen nicht zu viel Luft lassen,“ sagte Wilson – „wer weiß, was sie sonst noch aus Uebermuth begehen. Wenn mich nicht Alles trügt, so ist der Schuft, der Cotton, auch mit dort drinnen, und der ist zu Allem fähig.“

„Auch Atkins' Mulatte ist uns entschlüpft,“ sagte Cook. – „Möglich kann's sein, daß der dort ebenfalls eine Zuflucht gefunden hat.“

„Rowson redete ja von Sechsen,“ warf Curtis ein.

„Prahlerei!“ sagte Stevenson – „nichts als Prahlerei – er will uns einschüchtern. – Aber ist denn auch jener Platz wieder besetzt, wo der Indianer stand?“

„Euer Sohn ging nach der Richtung zu,“ sagte Husfield, „der wird schon aufpassen.“

„Gut – dann wollen wir die Belagerten noch einmal zur Uebergabe auffordern und mit Sturm drohen, daß wir sie wenigstens in Schach halten,“ sagte Brown.

„In was?“ frug Bahrens erstaunt.

„Daß wir ihnen nicht zu viel Zeit zum Nachdenken lassen,“ lächelte der junge Mann. „Wer will der neue Parlamentair sein?“

„Ich habe nichts dagegen,“ sagte Bahrens, „was ich dazu beitragen kann, die Schufte von der rechten Fährte abzubringen, soll gewiß geschehen. Lieber ging' ich aber mit Büchse und Messer auf die Canaillen ein – hol' sie der Henker, mich juckt's ordentlich im Zeigefinger, eine halbe Unze Blei dahinüber zu senden. Wenn man nur nicht fürchten müßte, eins der Mädchen damit zu treffen.“

„Hallo, wer kommt da geritten?“

„Es ist Euer Neger, Roberts,“ sagte Cook, „die Frau wird Todesangst zu Hause ausstehen, denn wie wir vorbeikamen, sah sie leichenblaß aus und rief uns nur zu, ihr Kind zu retten.“

„Schickt ihr den Burschen zurück und sagt, die Mädchen wären in Sicherheit,“ bat Harper – „sie ängstigt sich sonst zu Tode. – Ehe der Junge dort ankommt, hoff' ich, haben wir das Wort wahr gemacht.“

„Natürlich darf ich ihr nicht sagen lassen, wie die Sachen stehen,“ meinte kopfschüttelnd der alte Mann, „sie hätte den Tod vor Schreck. Ob sie denn wohl schon weiß, daß Rowson –“

„Sie rief: Rettet mein Kind aus den Händen des Predigers,“ sagte Curtis – „wie sie's erfahren hat, weiß ich nicht.“

„Er verrieth sich selbst,“ warf Assowaum ein. „Aber die Zeit drängt. Dort oben streichen die Aasgeier – sie kennen ihre Beute. Wir sind jetzt die Aasgeier, bis Abend müssen wir die Hütte umschwärmen. Der blasse Mann hält den Lauf seiner Büchse auf Assowaum gerichtet, wie der Truthahn nach dem Adler blickt, wenn er über ihm kreist. Sobald aber der Whip-poor-will zum ersten Mal schreit, dann verschwimmt das Korn seines Rohres, und er muß nach allen Gegenden hin achten, ob er nicht den Schlachtschrei der Odjibewas höre.“

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Regulatoren von Arkansas