25. Kapitel (Harper und Marion – Ellens Ankunft bei Roberts)

25. Harper und Marion. – Ellen's Ankunft bei Roberts.

Still und freundlich beschien die leuchtende Morgensonne Roberts' wohnliche Heimath. Noch hatten die das Feld und den Hofraum begrenzenden Kiefern und Eichen ihren thauigen Perlenschmuck nicht verloren, warfen ihn aber jetzt in leisen glitzernden Schauern auf die duftende Erde nieder und winkten und nickten dazu mit den Zweigen, als ob sie hätten sagen wollen: „Geht – geht – ihr könnt uns doch nicht verlassen, ihr glänzenden Tropfen, und wenn es nur erst dunkelt, steigt ihr schon wieder heimlich in feuchten Dünsten empor, drängt euch uns wieder auf und sammelt euch hier oben zu eurer stolzen, prahlenden, lieben Herrlichkeit auf's Neue. – Geht – geht – ihr kommt schon wieder und wenn wir euch noch tausendmal abschütteln.“


Vier große, stattliche Truthühner, aus im Walde gefundenen Eiern aufgezogen, strutteten stolz und kollernd auf dem das Haus umgebenden freien Fleck umher und schienen die Maiskörner, die ihnen Marion in einem kleinen Körbchen brachte, erst durch das ganze Ausbreiten ihrer Pracht und Schönheit verdienen zu wollen, ehe sie sich herabließen, die Morgengabe in Empfang zu nehmen. Auf den kleinen, niederen Hickorybüschen, die des Schattens wegen in der Nachbarschaft der Wohnungen gelassen waren, lärmten die blauen Heher und zwitscherten die feuerrothen Cardinäle und hier und da glitt ein munteres silbergraues Eichhörnchen an irgend einem Stamme herunter. Rasch sprang es dort auf die Fenz, lief an dieser, genau den Zickzackwindungen derselben folgend, hin und schwang sich dann wieder, durch irgend ein im Laube raschelndes Huhn aufgescheucht, mit flüchtigem Satz an dem ihm nächststehenden Baum hinauf, bis es sich in Sicherheit wußte. Nicht lange aber dauerte es, so schaute es oben, das Köpfchen gar schlau und pfiffig von der Seite drehend, vorsichtig um den schlanken Stamm herum, mit den weit vorgespitzten kleinen Ohren herunterlauschend, was das verdächtige Geräusch denn wohl verursacht habe.

Die beiden Frauen waren allein. Roberts hatte sich mit den Hunden schon fast vor Tagesanbruch in den Wald begeben, um dort nach seinen Heerden zu sehen, aber versprochen, noch vor Mittag wieder zurück zu sein, und Madame Roberts wirtschaftete jetzt auf eine wunderbar geschäftige Weise zwischen allen nur möglichen Pfannen und Töpfen herum. Ja sogar das Rauchhaus wurde durchstöbert und von dorther einige sehr geheimnißvoll zugebundene und verwahrte Büchsen und Gläser herbeigeschafft, die theils saure Gurken und Honig, theils aber auch die verschiedenen Waldesfrüchte, auf treffliche und delicate Art eingemacht, enthielten und heute zu einem sowohl seltenen als glänzenden Festmahle hervorgeholt wurden.

Marion hatte das Geschäft des Brodbackens überantwortet bekommen und knetete das zarte, weiße Mehl mit den noch viel zarteren, feineren Händen zu kleinen flachen „Biscuits“. Späterhin sollten diese in der hohen eisernen Deckelpfanne gebacken werden, für jetzt aber lagen sie noch in langen, gleichen Reihen auf dem Tisch ausgebreitet und wurden nur vor der Hand mit einer Gabel eingestochen, um der Luft freien Zutritt zu gestatten und sie etwas zu heben.

Die beiden Frauen waren, ganz auf die gewöhnliche Art der amerikanischen Hinterwäldlerinnen, in selbstgewebte Anzüge gekleidet, der Stoff aber von der besten und vorzüglichsten Art, und die Farben und Muster auf das Geschmackvollste und Sinnigste gewählt. Mrs. Roberts suchte etwas darin, in dieser Arbeit von „keiner Einzigen in Arkansas und in den anderen Staaten eben so wenig,“ wie sie sich ausdrückte, übertroffen zu werden, obgleich sie gern und nicht ohne fast eben so viel Stolz eingestand, ihre Tochter stände ihr an Geschicklichkeit fast gleich.

Marion hatte die vollen kastanienbraunen Haare einfach und glatt zurückgescheitelt und in einem Knoten befestigt. Der einzige Schmuck, den sie trug, waren zwei kleine, halb aufgeblühte weiße Rosen, und süß und zart, wie ihre schwellenden Lippen, glühte und duftete aus deren kaum erschlossenem Kelch das sanfte jungfräuliche Roth der aufkeimenden Blüthen. Sie hatte ihre Arbeit beendet, und schaute jetzt stumm und sinnend, die Hände vor sich gefaltet, das Köpfchen wie ermüdet an den blank gescheuerten Thürpfosten gelehnt, die Straße hinab.

„Kommt er noch nicht?“ frug die Mutter, indem sie mit Kennermiene eine eben geöffnete steinerne Büchse an die Nase hielt.

„Wer?“ sagte Marion, erschrocken auffahrend und sich schnell nach der Mutter hinwendend.

„Wer?“ fuhr diese, ohne die Bewegung zu beachten, fort, „wer? närrisches Mädchen – Sam – den Du doch selbst nach Mr. Harper hinuntergeschickt hast, um ihn auf heute einladen zu lassen. Hat's aber gar nicht verdient, daß man die Leute nach ihm in die Welt hineinjagt. – Hätte sich wohl in der langen Zeit einmal wieder können blicken lassen.“

„Er war ja krank –“

„Nun, sein sauberer Neffe denn, der jetzt zu den Regulatoren übergegangen ist. – Du warst auch unwohl und es wäre nicht mehr als artig gewesen, einmal nachzufragen, wie Dir's ginge. Er ist immer freundlich hier aufgenommen und hat gar nichts auf der weiten Gotteswelt zu Hause zu thun –“

„Er hat seinen Onkel gepflegt,“ sagte Marion leise.

„Oh ja – ich weiß wohl, Du vertheidigst ihn immer seit der Geschichte mit dem –“

„Mutter!“ unterbrach sie fast noch leiser als früher und mit einem leichten Vorwurf im Ton das tieferröthende Mädchen.

„Nun ja – er hat Dir damals einen großen Dienst erzeigt, das ist richtig,“ murmelte die alte Dame, „aber auch nicht mehr, als jeder Andere an seiner Stelle gethan haben würde, und – Doch ich will gar nichts gegen ihn sagen, Kind,“ schwatzte sie dann redselig weiter, die nicht mehr nöthigen Gefäße dabei an ihre gehörigen und bestimmten Plätze zurücktragend – „ich habe keineswegs etwas gegen ihn. – Es ist so weit ein lieber junger Mann, aber darum bin ich ja gerade böse auf ihn, daß er nicht manchmal herkommt. Freilich ist die Sache mit Heathcott –“

„Aber, Mutter!“ rief mit vorwurfsvollem Tone die Tochter.

„Ich weiß, was Du sagen willst,“ fuhr diese, ohne sich irre machen zu lassen, fort – „ich weiß, was Du sagen willst; warum hat er sich denn aber seit jener Zeit nicht wieder hier sehen lassen, wenn er ein so ganz gutes, reines Gewissen hat? – Mr. Rowson gab mir darin neulich ganz recht.“

„Und Mr. Rowson hätte gerade volle Ursache, Herrn Brown zu vertheidigen, wo es in seinen Kräften steht,“ rief Marion, sich eifriger als bisher zu ihrer Mutter umwendend. – „Das ist etwas, was mir an ihm nicht gefällt.“

„Er hat ihn auch vertheidigt,“ entgegnete diese, „hat ihn wacker vertheidigt; aber was kann er dafür, wenn er selbst den Verdacht nicht ganz abzuschütteln vermag?“

Marion wandte sich zur Seite, um eine Thräne zu verbergen, die sich ihr ungerufen in's Auge stahl. Ihre Mutter hatte aber jetzt auch vollauf zu thun, um verschiedene Fleischstücke herbeizuholen, die sie noch vor zwölf Uhr zubereiten wollte. Zufällig trat sie dabei einmal an das kleine, in die Stämme eingeschnittene Fenster, das, eigentlich gegen arkansische Sitte, mit einer Glasscheibe versehen war, und entdeckte plötzlich zu ihrem Entsetzen drei Reiter, die auf der Straße herankamen. Es war der erwartete Harper mit seinem Nachbar Bahrens und hinter denen ihr eigener Negerknabe.

„Ei bewahre!“ rief Madame Roberts erschrocken aus, „da kommt Harper schon und ich bin noch nicht fertig. – Ei, der Schlingel von einem Jungen! Er hat doch bestellen sollen: erst um Zwölf.“

„So laß doch, Mutter,“ lächelte Marion, leise mit dem Finger den feuchten verrätherischen Fleck von den Wimpern wischend – „die beiden Männer neh men das nicht so genau, es sind ja gute Freunde vom Vater; Sam hat sie sicher schon unterwegs getroffen.“

Es war übrigens hierbei auch weiter nichts zu thun; Mrs. Roberts ordnete nur noch in aller Geschwindigkeit ihre, wie sie glaubte, etwas verschobene Haube vor dem kleinen Spiegelglas, strich sich die Schürze glatt und trat dann den beiden Gästen, wenn auch mit noch von der Arbeit ein wenig erhitztem Gesicht, freundlich und herzlich entgegen.

„Willkommen, Mr. Harper, willkommen als von den Todten auferstanden!“ sagte sie, diesem die Hand reichend. – „Nur herein, Gentlemen, mein Mann wird gleich wieder zu Hause sein, er will blos einmal nach ein paar Kühen sehen, die lange nicht zum Melken nach Hause gekommen sind. – Nur näher, Mr. Bahrens, wenn ich auch noch nicht ganz in Ordnung bin.“

„Madame Roberts,“ sagte dieser lachend, „ich dränge mich heute ungeladen ein, erfuhr aber erst, daß Sie Gäste hätten, als ich schon auf dem Wege war.“

„Ich glaubte Sie mit bei der Regulatorenversammlung,“ antwortete Mrs. Roberts, „sonst hätt' ich schon lange zu Ihnen hinübergeschickt – aber nur herein, vor der Thür machen wir das Alles nicht ab.“

Die beiden Männer folgten der Einladung, und Harper, zwar noch immer sehr blaß und angegriffen, aber doch mit dem ganzen früheren gemüthlichen Wesen, das ihm gerad' so viele Freunde in der Ansiedelung erworben, mußte sich nun vor allen Dingen niedersetzen, einen Becher des für ihn ganz apart aus Honig und Früchten bereiteten Getränkes zur Stärkung zu sich nehmen und dann erzählen, wie es ihm in seiner Krankheit gegangen, wer ihn Alles gepflegt, was er für Arzeneien genommen und wie er wieder besser geworden sei. Er willfahrte auch mit der freundlichsten Bereitwilligkeit von der Welt dem Allen und rühmte besonders seinen Neffen und seine drei Nachbarn, Wilson, Cook und Roberts, die sich sehr verdient um ihn gemacht hätten. „Selbst Bahrens,“ fuhr er, diesem die Hand hinüberreichend, fort, „hat sein Maisfeld verlassen und ist auf ein paar Tage zu mir herübergekommen. Sie haben mich Alle lieb, was kann ich denn hier im Walde mehr verlangen?“

Das Gespräch wandte sich jetzt auf die ihnen zunächst liegenden Gegenstände, das heißt alle mögliche Arten von Vegetabilien und andere Eßwaaren, die theils schon auf dem Feuer brodelten, theils noch der weiteren Verwendung harrend auf einem kleinen Seitentische aufgeschichtet standen, während Mrs. Roberts ein scharfes Messer heraussuchte und ihre Absicht kundthat, in den Garten zu gehen, um etwas Salat zu holen.

Bahrens, der ihr indessen schon einige außerordentlich wunderbare Begebenheiten von fabelhaft großen Spargeln und märchenhaften Kohlköpfen erzählt hatte, bestand darauf, sie zu begleiten, und Harper blieb mit der Jungfrau allein im Hause zurück.

Marion hatte sich schon den ganzen Morgen danach gesehnt, mit Harper ein paar Minuten allein über den fernen Freund zu sprechen. War er ja doch der Einzige, zu dem sie sprechen durfte. Als dieser Wunsch aber wirklich erfüllt war, schien es, als ob ihr alles Herzblut hinaufströmte nach Gesicht und Schläfen. Die Zunge klebte ihr am Gaumen und sie konnte keinen Laut hervorbringen. Auch Harper schwieg, doch dachten Beide sicherlich nur an den einen Gegenstand, fürchteten aber, etwas für Beide so Schmerzliches zu berühren und konnten es doch nicht über's Herz bringen, ein anderes, gleichgültiges Gespräch anzuknüpfen. Da brach endlich Harper das peinlich werdende Schweigen und sagte, dem jungen Mädchen mit wehmüthig freundlichem Ausdruck die Hand hinüberreichend:

„Wie geht es Ihnen, Marion? Gut, hoff' ich, nicht wahr? Das ist recht. – Seien Sie ein braves, starkes Kind – es freut mich – freut mich herzlich, Sie so wohl und – und zufrieden zu finden. – Mr. Rowson,“ fuhr er dann fort, als ihm Marion lautlos die Hand gereicht hatte – „Mr. Rowson ist ein sehr wackerer Mann und wird Sie schon so glücklich machen, als Sie es verdienen. – Der – der Junge ist doch ein Sausewind, und – sehen Sie, es ist vielleicht viel besser so –

Er ist jetzt mit bei den Regulatoren,“ erzählte er, ihren fragenden Blick verstehend, weiter, „will aber nur sehen, ob er nicht die wirklichen Mörder herausbekommen kann. – Pest und Gift! – es müßte eine Wonne sein, die Kerle hängen zu sehen.“

„Und er ist nicht schuldig – nicht wahr?“ frug das Mädchen mit bittendem Blick.

„Schuldig?“ fuhr Harper in seinem Stuhl auf – „schuldig? Ist da noch Einer, der ihn für schuldig hält? – Nein, Sie nicht,“ sagte er dann, die weiße Hand, die er nicht wieder losgelassen, liebkosend streichelnd, „Sie gewiß nicht, aber auch andere Leute sollen das nicht mehr. Ich selbst freilich glaubte es einmal; ich kannte sein schnell aufloderndes Blut. Das geraubte Geld machte mich aber gleich stutzig, und später erst fand es sich dann, daß er an jenem Tage seine Moccasins getragen, und die Spuren waren beide von Stiefeln oder Schuhen. Nein – er hat keine Schuld an jenem Blute, hoffentlich aber wird schon irgend einmal ein Zufall den wirklichen Thäter verrathen.“

„Die Regulatoren sind ja, wie Sie sagen, deshalb versammelt,“ erwiderte leise die Jungfrau.

„Ach, das sind auch nur Menschen,“ meinte kopfschüttelnd der alte Harper – „nicht einmal Indianer. Ja, wenn Assowaum bei uns geblieben wäre; der Schlingel hat sich aber recht heimlich – recht indianisch fortgeschlichen und nie wieder etwas von sich hören lassen. Bill behauptet freilich noch immer, daß er wieder zurückkommt.“

„Mr. Rowson äußerte hier neulich, die heimliche Entfernung des Indianers spreche sehr gegen ihn,“ sagte Marion.

„Oh – Mr. Rowson sollte ein wenig sparsamer mit seinem Verdacht umgehen,“ rief etwas ereifert der alte Mann. „Es ist nicht hübsch, einem Menschen gleich so Schreckliches aufzubürden, und wenn es auch nur ein Indianer ist. Uebrigens war der es nicht, dagegen wollt' ich mit Freudigkeit meinen Hals zum Pfande setzen.“

„Wird Mr. Brown noch nach Texas gehen?“ flüsterte zitternd das Mädchen.

„Ja,“ bestätigte Harper, auf einmal wieder traurig und niedergeschlagen. „Ich kann ihm den tollen Gedanken nicht ausreden und glaube, wenn sie heute den Mörder fänden, er ginge morgen fort. – Hat er schon das Pferd von Ihrem Vater gekauft?“

„Das eben ließ mich fragen,“ sagte Marion – „ich hörte, wie mein Vater heute Morgen äußerte, er müßte den Fuchs für Mr. Brown einfangen, der oben im Thalgrunde gewöhnlich weidet. Es thut mir unendlich weh, die Ursache zu sein, die ihn fort – von Ihnen forttreibt –“

„Es hat so sein sollen, liebe Marion,“ beruhigte sie der alte Mann, indem er aufstand und ihre Stirn küßte – „und – es ist vielleicht recht gut, daß es gerade so und nicht anders gekommen ist; wer kann es denn wissen. Also Herz gefaßt, mein liebes Mädchen, und die starke Seite nach außen gekehrt.“ Dabei hob er ihr mit leiser Hand das Kinn in die Höhe und wollte recht heiter und sorglos ihr in's Auge schauen, die Stimme zitterte ihm aber doch, und er mußte hart kämpfen, daß er nicht am Ende selbst von ihrer Wehmuth angesteckt wurde.

Gerade noch zur rechten Zeit kam jetzt Mrs. Roberts mit Bahrens aus dem Garten zurück und zwar die Erste lachend, dennoch aber mit einer gewissen religiösen Entrüstung in den Zügen, daß Mr. Bahrens da Sachen erzähle, die „doch unmöglich wahr sein könnten, so gern sie auch seinen Worten glaube“. Bahrens dagegen bestand fest auf dem Erzählten und rief jetzt Harper bei Mehrerem, das er auch ihm schon mitgetheilt haben wollte, zum Zeugen auf.

Sie waren noch in diesem halb ernsten, halb scherzhaften Streite begriffen, als zwei Reiter vor dem Hause hielten und Ellen, von dem jungen Mulatten gefolgt, eintrat.

Die Mädchen kannten sich schon von früher her und begrüßten sich herzlich, aber auch Mrs. Roberts empfing die junge Waise mit wirklicher Güte, da Rowson ihr (in diesem Falle einmal die Wahrheit) nicht allein sehr viel Liebes und Gutes, sondern auch das von ihr erzählt hatte, daß ihre Pflegemutter, Madame Atkins, sie eigentlich mehr wie eine Sclavin, als wie das Kind, wenn auch das angenommene, behandele.

Harper war Ellen noch fremd, Bahrens hatte sie aber schon häufig gesehen, und sie frug nach den ersten Begrüßungen schüchtern ihre neue Herrin oder vielmehr Freundin, ob sie noch zeitig genug eingetroffen sei, da sie sich zu Hause etwas verspätet.

„Zeitig genug, liebes Kind,“ unterbrach sie Madame Roberts – „zeitig genug; morgen früh erst wollen wir hinüberreiten in Eure neue Wohnung. Es wird wohl noch Manches darin nöthig sein, denn man kann doch nicht erwarten, daß ein Junggeselle seine Wirthschaft so ganz vollkommen eingerichtet haben sollte. Später besuchen wir den Richter, wo Mr. Rowson Nachmittags predigen wird, und jener verbindet dann die jungen Leute mit einander. Abends bringen wir sie nach Hause, und Du, liebes Kind, bleibst mit unserem Negerknaben, den Ihr zu Eurer ersten Einrichtung eine Zeit lang dort behalten könnt, bei ihnen.“

Diese Angelegenheit war bald in Ordnung gebracht und es rückte nun die viel wichtigere des Mittagessens heran. Weder Rowson noch Roberts kamen aber, und die Matrone fing schon an, sehr ungeduldig zu werden. Bahrens hatte auch, auf wiederholtes Anregen, soeben zum zweiten Mal in das lange gerade Blechhorn stoßen müssen, das den Ton weit hin durch den Wald trug, als dieser endlich von dem freilich noch sehr fernen Jagdrufe Roberts' beantwortet wurde, und bald tobten, als fröhliche Vorboten, jauchzend und kläffend die Hunde die Countystraße herunter. Wenige Minuten später kamen die Beiden, Roberts und Rowson, in etwas größerer Eile als gewöhnlich, zusammen angetrabt, wahrscheinlich um dem dringenden Rufe Folge zu leisten und die Frauen nicht länger warten zu lassen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Regulatoren von Arkansas