Fortsetzung

Soll auch meine schwache Stimme sich erheben aus der Dunkelheit? soll ich auftreten vor meinem Volk, unberufen und zagend, ein furchtsamer Redner? Es sei gewagt. Denn nicht zu den Großen und Gewaltigen der Erde, nicht zu den Führern der Völker, nicht zu denen, die im Ganzen leiten und regieren, will ich sprechen. Ich würde vergehen und verstummen vor dieser Versammlung. Es gibt Männer von den ersten Talenten, von entschiedenem Verdienst, und von dem wärmsten Gefühl, und auf hohen Standpunkt gestellt, die schon laut und freimütig gesprochen haben, und ihre Worte sind in ganz Deutschland und weit über seine Grenzen hinaus gehört und bewundert worden; sie sind bis zu den Thronen gedrungen, und haben schon heilsame Früchte getragen; und andere werden sprechen, und es wird ihnen an Nachdruck und Erfolg nicht fehlen. Der deutschen Jugend ist mein Leben und meine Kraft geweiht, und die deutsche Jugend ist die Freude und Hoffnung der Gegenwart, die Bürgschaft der kommenden bessern Zeit. Was von diesem Geschlecht nur schwach und unvollkommen zu erwarten ist, das muss das aufblühende in seiner Schönheit und Reife darstellen. Die Feinde der Deutschheit unter den Deutschen sind zum Teil so verstockt und verblendet, zum Teil so versunken in das Alltägliche und Gemeine, so untergegangen in verjährten Vorurteilen, so befangen von Meinungen ihrer Stadt, ihres Ländchens, oder ihres Standes und Gewerbes, dass bei ihnen keine Sinnesänderung mehr zu erreichen ist. Auch wurzelt bei manchen der alte böse Same so fest, dass er mit ihrem Leben, mit ihrer ganzen Kraft verwachsen nicht mehr herausgerissen werden kann, ohne ihr Dasein zu zerstören. Und wir wollen keine Prediger der Verfolgung sein; wir verlangen nicht nach Blutgerüsten, nicht nach Kriegsgerichten, weil wir Menschen, weil wir Christen sind; wir wünschen keine Züchtigungen und kindischen Strafen, sollten sie auch hin und wieder nötig sein, weil wir Männer sind. Es muss endlich von selbst aussterben und verhallen, was noch fremd und abgeschmackt ist, weil es den geistigen Tod in sich trägt, und aufblühen aus dem deutschen Volk durch Glaube und Zucht und Vermahnung ein neues Geschlecht, tapfer und, fromm und treu und kräftig, und diesem muss unsre Bemühung gewidmet sein. Sollten wir, dir Gott zu Lehrern, zu Führern der Jugend berief, unfern Mund verschließen, aus Furcht, es möchte manchen nicht gefallen, was wir sagen? sollen wir uns einengen in die Mauern unserer Hörsäle, und allein bei den Toten unsre Jugendkräfte verzehren, als ob die Welt und die Lebendigen uns nichts angingen? Lernt aus den gewaltsamen Schritten des Tyrannen gegen unsere deutschen Erziehungsanstalten, was er uns zutraute, was er fürchtete von unserm Einfluss auf die Stimmung und den Mut unsers Volks, und tut, was er verbot; denn er hat stets das Edle und Gute verboten. So wie wenige durch Worte der Kraft und der Begeisterung, zu den empfänglichen Herzen der Jünglinge gesprochen, Tausende zu den Waffen versammelten, und im Stillen die heilige Flamme anzündeten, die auf dem Altar des Vaterlandes emporschlug, und den Thron des Gewaltigen verzehrte; so können wir auch jetzt noch viel Nützliches, ja viel Großes schaffen und wirken, wenn wir auf den rechten Grund bauen, und von warmem Gefühl beseelt sind, und unsere Kräfte redlich daran setzen, und lieber unterzugehen begehren, als untätig und feig verschmachten wollen in selbst erdachten Grenzen unsrer Pflicht. Nicht Lehrer der Sprachen, und dieser oder jener Wissenschaft allein sollen wir sein. Wir sollen Menschen bilden und Männer, und menschliche und deutsche Männer, und wäre es uns nur bei einigen gelungen, was wir suchten, so haben wir nicht umsonst gelebt, so haben wir dem Vaterland einen treuen Dienst getan, und nicht im Stillschweigen wird unser Gedächtnis untergehen.

So höret denn meine Worte, ihr deutschen Jünglinge, und der Himmel gebe ihnen Kraft und Eindruck, dass sie wiederhallen in euren Herzen, wie sie in dem Herzen tönen, aus dem sie gesprochen sind, und er lege in sie den Sinn der Liebe und des Vertrauens, der der Same des Gedeihens und der Fruchtbarkeit ist; er lasse auch sie einen Stein zum Bau meines Vaterlandes sein.
Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin.

Herzog Friedrich Franz I. von Mecklenburg-Schwerin.

Fürst Kutusow, Oberbefehlshaber der russischen Armee 1745-1813.

Fürst Kutusow, Oberbefehlshaber der russischen Armee 1745-1813.

Generalmajor von Fallois, Führer des mecklenburgischen Regiments im russischen Feldzuge 1812.

Generalmajor von Fallois, Führer des mecklenburgischen Regiments im russischen Feldzuge 1812.

Carl Ludwig Friedrich Herzog von Mecklenburg-Strelitz 1741-1816.

Carl Ludwig Friedrich Herzog von Mecklenburg-Strelitz 1741-1816.

Kosaken überfallen einen Verwundetentransport.

Kosaken überfallen einen Verwundetentransport.

Napoleon Bonaparte I. Kaiser der Franzosen 1769-1821.

Napoleon Bonaparte I. Kaiser der Franzosen 1769-1821.

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