Raumer, Karl Albrecht Friedrich von (1729-1806). Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888),
Autor: Poten Bernhard von (1828-1909) Preußischer Oberst, MIlitärbiograph, Erscheinungsjahr: 1888
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Raumer: Karl Albrecht Friedrich v. Raumer, preußischer Generallieutenant, wurde am 3. März 1729, als der jüngste Sohn des anhaltischen Regierungsdirektors v. Raumer, zu Dessau geboren, von wo Prinz Moriz von Anhalt ihn im Januar des Jahres 1744 zu seinem Regiment nach Stargard in Pommern mitnahm. Mit diesem nahm er am zweiten schlesischen Kriege Theil, während des Feldzuges ward er Offizier. Ueber seine Erlebnisse vom Eintritt in den Dienst bis nach der Schlacht bei Kesselsdorf hat er Aufzeichnungen hinterlassen, welche in dem Allgemeinen Archiv für die Geschichtskunde des preußischen Staates, herausgegeben von L. v. Ledebur, 10. Band, Berlin 1833, S. 97 abgedruckt sind. Prinz Moriz sorgte auch nach Friedensschluss für Raumer’s militärische Fortbildung und hatte ihn während des ersten Theiles des Siebenjährigen Krieges meist als Adjutanten bei sich; im Sommer 1757 aber kehrte Raumer als Stabskapitän mit seinem Regiment aus Sachsen nach Pommern zurück und stand zunächst den Schweden gegenüber, bis das Regiment nach der Schlacht bei Kunersdorf wiederum nach Sachsen und im Jahr 1761 nach Schlesien ging. Hier erhielt er als Auszeichnung für sein Verhalten im Treffen bei Burkersdorf am 21. Juli 1762 den Orden pour le mérite; während des ganzen Krieges war er vielfach als Generalstabsoffizier und zu Befestigungsarbeiten gebraucht worden. Nach Friedensschluss wurde er Major; am Bairischen Erbfolgekriege nahm er als Oberst in der Brigade des späteren König Friedrich Wilhelm II. in Oberschlesien Theil. Im Jahr 1783 erhielt er ein eigenes Regiment in Ostpreußen, aber bereits unter Umständen, welche erkennen ließen, daß König Friedrich II. ihm nicht günstig gesinnt war, 1786 ward es klar, daß Raumer sich in völliger Ungnade befand, indem der König ihm ein Garnisonregiment geben wollte. Nun bat Raumer um die Erlaubnis, sich verteidigen zu dürfen oder um seinen Abschied, worauf er letzteren erhielt. Die Beweggründe, welche den König zu diesem Verfahren bestimmten, sind nicht bekannt geworden. Raumer selbst lässt durchblicken, daß es des Monarchen allgemeine Abneigung gegen alles Dessauische und Ostpreußische gewesen sei. Als Friedrich wenige Monate später gestorben war, rief dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm II. Raumer sofort in den Dienst zurück, gab ihm ein Regiment in Brandenburg und ernannte ihn am 11. August 1790 zum Generallieutenant. Als die dritte Teilung Polens zur Ausführung gebracht werden sollte und preußischerseits durch königliche Declaration vom 24. Februar1793 der Entschluss ausgesprochen war, Danzig in Besitz zu nehmen, erhielt Raumer den Auftrag, mit einem aus allen Waffen bestehenden Truppencorps die Stadt Danzig zu besetzen. Die städtischen Behörden waren bereit, ihm dieselbe zu überliefern. Am 28. März 1793 Morgens 10 Uhr besetzte er den Hagels und Bischofsberg, die Stadtwache am Marienthore ließ sich durch preußische Soldaten ruhig ablösen. Es sollte nun der Einmarsch folgen. Da fielen aus der Menge Schüsse, bald ward auch von den Wällen gefeuert, mehrere preußische Officiere und Soldaten wurden getroffen. Raumer antwortete in gleicher Weise, zog vorläufig die Truppen zurück, behielt aber den Bischofsberg besetzt und beschoss die Stadt bis um 4Uhr Nachmittags; dann verstummte das Feuer; es traten Unterhandlungen mit den städtischen Behörden ein, welche Herren der Bewegung geworden waren, und am 4. April konnte Raumer, zum Gouverneur von Danzig ernannt, ungehindert einrücken; am 7. Mai huldigte die Stadt dem Könige von Preußen. Raumer trat 1795 in Pension und starb am 24. Dezember 1806.