Kapitel ll. Ein nationales Unglück. - Die ersten Berichte vom überschwemmten Distrikt waren durch Furcht und Schrecken übertrieben worden. — Die wirklichen Ereignisse geschildert. — Ursachen der Fluten. — Die Flüsse waren durch den langanhaltenden Regen ausgetreten.

Ein Unglück, das zur Zeit als es eintrat, in seinem Umfang, was Opfer von Menschenleben und Zerstörung betraf, nur mit dem Schrecken eines Krieges verglichen werden konnte, suchte einen ansehnlichen Teil der Staaten Ohio und Indiana in den Tagen vom 25. März 1913 anheim. Wasserfluten überschwemmten alle die Flussstädte dieser beiden Staaten und Feuer vermehrte den Schrecken und die Zerstörung in einigen der unter Wasser stehenden Städte.
Die Hauptstätte der Verwüstung war nach den ersten Berichten die schöne Stadt Dayton, Ohio, wo es hieß, dass mehrere tausend Menschen ertrunken seien. Zehntausende sollten obdachlos geworden sein und die Totenziffer für den ganzen Staat, erreichte nach den ersten Berichten eine entsetzliche Höhe; allein diesen Schätzungen lagen dürftige und bruchstückartige Berichte zu Grunde, welche sich später als unwahr erwiesen.

Während der auf die Flut folgenden Nacht sollten nach diesen Berichten verzweifelte Flüchtlinge von den tiefgelegenen Ländereien nach höher gelegenen Orten geflüchtet sein. Der Verlust an Eigentum wurde zuerst auf mehr als 100 Millionen veranschlagt und es sollten wenigstens 5 Millionen sofort nötig sein, um die Obdachlosen mit dem Nötigsten zu versorgen und sie unterzubringen. Ein Appell an die allgemeine Wohltätigkeit erging durch die Zeitungen.


Diese Berichte, die der amerikanische Bürger an jenem für zehntausende bedeutungsvollen Morgen des 26. März in seiner Morgenzeitung beim Frühstückstische las, rüttelten ihn wirksam auf aus seiner scheinbaren Sorglosigkeit und verwandelten ihn in, einen wirksamen Mithelfer voll Sympathie für die heimgesuchten Städte des Mittelwestens.
Dann folgte eine allgemeine Nachfrage nach genaueren Berichten über die Größe und den Umfang der Flut und und in wenigen Stunden brächte Telegraph und Telefon Bestätigungen aus der Hauptstadt in Ohio:

„Der mittlere Westen ist heute in der Gewalt der größten hier jemals erlebten Flut, die auf die Stürme folgte, die in den letzten zwei Tagen das Land von Nebraska bis Vermont heimsuchte."

Der Staat Ohio vom Maumee bis an den Ohio ist heute ein großer inländischer See und die schrecklichsten Berichte hört man über Dayton, der Circusstadt in Ohio.
Ein Damm, der den Miami bei Dayton hielt, brach am Dienstag Morgen und bald war die Stadt überschwemmt in einer Tiefe von sieben bis zwölf Fuß. Viele Gebäude waren eingestürzt — da brach auch der letzte Draht, der Dayton mit der Außenwelt in Verbindung gehalten hatte und man hörte nichts Gewisses mehr.

„Bis sechs Uhr gestern Abend waren nach zuverlässigen Berichten sechzig Personen ertrunken, aber von dieser Stunde an liefen Gerüchte von größerer und beinahe unglaublicher Höhe ein."

„Ein Reservoir bei Lewiston sollte gebrochen sein und eine weitere Flut über die geschlagene Stadt ergossen haben." Ein anderer Bericht lautete, dass fünftausend Personen umgekommen seien und dass die Stadt unter vierzig Fuß tiefem Wasser begraben sei.