Professor Dr. Friedrich Trendelenburg 1844-1924

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1896
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Universität Rostock, Medizin, Krankenhaus, Lehrstuhl,
Vor einigen Monaten verstarb der Altmeister der Chirurgie, Professor Karl Thiersch in Leipzig, und als sein Nachfolger ist nun der hervorragende Forscher, dessen Bildnis unsere Leser auf S. 109 finden, als ordentlicher Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik an die Leipziger Hochschule berufen worden. Geheimer Medizinalrat Professor Dr. Friedrich Trendelenburg, bisher in Bonn, ist als Sohn des namhaften Philosophen Friedrich Adolph Trendelenburg (1802-1872) im Jahre 1844 zu Berlin geboren und widmete sich dem Studium der Naturwissenschaften und Medizin an englischen Universitäten und später in Berlin. Von seinen Lehrern wirkten in erster Linie Lister und Langerbeck mächtig auf ihn und begeisterten ihn für die Chirurgie.

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1868 bestand Trendelenburg die medizinische Staatsprüfung, um dann als Langebecks Assistent an der Berliner chirurgischen Universitätsklinik tätig zu sein. Drei Jahre nachher habilitierte er sich als Dozent für Chirurgie an der dortigen Hochschule und wurde nach ferneren drei Jahren als Direktor der chirurgischen Abteilung an das neugegründete große städtische Krankenhaus am Friedrichshain in Berlin berufen.

1875 bestieg er den chirurgischen Lehrstuhl in Rostock und siedelte sieben Jahre hernach als Nachfolger von Busch nach Bonn über. Trendelenburg ist als Forscher und Operateur wie als Lehrer gleich hervorragend und darum würdig, einem Thiersch auf dem Lehrstuhl zu folgen. Er hat als chirurgischer Forscher die verschiedensten Gebiete dieser Wissenschaft bearbeitet, neue Operationsmethoden angegeben, andere begründet und weiter gefördert. Von seinen größeren Arbeiten seien hier genannt: „Die chirurgischen Erkrankungen und Operationen am Halse“ in dem von C. Gerhardt herausgegebenen großen „Handbuch für Kinderkrankheiten“ und „Die Verletzungen und chirurgischen Krankheiten des Gesichts“ in der von Billroth und Lücke begründeten, jetzt von v. Bergmann und Bruns herausgegebenen „Deutschen Chirurgie“. Bei größeren Operationen, namentlich in der Mund- und Rachenhöhle, sowie am Kehlkopf, verwendet man allgemein eine von Trendelenburg konstruierte, bestens bewährte Tamponkanüle, die das Hinabfließen von Blut, Schleim und Eiter in die Lungen hindert. Sein Operationstisch fehlt gegenwärtig wohl in keiner Klinik mehr; seine Plattfußoperation und das von ihm angegebene Verfahren der Unterbindung der großen Rosenvene bei Krampfadern am Unterschenkel sind von allen Chirurgen anerkannte und erfolgreich angewendete Verfahren.

Man darf der Leipziger Fakultät zu der Wahl eines so hervorragenden Fachmannes, der in der Vollkraft seines Wirkens steht, nur Glück wünschen.

Trendelenburg, Friedrich 1844-1924

Trendelenburg, Friedrich 1844-1924