Prinzessin Christine und die Gräfin Diebitz saßen einander gegenüber,

Prinzessin Christine und die Gräfin Diebitz saßen einander gegenüber, beide mit einer Handarbeit beschäftigt. Im Kamin brannte ein Feuer, es fing an kühl zu werden, und das Herrenburger Schloß war eigentlich nur auf die gute Jahreszeit eingerichtet. Ab und zu sagte die Gräfin dies oder jenes; die Prinzessin antwortete einsilbig, es interessierte sie gar nicht, was die Gräfin sprach. So saß man seit einiger Zeit oft gegenüber - seit ihre junge Hofdame, Ina von Hatzfeld, fort war. Der Prinzessin erschien es noch immer wie ein Traum, daß sie die eben gewonnene Freundin wirklich schon wieder verloren haben sollte. Arme kleine Ina Hatzfeld, sie hatte es so gut gemeint und es war ihr so schlecht gelohnt worden!

Damals, am Abend nach dem Besuch im Krankenhause hatte die Prinzessin Ina von Hatzfeld gegenüber die tiefe Entäuschung ausgesprochen, die der Tag ihr bereitet. Es mar wieder gewesen wie in Prinzessin Christines ganzem bisherigen Leben. Der Schatten ihrer Stellung fiel auf alles, was hätte sein können, und raubte ihr jede unbefangene Freude. „Könnte ich doch auch einmal allein die Kranken besuchen!“ hatte sie damals seufzend gesagt.


Die kleine Hofdame stützte den Kopf in die Hand. „Hoheit, ich hätte wohl einen Gedanken. -“ Und dann kam sie mit ihrem Plan heraus. Es war so einfach: am Nachmittag, wenn die Prinzessin ihren regelmäßigen Spaziergang mit der jungen Hofdame machte, so spräche man im Krankenhause vor. Es brauchte niemand gefragt zu werden, und würde auch nachher niemand erfahren. Man ginge durch eine Seitentür direkt in die Säle, ohne sich bei der Oberin melden zu lassen. Die kleine Hofdame hatte den Weg oft benutzt. Darin säße man ein Weilchen gemütlich bei den Kranken; die Schwestern, die aus- und eingingen, würden sie wenig stören. Später kam man zur gewöhnlichen Zeit wieder ins Schloß zurück.

Prinzessin Christine war begeistert. Es hatte einen neuen, eigentümlichen Reiz für sie, einmal etwas garrz im geheimen, ganz selbständig zu unternehmen. Schon an einem der nächsten Tage wurde der Plan ausgeführt, und noch einige Tage später war die kleine Hofdame entlassen. Die Gräfin Diebitz ging mit hochrotem Gesicht umher, und die Prinzessin hatte eine böse Stunde mit ihr durchzumachen. Es war aber auch zu arg gewesen. Wie hatte sie sich von ihrer Hofdame zu so etwas verleiten lassen können. Und noch dazu waren im Krankenhause gerade einige Typhusfälle vorgekommen; die Gräfin schauderte förmlich, wenn sie an die Konsequenzen dachte, die dieser Besuch möglicherweise haben konnte. Prinzessin Christine machte bei ihrem Vater einen schüchternen Versuch, die kleine Hofdame zn retten.

„Es tut mir leid,“ sagte der Herzog, „du hast dich mit der kleinen Hatzfeld angefreundet, aber es geht doch nicht mit ihr. Die Gräfin hat ganz recht. Ich kann dir nicht helfen, mein Kind!“

Damit war die Sache erledigt. Seitdem war Prinzessin Chrisline noch stiller geworden als früher. Manchmal war von einer neuen Hofdame die Rede, und die Erbprinzessin machte allerhand Vorschläge. Prinzessin Christine nickte zu allem, sie wußte ja, es ging nicht nach ihrem Wunsche.

„Wollen Hoheit nicht einmal wieder zu Rambergs fahren?“ fragte die Gräfin, welche beim' Anblick der traurigen jungen Prinzessin fast Gewissensbisse empfand. Seit der Kammerherr mit seiner Tochter von der Reise zurückgekehrt war, fuhr die Prinzessin öfter nach Rechow. Sie fühlte sich wohl in dem freundlichen, alten Herrenhaus, und die Menschen dort verstanden sie. Besonders hatte sie sich mit dem alterr Herrn angefreundet, für den sie schon als Kind eine so große Vorliebe besessen.

,,Ich werde wohl noch einmal hinüber müssen, um Adieu zu sagen,“ erwiderte die Prinzessin leise und mit melancholischem Tonfall.

Man rüstete in wenigen Tagen zur Rückkehr in die Residenz. Die Prinzessin vermied den Gedanken an den bevorstehenden Abschied ängstlich, noch nie war es ihr so schwer geworden, Herrenburg zu verlassen.

Rechow lag ungefähr eine Stunde von der kleinen Sommerresidenz entfernt. Auf der einen Seite des Herrenhauses schloss sich ein schöner Garten an. Weite, unabsehbare Wiesen dehnten sich dahinter aus. Dort lagen im Herbst am Abend weiße Nebel, und die Feuer des Torfmoores glühten düster herüber.

Es war bereits gegen Abend, als die Equipage der jungen Prinzessin vorfuhr. Der alte Herr von Ramberg stand wartend an der Freitreppe, um seinen hohen Gast zu empfangen. Es war ein feines, altes Männergesicht, in welches jahrelange Gedankenarbeit scharfe, interessante Züge gegraben halte. Er ähnelte seinem Sohn.

„Ach, Herr von Ramberg, muß es denn sein, dass Sie hier stehen?“ fragte die Prinzessin besorgt, als sie ausstieg. „Es ist schon so kühl hier in der Nähe der Wiesen.“

„Aber, Hoheit, wenn man so hohen Besuch bekommt -“

Sie machte ein trauriges Gesichtchen.

Da besann er sich schnell eines Besseren. „Ich würde auch hier stehen, wenn mein eigenes Töchterchen käme,“ sagte er herzlich, „und im übrigen, Hoheit, bin ich um diese Zeit stets draußen. Die Dämmerstunde hat so viel Reiz.“

Sie waren während dieser Worte der Haustür zugeschritten, vor welcher sich eine Veranda mit weit überstehendem Dach befand. Wilder Wein überrankte sie. Er war nur noch dünn belaubt und von leuchtend roter Farbe. In seinem Rahmen erschien die Gestalt einer kleinen, freundlichen Dame, der Schwester des Herrn von Ramberg, die ihm seit dem Tode seiner Frau den Haushalt führte.

„Aber wenn diese Zeit des Tages Ihrem Garten gehört,“ sagte die Prinzessin nach der ersten Begrüßung zu dem alten Herrn, „so entziehe ich Sie nun Ihrer lieben Gewohnheit.“

Der Kammerherr lächelte. Und dieses Kind mit der rührenden, ängstlichen Sorge für seine Umgebung, das immerfort sozusagen nur Entschuldigung für seinen Rang zu bitten schien, wollte Prinzessin sein!

„Nun,“ sagte er, „wenn es Hoheit eine Beruhigung ist, gehen wir noch einmal durch den Garten. Ich glaube, ich zeigte ihn Hoheit lange nicht. Freda, du nimmst vielleicht die Gräfin schon mit hinein. Gräfin sehen so erfroren aus.“

Die Prinzessin nickte ihm erfreut zu, als sie an seiner Seite wieder die Stufen zum Garten hinabstieg. Wie dankbar sie ihm war für dieses Arrangement, mit dem er ihr sozusagen das Recht über dem Kopf wegnahm. Die Rambergs verstanden es prachtvoll, sie manchmal von ihrer Hofdame zu isolieren, deren Nähe sie bedrückte. Unbefangen plaudernd schritt sie neben dem alten Herrn hin, der sie, ab und zu stehen bleibend, auf diese oder jene Pflanze seines Gartens aufmerksam machte, der wie ein Schmuckkästchen gehalten war. „Eigentlich sind zu viel Rosen darinnen,“ meinte er, „wenigstens nach meinemGeschmack.“

„Können denn Rosen überhaupt zu viel werden?“ fragte sie.

„Sehen Sie, Hoheit, ein Garten, welcher nur Rosen pflegt, kommt mir vor wie eine Bibliothek, die nur aus Klassikern besteht: sie sind wohl das Höchste, aber sie sind nicht das Einzige. Ich wenigstens liebe neben meinem Goethe noch sehr anspruchslose Sterne. Man muß eben alles, was das Leben bietet, ohne Einseitigkeit genießen.“

Sie waren bei den letzten Worten vor einem Beet buntgesternter Astern stehen geblieben. „Ich möchte sie nicht in meinem Garten missen,“ sagte der alte Herr, sie liebevoll betrachtend. „Sie sind der letzte Schmuck des Jahres, und darin denkt man bei ihrem Anblick so gerne des schönen Allerseelenliedes:

Stell auf den Tisch die dufenden Reseden,
Die letzten roten Astern trag herbei.“

Prinzessin Christine nickte. Es war einer der Umstände, welche ihr den Aufenthalt im Rambergschen Hause so sympathisch machten, daß sie hier schweigen durfte, wenn sie wollte. Man wußte ja, daß Man einander verstand, und es war so qualvoll, das immer wieder durch Worte bekräftigen zu müssen. „Wie gefällt Ihnen mein Rasen, Hoheit?“ fragte Herr von Ramberg. „Sehen Sie, das gehört mit zu dem, worüber wir eben sprachen. Es hat lange gedauert, bis mein Gärtner begriff, dass er das unnütze kleine Unkraut von Gänseblümchen nicht auszujäten braucht. Ich liebe nun einmal die runden, lustigen Dinger! Wenn ich sie sehe, denke ich daran, wie ich als kleiner Junge auf dem Rasen saß und ihre Stengel aneinander flocht. Das ist für mich der Frühling! - Da drüben habe ich mir sogar eine kleine Kornblumenplantage angelegt. Jetzt ist ihr schönster Moment lange vorbei, aber im Juli! Ich sage Eure Hoheit, es war mir allemal zumute, als ginge ich wieder icher meine Rechower Weizenschläge, die ich jetzt dem Pächter überlassen muss. Damals hat mich das Zeug immer so furchtbar geärgert, und - doch so gefreut!“

„So ist Ihr Garten eigentlich ganz der Erinnerung gewidmet?“ sagte die Prinzessin lächelnd.

„Wenn man will: ja. Erinnerung ist das Glück des Alters.“ Dabei blickte er das junge Mädchen aufmerksam an. Sie hielt eine Aster, die er ihr vorhin gepflückt halte, in der Hand. Ihm fiel es auf, wie ähnlich sie selbst dieser blaßblauen Aster sah. Sie passte überhaupt in seinen Garten - sie war sa für ihn auch eine Erinnerungsblume.

Eine Weile schwiegen sie. Plötzlich sagte die Prinzessin. „Das Buch hat mir gefallen. Aber ist es nicht einseitig?“

„Das Buch? Ach so, Hoheit meinen, was ich Ihnen neulich borgte? O ja, einseitig ist’s schon, aber schön, nicht wahr?“

„Ja, - Sie meinten doch: einseitig sein wäre falsch?“ erwiderte sie errötend.

Er mußte lächeln. Wie gläubig sie seine Worte annahm! „Ich meinte vorhin Einseitigkeit im Genuß des Schönen, das uns die Welt bietet,“ sagte er. „In manchen anderen Dingen ist Einseitigkeit Stärke. Im Glauben, in der Liebe - wer wollte sie da verurteilen?“

Die Prinzessin hatte den Kopf gesenkt. Ein leichtes Rot war in ihre Wangen gestiegen, ihre Lippen zuckten. Die Spannung, die tieftraurige Stimmung, welche seit der Trennung von ihrer jungen Hofdame auf ihr gelastet hatte, brach sich jetzt gewaltsam Bahn.

„Ich glaube,“ sagte sie mit schwankender Stimme, „ich bin sehr einseitig. Ich liebe fast niemand. Ich glaube, nur Sie und Ihren Sohn - und dann noch Fräulein von Hatzfeld, aber die hat man mir genommen, ehe wir uns ganz nahe traten.“

Der alte Herr war herumgefahren. Mein Gott, was war das? Er hörte nicht aus ihren Worten den Ton heißer, überall zurückgestoßener Liebessehnsucht des verlassenen, kleinen Fürstenkindes, er vernahm nicht: ich liebe nur Sie, er vernahm nur die Worte. Ihren Sohn - Ihren Sohn! Im nächsten Augenblick drängte er den Gedanken gewaltsam zurück. Ihr waren die Tränen in die Augen getreten, und sie weinte leise und bitterlich.

„Hoheit - Hoheit - Prinzeßchen -“ Er wußte nicht, wie er sie in diesem Augenblick anreden sollte. Wie unendlich töricht kam ihm das Wort „Hoheit“ vor, angesichts des weinenden Kindes. So nahm er ganz einfach ihre kalten, kleinen Hände in die seinen und strich liebevoll väterlich darüber hin. „Nur ruhig weinen, nur ruhig weinen,“ sagte er dabei leise, „nachher wird es dann besser.“

„Ach,“ erwiderte sie nach einer Weile, „es ist nur, weil ich so allein bin.“
„Ich weiß wohl,“ sagte er, „das Gefühl überkommt uns alle zuzeiten immer wieder. Es soll das so sein, damit wir die Sehnsucht nicht verlieren. Sich sehnen, das ist das Beste und Größte in uns - das ist die Stimme der Seele.“

Sie gingen langsam weiter bis an den Gartenzaun. Dort blieben sie stehen, denn der Weg führte nicht weiter. Der alte Herr fing an, allerhand zu erzählen: wie er hier am Abend oft stünde und in die Wiesen blickte, wie dann die Vögel riefen und die Feuer des Torfmoores fern glimmten, und wie nirgends ein Ruhepunkt sei auf dieser weiten Fläche, und das Auge ganz im unendlichen versänke.

Endlich entzog sie ihm ihre Hand und sagte. ,,Ich habe eigentlich kaum gehört, was Sie sprachen, aber ich weiß nicht, wie es kommt: bei Ihnen wird mir immer leichter ums Herz.“

Sie gingen nach dem Hause zurück. „Armes Kind“ dachte er, „sie braucht eigentlich nichts, als ein bißchen Liebe, das ist alles.“

Im Salon herrschte ein warmes, rotes Licht, das von verschleierten Lampen herrührte. An einem Seitentisch summte die Teemaschine, und unter Ursels Händen entstand der duftende Trank.

Das Thema begann sich um Bücher zu drehen. Ursel hatte es angeschlagen. Sie pflegte dies Gesprach besonders gern anzuregen, wenn die Gräfin Diebitz da war, denn diese entsetzte sich immer so wundervoll über die Modernen, und das machte Ursel Spaß.

Ursula von Ramberg war ein Mädchen, das noch immer, obwohl sie die Grenze der Dreißig bereits überschritten hatte, gut aussah. Ja, man konnte vielleicht sogar sagen, daß ihrem beinahe männlich kühn geschnittenen Rassegesicht die reiferen Jahre besser standen, als dereinst die zartere Jugend. Temperament und Geist trieben ein anziehendes Spiel auf ihren Zügen und hoben ihren kleinen, dunklen Kopf eigentümlich pikant von der blonden, ruhigen, norddeutschen Eigenart ihres Vaters und Bruders ab. Nur ein sehr unjugendlicher Zug von Schärfe um den Mund verdarb das Gesamtbild ein wenig. Er zeugte zu aufdringlich deutlich von dem Leid, das ihren Lenz geknickt hatte. Das gab ihr etwas Herbes, was von Haus aus nicht in ihrer Natur lag.

„Was ist es für ein Buch, über das gesprochen wird?“ fragte Prinzessin Christine den Kammerherrn, der neben ihr saß.

„Ein modernes Drama, Eure Hoheit. Es heißt. „Über unsere Kraft“.“

„Entsetzliches Stück,“ entrüstete sich die Gräfin, „dazu unpassend im höchsten Grade, und diese Ausfälle gegen die Geistlichkeit.“

„Unpassend? Aber wieso denn, Gräfin?“ fragte Ursel harmlos.

„Nun, es liegt da im Anfang eine Frau zu Bett - man denke sich, auf der Bühne zu Bett. Aber Sie sind eben viel zu unschuldig, um das zu verstehen, Fräulein Ursel.“

„Ja, daran wird es wohl liegen,“ erwiderte Ursel ernsthaft.

Prinzessin Christine lachte. „Ist es wirklich so schlimm, Herr von Ramberg?“

„Ich glaube, Hoheit, das Stück geht, wie sein Name sagt, für die meisten von uns eben etwas „über unsere Kraft“. Das ist alles. Ich persönlich liebe die alten Meister mehr, sie reden die Sprache der Zeit, welcher ich angehöre. Aber es ist doch auch etwas Großes, wahres um die Neuen. Man soll sie nicht verachten, sie meinen es ehrlich. Wenn Hoheit es wünschen, suche ich gern einmal ein modernes Buch aus meiner Bibliothek, das Eurer Hoheit gefallen wird.“

„Ach bitte!“ rief sie dankbar.

Seit Herr von Ramberg sich ihrer Lektüre angenommen hatte, las Prinzessin Christine bedeutend mehr als früher, wo die Gräfin ihre Bücher aussuchte.

„Fräulein Ursula, bitte, singen Sie mal etwas,“ bat die Hofdame.

„Ich glaube, ich habe alles verlernt, nicht wahr, Papa?“

„Das fürchte ich auch. Du vernachlässigst deine schöne Stimme jetzt ganz über dem Geschreibsel.“

„Geschreibsel?“ forschte die Gräfin neugierig.

„Ja, das ist ein rechter Unsinn,“ sagte Tante Freda, welche meistens nur still und freundlich, wie ein Bild aus der guten alten Zeit dabei saß. „Ursel hat sich’s in den Kopf gesetzt, Romane zu schreiben. Ich bitte jemand, ein junges Mädchen!“

„Nun, ein junges Mädchen bin ich nun eigentlich nicht mehr so ganz,“ sagte Ursel spöttisch.

Herr von Ramberg stand auf. In seinem Gesicht spiegelten sich peinliche Empfindungen. Die literarischen Neigungen seiner Tochter waren ihm unsympathisch.

„Hoheit wollten vorhin noch die italienischen Photographieen ansehen.-“

Die beiden gingen hinüber in das gemütliche Herrenzimmer. -

„Nun also, Hoheit, auf Wiedersehen in drei Tagen auf dem Regimentsball,“ sagte der Kammerherr eine halbe Stunde später, als man sich verabschiedete. „Und dann in der Residenz nur immer Kopf hoch! Es wird schon gehen. Im Frühling kommen Hoheit wieder nach Herrenburg, und inzwischen werde ich wohl mit der Ursel noch einmal zum Hofball hinüber fahren, wenn das Mädel auch zehn Mal nicht mehr tanzen will. Ich mag nicht, daß die Schreiberei überhand nimmt.“ -

Als der alte Herr allein war, zündete er sich eine Zigarre an und machte nach seiner Gewohnheit die schon geschlossenen Fensterläden noch einmal wieder auf, so daß er hinausblicken konnte auf die eintönige Schönheit der Wiesen. Man mußte diese Schönheit von Jugend auf kennen, um sie zu verstehen. Der alte Herr war mit seinen Gedanken noch bei der kleinen Prinzessin. Jetzt, wo sie fort war, durfte er endlich auch an das rätselhafte Wort denken, das sie vorhin gesprochen hatte. War das ahnungslose Kindlichkeit gewesen, oder - oder - Aber nein, das konnte Gott nicht zulassen! Er hatte ihn schwer genug geprüft in seinem eigenen Lebensglück! Das Glück des Sohnes würde er nicht mehr fordern.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Prinzessin Christelchen