Schicksale des edlen Herrn von Puttlitz und seiner Güter im 30jährigen Kriege

Das unglückliche Schicksal der Mark Brandenburg in diesem schreckenvollen Kriege ist im allgemeinen bekannt. Dennoch ist man noch nicht im Stande ein überall zusammenhängendes Gemälde davon zu entwerfen. Willkommen muss daher zu einer künftigen Revision jeder kleine Beitrag in dieser Hinsicht sein, wenn er auch, wie dieser, auf großen historischen Wert keine Ansprüche machen kann.

Maximilian August, Gans, edler Herr von Puttlitz, Kurbrandenburgischer Erbmarschall und Erbherr auf Puttlitz, Wolfshagen und Wittenberge in der Prignitz, hatte mit Konsens seiner Kreditoren das Gut Puttlitz an Joachim Krüger verpachtet, und sich alle Mühe gegeben, dasselbe durch Ackerbau und einen guten Viehstand empor zu bringen. Allein auch ihn traf im Jahre 1636 das harte Schicksal, von den feindlichen Armeen ausgeplündert zu werden. Was er darüber dem Kaiserlichen Notarius Gregorius Bentzin in dem Hause des Bürgermeisters Siegmund Schaumer zu Pritzwalk, am 30ten September zu Protokoll gab, wollen wir hier in einem gedrängten Auszuge mitteilen, und zwar, um den Geist der Zeit nicht zu verwischen mit seinen eigenen Worten. Nachdem er zuvor gesagt, dass er das Rittergut Puttliz auf das Beste eingerichtet gehabt habe, fährt er fort:


„Als aber Dero kaiserl. Majestät, des Reichs und Chursächsische Armaden diese Oerter ergrieffen, und starke Partheyen von einem Orte zum andern gegangen, und solche in der ganzen Prignitz ganz erbärmlichen gehauset, Städte, Flecken, Dörfern ausgeplündert, die arme Leute und Einwohnern, sonderlichen in Flecken und Dörfern von den Ihrigen durch ihre schreckliche Proceturen vertrieben, allen Vorrath an Getreidig in Scheunen und auf den Boden, die Mobilen, Viehe und fahrende Habe hinweg genommen, Thüren, Fenstern, Wende ausgeschlagen, und er zwar lebendige Salva guarti, als 3 Personen auf diese Guetter genommen, dennoch aber im geringsten nicht verschonet werden mögen, besondern am 12ten Sonntage post Trinitatis, den 4ten Septembris (1636) eine Parthey auf Puttlitz zugangen, und ob er und das Stedtlein Puttlitz legen dieselbige sich zu accomotiren und ihnen heraus zu geben sich anerboten, was sie nur begehrten, hetten sie sich doch nicht abweisen lassen wollen, vorgebende, sie wollten selbsten wol bekommen und nehmen, was sie haben wollen, auch da sie ums Gottes Willen gebeten und gefraget, was sie dan begehreten, sie unter Augen ihnen gesaget: Sie wolten plündern, dass auch derwegen die Salva guartia nicht zugeben wollen dass sie eingelassen wurden. Sie aber dennoch mit Gewalt ander Creditoren Hoff, durch Zugehen, die Wellerwandt angestickett, die Bürger aber solches Feuer wider auslöschten, das dieselbige Parthey mit zehen Thaler und vier Pferden sich stillen lassen, aber folgendes Tages, (den 5ten Sept.) da sie sich gesterket, die Burg zu Puttlitz, das ganze Stedtlein und der Creditoren Hoff ausgeplündert, Kisten, Kasten, Schöppe, Thüren, Fenstern, im Hause und auf den Boden, in Ställen und allen Zimmern zerschlagen, den Vorrath an Getreidig, Hausgeräthe, Kleidungen, Leinenzeugk, Bettgewand hingenommen, Viehe und fahrende Habe wegkgetrieben, einer von der Salva guarti erschossen, er, der Herr selbsten ausgezogen, entführet, das bey solcher Verwüstung, da auch die Unterthanen ruiniret, unmueglichen den Creditoren künftigen die jährliche Pension, nach dem Vertrag abzuführen. Darumb er dan gedrungen würde, den Herren Creditoren den jetzigen Zustand zu hinterbringen und erforderte Notturft, das solche Ruin der Gueter in Augenschein genommen, beschrieben und in einem Instrument verfasset würde.“

Der Notarius Bentzin begab sich darauf nach Puttlitz, um die Lage der Sachen selbst in Augenschein zu nehmen. Was er darüber in dem weitläuftigen Protokoll niedergeschrieben, ist ungefähr folgendes: Die Fenster waren fast überall zerschlagen, die Türen zerbrochen oder wenigstens die Krampen, Schlösser und Hespen abgerissen, die Ofen, Tische, Stühle und Braugerätschaften entzweigeschlagen, die Darre abgebrannt, im Pferdestalle alles zertrümmert und „hat man, wegen des bösen Geruches der todten Pferde, so darin gelegen, nicht hinein gehen können. Auch haben etzliche todte Schweine auf dem Hofe gelegen.“ Auf dem Hause, der Scheune und der Badestube waren die Ziegeldächer ruiniert, der Getreide- und Viktualien-Boden gänzlich geleeret; alles Garn, Leinen, Tisch- und Handtücher geraubt und die Kasten zerhauen! die Betten zum Teil in den Brunnen und auf dem Hofe ausgeschüttet, dass auch nicht ein Kissen mehr zu finden war; das Zinn lag zusammengeschmolzen auf dem Hofe, die Scheunen waren ausgeleeret und das Korn ausgedroschen etc.

„Es ist aber allda,“ heißt es im Protokoll „angekommen ein Rittmeister etwan vom Würzburgischen Regiment, der nicht allein Rogcken in der Mühle zuvermahlen ausdroschen lassen, besondern auch Futterung zweene Säcke voll Gersten mitgenommen. Wie denn kurz zuvor, ehe dieser Schwedische Rittmeister ankommen, zwölf Reutter auff diesen Hoff gefallen und ungeachtet der schriftlichen Salva guarti, so ihnen gezeigett, auch zwei Thüren zerschlagen, dem Herrn den Degen von der Wandt, mir, dem Notario, den Hutt vom Kopfe gerissen, mein Schreiblädichen zerschlagen auch ein wenig Geldt dem Hauptmann von Stepenitz, Joachim Alertten genommen, derowegen der Herr von Puttlitz begehret, diese Aktus zu notiren, und weil annoch viel Reitens und Streifens vorfallen tedte, da auch in der Nähe zu Triglitz ein ganzes Regiment einlogiret worden, so wisse er nicht, ob auch in den Scheunen noch etwas bleiben möchte, und die Aussaat in etwas geschehen könnte. Wie denn auch Bericht einkommen und etzliche Pauren erschienen, dass die Unterthanen zu Hülsebecke, zu diesem Gutte gehörig, abgebrandt. Das Dorf ganz eingeäschert, bis auf einen Kossäten.“

Am 10ten Dezember wurde das Gut Sagast besichtigt. Der Zustand desselben war nichts besser. Auch dort fand man alles zerschlagen und zertrümmert, doch noch einiges Korn in der Scheune vorrätig. Zu Krumbeck war der Schade so groß nicht, und nur ein Teil des Viehes weggetrieben. Auf der Schäferei bei Puttlitz hingegen war alles zertrümmert, sogar der Schafstall eingefallen, von der Scheune waren 4 Gebind weggebrand, und 30 Fuder Erbsen und 30 Fuder Heu weggeführt. Von 93 Stück Rindvieh war auf den Gütern zu Puttlitz nichts geblieben, zu Sagast eben so wenig, zu Krumbeck hingegen 18 Stück. Auch waren zu Puttlitz 255 Schafe von den Sächsischen Reitern weggetrieben. Von Schweinen war fast nichts übrig geblieben, denn die nicht mitgenommen waren, lagen tot auf den Höfen herum. Von Gänsen, Enten und Hühnern war keine Spur zu finden. etc.

Zeugen dieser Besichtigung und Aufnahme des Protokolls waren der Diaconus Johann Siefert und Bürgermeister Joachim Thürmann im Städtchen Puttlitz, von dessen Schicksalen übrigens in dem Protokoll nichts gesagt wird.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Preußisch Brandenburgische Miszellen