Poppele neckt einen Müller

Autor: Ueberlieferung
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Zu einem Müller aus Radolfzell, der eines Abends vom Möhringer Fruchtmarkt heimfuhr, gesellte sich unter der Burg Hohenkrähen ein armselig gekleideter Wanderer und bat, bis Singen auf dem Wagen mitgenommen zu werden, was ihm der Müller auch bewilligte. Kurz vor Singen mußte der Müller einmal absteigen, wobei er mit Schrecken bemerkte, daß der Geldgurt, den er um den Leib trug, ganz leicht und leer geworden war. Argwöhnisch blickte er den Wanderer an, aber der sagte nur so nebenhin: »Ich habe das Geld nicht; geht einmal ein paar Schritte zurück, vielleicht findet Ihr es wieder.«

Da schaute sich der Müller um und sah im Mondlicht vor sich auf dem Weg einen Taler liegen; unweit davon fand er einen zweiten und einige Meter weiter einen dritten. Hierüber lachte der Wanderer laut auf und war plötzlich verschwunden. Da merkte der Müller, daß er es mit dem Poppele, dem Spukgeist von Hohenkrähen, zu tun hatte.

In Singen stellte er sein Fuhrwerk ein und ging suchend auf der Landstraße eine gute Stunde weit zurück. Da fand er nach und nach alle seine Taler, den letzten morgens um fünf Uhr, an der Stelle, wo er den Poppele auf den Wagen genommen hatte.