Viertes Kapitel

In der Beurteilung der politischen Bedeutung eines Volkes kommen verschiedene Gesichtspunkte in Betracht, und zwar bezüglich seines Wohngebietes in geographisch- und wirtschaftlich-politischer Hinsicht, ferner seiner numerischen Stärke, seiner national-politischen Ideologie und Interessensphäre, schließlich seiner staatspolitischen Bestandsund Entwicklungsmöglichkeiten usw.

Wenn von dem Gebiet eines politisch zu wertenden Volkes die Rede ist, so handelt es sich hauptsächlich um sein geschlossenes Wohngebiet, nicht aber um alle die Länder, in denen die betreffende Nationalität zerstreut ist, denn nur das erstere kann eine feste Grundlage für politische Konstruktionen bilden. Bei den auf eine weite und dauernde Zukunft abzielenden Rechnungen muss man von Kolonien, Sprachinseln, Minoritäten usw. absehen, dieselben können bestenfalls als ein Akzessorium, eine eventuell auszunützende Nebensache betrachtet werden.*) Sowie es keine jüdische Frage im national-politischen, geschweige denn staatspolitischen Sinne gibt, weil die Juden keine beträchtlichere Bodenfläche geschlossen innehaben, muss man auch die Grundlage der polnischen Frage, vom Standpunkte der internationalen Politik, nach dem geschlossenen Gebiete des Volkes zu würdigen trachten. Es kommt nicht darauf an, wie viel Polen überhaupt auf der Erde existieren oder welche fremden Länder sie vor Jahrhunderten politisch beherrscht haben oder in der Zukunft zu unterwerfen wünschen, sondern entscheidend ist, welches geographische Gebiet sie als geschlossene Mehrheit und in welcher Gesamtzahl bewohnen; ferner, ob dieses Gebiet geeignet erscheint, zu gewissen politischen Kombinationen herangezogen zu werden.


*) Wie politisch unwichtig solche Sprachinseln und Sprachkolonien sind, zeigt am besten die Erfahrung in Galizien während der Russenherrschaft. Der künstlich-oberflächliche polnische Charakter Ostgaliziens samt Lemberg ist damals wie vor einem Windhauch verschwunden.

Die Bodenfläche des gesamten polnischen ethnographischen Gebietes, welches, wie oben angedeutet wurde, etwa 170.000 qkm groß ist, würde, rein theoretisch genommen, für einen Staat zweiten Ranges genügen, wenn dessen politischer Wert durch manche schwerwiegenden Nachteile geographischer Natur nicht so stark beeinträchtigt würde. Heutzutage aber sind für das polnische Problem die politischen Verhältnisse ausschlaggebend. Es wäre geradezu widersinnig, zu glauben, die siegreichen Zentralmächte — und sei es auch nur eine derselben — würden darauf eingehen, ihren bisherigen polnischen Boden zwecks Wiederherstellung des alten polnischen Reiches abzugeben. Im Gegenteil, ein Blick auf die Gestaltung der österreichischen und besonders der deutschen Reichsgrenzen gegen Osten drängt die Erkenntnis auf, dass die wichtigsten Gründe militärpolitischer Natur eine Abrundung der äußerst ungünstigen Grenzlinie im Osten erfordern und dass diese Gründe sich über alle politischen Empfindsamkeiten hinwegsetzen müssen.

In einem Punkte scheinen auch die Polen des antirussischen Lagers auf dem Boden politischer Nüchternheit zu stehen. Bezüglich der preußischen Teile des ehemaligen Polens geben sich auch sie selbst keiner Täuschung hin, scheinen aber noch nicht einzusehen, von welcher Wichtigkeit für Deutschland eine bessere Sicherung der Ostgrenze ist. Um Berlin zum Verzichte auf die Bestrebungen in dieser Richtung zu bewegen, erklären sich die polnischen Politiker zu einer Gegenleistung bereit, und zwar versprechen sie allen Ernstes, nicht nur im Namen sämtlicher zurzeit lebenden Polen, sondern auch aller künftigen Generationen, ewige Freundschaft für Deutschland zu pflegen, keine Ansprüche mehr auf die preußisch-polnischen Besitzungen zu erheben, sogar diese Länder gänzlich zu räumen, die dortige polnische Bevölkerung weiter nach Osten zu übersiedeln und auf diese Weise den Erfolg des preußischen Kolonisationswerkes zu beschleunigen, wenn Deutschland den sonstigen Wünschen der polnischen Staatsmänner, hinsichtlich der Wiederherstellung des polnischen Staates ihrem Plane gemäß, entspricht.*)

Mit Österreich dagegen glaubt man weniger umständlich umgehen zu können. Die Erfahrung mit der galizischen Autonomie und der polnischen Politik in Österreich flößt den Polen den Glauben ein, die Monarchie würde sich auch jetzt durch anderweitige und nicht ausschließlich durch eigene Staatsinteressen leiten lassen, sie würde nicht nur das ganze Ergebnis des gewaltigen Ringens um den Bestand der Monarchie dem polnischen Nationalziele zum Opfer bringen, sondern auch die ererbten Provinzen zu dem Zwecke veräußern. Die österreichische Regierung hat zwar für die Polen eine sehr weitgehende Toleranz, sie weigert sich jedoch, ihre Meinung bezüglich dieser Anmaßungen klarzulegen, wahrscheinlich nicht nur, weil man vor dem Frieden besonders vorsichtig sein muss, sondern auch weil das Schicksal des eroberten polnischen Volksgebietes politisch noch nicht entschieden ist.

Das geschlossene polnische Territorium in Russland beträgt 109.000 qkm (Kongress mit Ausschluss gewisser Teile der Gouvernements Suwalki und Cholm, mit Einschluss eines Teiles des Gouvernements Grodno) mit rund 11 Millionen Menschen und kann, ungeachtet der stellenweise recht starken Beimischung von fremden Elementen (Deutsche und Juden) als ein einheitlich polnisches Nationalgebiet (durchschnittlich 80 % Polen) betrachtet werden. Seine Behandlung in politisch-rechtlicher Beziehung könnte verschieden sein. Die einfachste und bei gegebenen Verhältnissen (gemäß den Kriegserfolgen der beiden Mächte) die natürlichste Lösung wäre seine Teilung zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn, zumal aus Rücksicht auf seine eingeschobene Lage und seinen Mangel an irgendeiner geographischen Abgeschlossenheit. Die zweite Lösung bestünde darin, dass man aus dem ganzen polnischen Volksgebiet Russlands eine politische Individualität bilden und diese in ein besonderes staatsrechtliches Verhältnis zu den Zentralmächten stellen würde. Zuletzt könnte man diesem Staate auch volle Unabhängigkeit anerkennen, selbstredend die Garantien vorausgesetzt, dass diese Unabhängigkeit später nicht zu einem Werkzeug eines feindlichen Staatensystems wird. Wie verhalten sich die polnischen Politiker solchen Möglichkeiten gegenüber?

*) „Die unter Preußens Zepter lebenden Polen bilden für das zu erwartende polnisch-deutsche Zusammenwirken kein Hindernis. Ohne Zweifel würde ein mächtiger Teil von ihnen dem neuen Reiche zuwandern: „Die Intelligenten, um mehrere jetzt von den Russen bekleidete Ämter zu verwalten, die Bauern, um sich im Osten billigen Boden zu verschaffen.““ (Feldmann, 80.)
„Der innerhalb entsprechender Grenzen erfolgte Wiederaufbau eines polnischen Staates würde einen viel stärkeren Faktor der Verschiebung der polnischen und deutschen Bevölkerung zugunsten, der letzteren bilden, als die ganze, so sehr kostspielige, die Polen aufrührende antipolnische Politik der preußischen Regierung im Laufe der letzten 30 Jahre.“ (Studnicki, 17.)
Demgegenüber muss man an die Worte Bismarcks erinnern: „Nur der, der die Polen gar nicht kennt, kann daran zweifeln, dass sie unsere geschworenen Feinde bleiben würden, solange sie nicht die Weichselmündung und außerdem jedes polnische Dorf in West- und Ostpreußen, Pommern und Schlesien von uns erobert haben würden. Wie kann aber ein Deutscher dafür schwärmen, dem Vaterland in nächster Nähe einen rastlosen Feind zu schaffen, der stets bemüht sein wird, uns bei jeder westlichen Verwicklung in den Rücken zu fallen, der viel gieriger nach Eroberung auf unsere Kosten sein wird, als der russische Kaiser, der froh ist, wenn er seinen jetzigen Koloss Zusammenhalten kann.“ (Brief vom 20. IV. 1848.)


Die genaueren, auf die politische Neugestaltung Polens bezüglichen Wünsche des den Zentralmächten freundlichen Lagers, soweit sie ans Tageslicht gelangen, sind aus mehreren Fassungen bekannt. Manche von ihnen sind als individuelle Äußerungen zu betrachten, aber manche tragen den offiziellen Stempel der polnischen Nationalpolitik. Von den ersteren kommen hauptsächlich die Ausführungen von Wilhelm Feldmann,*) Prof. Alexander Brückner, **) und W1adys1aw R. v. Gizbert Studnicki ***) in Betracht; von den letzteren die Stimme des gegenwärtigen Obmannes des österreichischen Polenklubs, 2n der Aufruf des Obersten polnischen Nationalkomitees vom 8. August, +) die darauf folgende (von der Zensur unterdrückte) Beschlussfassung des Polenklubs, ++) die Broschüre von Prof. M. Straszewski +++) und die in der Zeitschrift „Polen“ ++++) niedergelegten Forderungen und Ansichten. Allen diesen privaten und offiziellen Stimmen liegen gemeinsame und einheitliche Prinzipien zugrunde; noch mehr; es lassen sich auch manche Berührungspunkte mit den Veröffentlichungen des ententefreundlichen polnischen Lagers nicht verkennen.


Die gemeinsamen Grundsätze sind folgende: 1. kein Stück des in Russland eroberten polnischen Bodens (sowohl des ethnographischen wie auch des historischen) darf von Deutschland annektiert werden; 2. sämtliche eroberten Teile der ehemaligen polnischen Republik vor 1772 sollen als eine unteilbare politische Einheit vereinigt werden; 3. Galizien soll ungeteilt dem eroberten und wiederhergestellten Polen angegliedert werden. Dabei sei erwähnt, dass in allen Kundgebungen und Publikationen dieses polnischen Lagers Schlesien (das österreichische und das preussische) und die Z i p s mit Stillschweigen übergangen werden. Auch über die geschichtlich nicht polnische Bukowina wird ebenfalls geschwiegen; wenn aber die Polen dieses Land nicht etwa an Rumänien abgetreten sehen wollen, dann müsste es auch, gleich Galizien, infolge seiner geographischen Lage dem neuen Polen angegliedert werden.

*) a) Zur Lösung der polnischen Frage; offener Brief an G. Cleinow und M. Harden. Berlin, Curtius, 1914. b) Deutschland, Polen und die russische Gefahr; mit einem Vorwort von Dr. A. Brückner. Berlin, Curtius, 1915.
**) Die Slawen und der Krieg (Int. Monatsschrift, Dez. 1914) und Deutsche Reden in ernster Zeit, Nr. 21, 1915; Russen und Polen „Leipz. Illustr. Ztg.“ 8. II. 1915) und zahlreiche Aufsätze desselben Verfassers gegen die Ukrainer.
***) Die Umgestaltung Mittel-Europas durch den gegenwärtigen Krieg. Wien. Goldschmidt.
****) „Voss. Zeitung“ vom 27. III. 1915.
+) Veröffentlicht in der Tagespresse.
++) „Münch. Neueste Nachrichten“, Nr. 408 vom 12. VIII. 1915.
+++) Die polnische Frage. Wien 1915. Verlag des Obersten Nationalkomitees.
++++) Organ des Obersten Nationalkomitees, erscheint wöchentlich in Wien seit 1. I. 1915.


Über die staatsrechtliche Stellung des zu schaffenden Polens sind die Ansichten ziemlich unklar, in mancher Beziehung auch geteilt: den bisherigen Äußerungen nach dürfte zwischen Polen und Deutschland kein engeres Band erwünscht sein, dagegen würde ein gewisser Anschluss an die österreichisch-ungarische Monarchie in noch näher zu bestimmender Form nicht weniger Aussicht auf Zufriedenstellung der Polen haben als die vollkommene staatliche Unabhängigkeit. Zweckmäßigkeitshalber wird die erstere Form stärker betont. Jedenfalls wird von den Polen eine selbständige politische Stellung beansprucht, welche schließlich, derjenigen Ungarns nicht unähnlich, internationale Verhältnisse in Zukunft beeinflussen könnte.

Dass die Polen sich gegen den Gedanken einer Teilung Kongresspolens zwischen Deutschland und der Monarchie sträuben, ist verständlich, obwohl die auf diesem Wege erlangte Halbierung des polnischen Volksgebietes für die Polen in mancher Beziehung vorteilhafter sein dürfte als die bisherige Dreiteilung. Die polnische Abneigung gegen andere Lösungsarten ist nicht so leicht erklärlich. So wäre z. B. die Idee der Umwandlung Kongresspolens in einen neuen Bundesstaat oder in ein zweites Reichsland Deutschlands, polnischer Ansicht nach, „eine neue Zerstückelung Polens.*) Dass die Logik des politischen Gedankens der Polen von der sonst üblichen abweicht, ersieht man auch aus der Publikation des Obersten polnischen Nationalkomitees unter dem Titel: „Die polnische Frage“ von Prof. Straszewski, welche als offiziell zu betrachten ist. Es soll „nur drei einzig mögliche Lösungen“ des polnischen Problems geben, von denen nur eine für die Polen annehmbar wäre. 1. Eine Teilung „der Russland abgenommenen Gebiete“ (also ohne Rücksicht auf deren ethnischen Charakter!) zwischen den Zentralmächten ist unannehmbar; 2. „Ein unabhängiger Staat aus den Russland abgenommenen polnischen (!) Provinzen unter der Habsburger bzw. Hohenzollern-Dynastie“ ist gleichfalls unannehmbar; 3. ein einheitlicher staatlicher Organismus aus den „von Russland abgetrennten Gebietsteilen (wiederum ohne Rücksicht auf ihren ethnischen Charakter!) mit Galizien im Rahmen der Donaumonarchie“ ist einzig und allein annehmbar.**)

*) Feldmanns Deutschland, Polen und die russische Gefahr, S. 76—77.
**) O. c. S. 73.


Es erübrigt sich, die volle Willkürlichkeit der grundsätzlichen Annahme nachzuweisen, als wären nur diese drei Lösungsarten möglich, wie auch auf die durchsichtliche Verfänglichkeit in der Formulierung dieser Möglichkeiten einzugehen; wichtiger ist die Begründung der Urteile und der Schlussfolgerung. Der Verfasser bzw. das Oberste Nationalkomitee verfügt nur über ein einziges Argument in der Begründung der Unannehmbarkeit der ersten zwei Lösungsarten, und zwar: den in diesen Fällen unausbleiblichen Russophilismus unter den Polen, weil Russland ihnen die nationale Vereinigung versprechen würde. Ein Russland, das über keinen Fleck polnischer Erde mehr verfügen würde! Ein Russland, das heute 60 % des polnischen Volksgebietes beherrscht und angeblich keinen wahren Polen zu verführen vermag! Wenn aber wirklich das polenfreie Russland zu solchen Zauberkünsten fähig sein wird, dann schafft auch die dritte, „die einzig richtige“ Lösungsart der polnischen Frage, eine sehr gefährliche Lage für die Zentralmächte: Russland wird den Polen Preußen, Posen, beide Schlesien und die Zips versprechen und das ganze Volk in sein Schlepptau bekommen. .... Solche logischen Eigentümlichkeiten kommen in der polnischen Politik auf Schritt und Tritt vor.

Bezeichnend ist auch die Frage des polnischen Volksgebietes. Indem das dreibundfreundliche, scheinbar weniger nationalistische Lager die Beschränkung eines künftigen Polenstaates auf das eigentlich-polnische Volksgebiet aufs entschiedenste ablehnt, ist das vierverbandfreundliche, für äußerst chauvinistisch gehaltene Lager mit einer Autonomie im Rahmen der polnischen ethnographischen Grenzen einverstanden und zufrieden. Wie reimt sich das bei einem so einheitlichen Volke, wie es die Polen sind, wo die beiden Lager auf den beiden kriegführenden Seiten vertreten sind? Nie und nirgends ist zwischen den beiden Parteien das wuchtige Wort „Verräter“ gefallen! Diese Brandmarkung wird bloß denjenigen zuteil, welche auf der Grundlage des preußischen bzw. österreichischen Staatsrechtes zu stehen den Mut hätten .... Das Rätsel wird aber verständlich, wenn man im Auge behält, dass die Polen mit demjenigen Reiche einen Ehebund schließen wollen, das 1. sämtliche „historischen“ Provinzen Polens umfassen würde; 2. mehr Aussicht gäbe, in absehbarer Zukunft genügend geschwächt zu werden und die alten guten Zeiten der polnischen Republik in vollem Umfange wiederherzustellen. Darum möge Deutschland auch seine polnischen Anteile zwecks Errichtung eines rein polnischen Bundesstaates hergeben, die ablehnende Stellung der polnischen Politiker (nicht des Volkes selbst!) ist mehr als sicher zu erwarten.

Womit begründen die Polen ihr Sträuben gegen die Idee eines reinen Polenstaates? Ein Argument wird dagegen herangezogen, und zwar, dass eine solche Schöpfung wirtschaftlich nicht gedeihen würde, weil sie kein eigenes Meeresgestade und kein genügendes Absatzgebiet für eigene Industrieprodukte innerhalb ihrer Grenzen hätte.*)

*) Studnicki op.

Der Einwand ist aber kaum stichhaltig. Es gab immer Staaten, die ohne Zutritt zum Meere sich günstig entwickeln konnten; es gibt auch Staaten, sogar Großmächte, die über keine bzw. ganz ungenügende innere Absatzgebiete verfügen. Dafür gibt es ja Staatsverträge, Staatsverbände und Staatenbünde, durch die ähnlichen Mängeln abgeholfen werden kann! Außerdem bedenke man, dass Russisch-Polen im allgemeinen, abgesehen von einigen Industriestädten, ein wirtschaftlich und kulturell rückständiges Land ist, dessen Organisierung und Kultivierung noch manches Menschenalter in Anspruch nehmen muss. Es ist für den politischen Geist eines Volkes ohne jegliche staatliche Existenz sehr charakteristisch, wenn es andere für seine Interessen verbluten und sich einen Staat errichten lässt, aber unter der Bedingung, dass dieser Staat gleich eine Großmacht sein müsse.

Ja, eine neue Großmacht würde entstehen, wenn alle Länder, welche die Polen ihr nationales Eigentum nennen, auch ohne die preußischen Teile, zu einer staatspolitischen Einheit zusammengefasst werden sollten. Der Bauplatz für das polnische Staatsgebäude reicht ja im Norden zum Baltischen Meere über die Düna, im Osten zum Dniepr, im Süden zum Karpatenkamm und zum mittleren Dniester oder gar zum Schwarzen Meer. Da es sich daher nicht bloß um den allen polnischen Parteien tief innewohnenden Größenwahn handelt, ist der Versuch, diesen Tendenzen einen kritischen Maßstab anzulegen und sie auf ihre Voraussetzungen und Grundbedingungen zu prüfen, als zeitgemäß anzusehen.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Polen von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer.