Verschmelzung alles Polnischen. Die Konfessionen und die Parteien, Polen ein Symbol

Eine mächtige und für Polen unbedingt günstige Folge der Fremdherrschaft war das Verschmelzen und Zusammenschweißen alles Polnischen. Alle provinziellen Unterschiede sind in dieser Einheit zu Grunde gegangen; die verschiedenen Teile von Polen, österreichische, russische, preußische Polen fühlen sich unbedingt als Ein Volk. In der neueren Zeit ist das österreichische Polen der Kern geworden, worum sich das übrige schließt, nachdem die Polen in Galizien nun doch einen Landtag haben, wo ihre Sprache gesprochen werden darf, außerdem zwei nationale Universitäten und ganze Städte, wo vieles gedruckt werden kann, was die russische Zensur verbieten würde.

Und wie alle Provinzen, so fließen gegenwärtig die Bekenner verschiedener Konfessionen in der nationalen Einheit zusammen.


Polen war einmal ein ausschließlich römisch-katholisches Land. Nun sind gemischte Ehen in Warschau nicht selten. In den zwei Häusern, die ich am genauesten kannte, war in dem einen der Mann Protestant, die Frau Katholikin, in dem andern der Mann katholisch und die Frau protestantisch; ich muss hinzufügen, dass in keinem dieser Häuser die Konfession viel zu bedeuten hatte.

In Betreff der Juden, die in Polen so zahlreich sind, weil das polnische Reich ihnen während ihrer langen Verfolgungszeit eine Freistätte öffnete, hat die Form von deutschem Judenhass, den man mit dem affektierten Namen Antisemitismus geschmückt hat, in Russisch-Polen nicht Wurzel fassen können. Natürlich besteht auch dort die mehr als ein Jahrtausend umfassende, gegenseitige Abneigung der Russen und Juden. Der Bauer verkehrt mit dem Juden nicht. Erst spät sind auch dort die Juden auf gleichen Fuß mit den übrigen Bürgern gestellt worden. Dennoch nahmen sie schon 1794, als die Verzweiflung Warschau gegen die Russen bewaffnete, an der nationalen Verteidigung teil. Unter den Fahnen Kosciuszkos kämpfte ein Regiment jüdisch Freiwilliger, von dem jüdischen Oberst Berko angeführt, der 1809 im Kampfe gegen die Österreicher fiel. 1830 verwarf dieselbe vorurteilsvolle und unentschlossene Nationalregierung, die die Hilfe der Bauern ablehnte und sich nicht mit den Aufständischen in den alten polnischen Provinzen einlassen wollte, das Gesuch der Juden, anstatt einer früher bezahlten Abgabe, ins Heer eintreten zu dürfen. Als die Empörung unterdrückt war, strafte Nikolaj sie für jenes Gesuch, indem er sie seinen Heeren einverleibte. Und damit begnügte er sich nicht; da die Juden die Nationalregierung ebenfalls um Erlaubnis ersucht hatten, an dem höheren und niedrigeren polnischen Volksunterrichte teilnehmen zu dürfen, erklärte der Kaiser, dass er zukünftig für ihre Erziehung sorgen werde. Er ließ mit einem Schlage 36.000 jüdische Familien über die Grenze führen, „um sie der Versuchung zur Schmuggelei zu entziehen", wie es hieß, und befahl ihnen, sich in den Steppen des südlichen Russlands anzusiedeln und dort die Erde zu bebauen. Die Kosaken kamen mit dem Ausweisungsbefehle. Aller Hausrat wurde auf die Straße geworfen. Greise, Frauen, kleine Kinder mussten sich ermattet, verhungert bis zum Bestimmungsorte fortschleppen. Sank ein Weib ohnmächtig auf dem Wege um, so musste der Mann trotzdem weitergehen. Und an dem neuen Aufenthaltsorte wurden die Ausgewiesenen von der härtesten Strafe betroffen: der Kinderaushebung. Man bemächtigte sich in großen Razzien 1842 aller kleinen Knaben vom sechsten Lebensalter an und schickte sie unter Kosakenbewachung nach Archangel, um sie als Matrosen erziehen zu lassen. Selbstverständlich starben sie unterwegs wie die Fliegen.

Gemeinsames Unglück hat die polnischen Juden mit ihren christlichen Landsleuten verbunden. Denn auch die übrigen Polen hatten ja unter der Wegführung ihrer Kinder leiden müssen. Ein Befehl des Fürsten Paskiewicz, vom 24. März 1832, der ausgeführt wurde, begann also: „Seine Majestät der Kaiser geruhte zu befehlen, dass in Polen alle umherwandernden, elternlosen oder armen Knaben den Kantonisten-Bataillonen einverleibt werden, und folglich in Massen nach Minsk fortgeschickt werden sollen, woselbst nach dem Reglement des Generalsstabs Sr. Maj. über sie Bestimmung getroffen wird. 44 Und die Ausführung dieses Befehls ist nicht eine alleinstehende Begebenheit. Sechs Jahre später, am 13. April 1838, stand folgende Mitteilung des Gouvernementsrates in den Warschauer Zeitungen zu lesen: „Den 18. dieses Monats findet im Rathaussaal wegen der Überführung einiger tausend polnischer Adelssöhne nach Petersburg und Ural eine öffentliche Lizitation statt." Von nun ab fühlten jüdische und christliche Polen sich zwar durchaus nicht als eine Gesellschaft, aber doch als eine Nation. Die Fraternisierung des Volkes mit den Juden löste in Warschau im Jahre 1860 die Frage von dem Gleichgestelltsein der letzteren, und als im Februar 1861 auf dem Platze vor dem Schloss und auf einem andern größeren Platze auf die kniende Menge geschossen wurde, die angesichts der russischen Kanonenmündungen eine Nationalhymne anstimmte und Gott anrief, den Polen Freiheit und ein Vaterland zu schenken, fühlten die Juden den Drang durch eine unzweideutige Demonstration ihre nationale Gesinnung an den Tag zu legen. Sie begleiteten massenweise ihre Rabbiner in die katholischen Kirchen, und ebenso zogen die Christen in Massen nach den Synagogen, um die gleiche Hymne anzustimmen.

Aber schon bei dem größten polnischen Dichter, Mickiewicz, ist das Einheitsgefühl mächtig; sein Werk Pan Tadeusz (von 1834), das zum polnischen Nationalepos geworden ist, schließt damit, dass das berühmte polnische Nationallied vor Dombrowski und seinen Soldaten von einem Juden gespielt wird. „Der große Meister", wie ihn die Dichtung nennt, lässt in mächtiger Begeisterung, allein durch seine Cymbelmusik, die ganze polnische Geschichte von 1791 ab an den Hörern vorbeigleiten. Die brausende Polonaise des 3. Mai bildet den Ausgangspunkt, dann folgt der falsche Akkord, der Klang der Verrätersaite, der an Targowice erinnert, hierauf Marsch, Angriff, Kampf, Sturmschritt und Schießen, das Stöhnen der Kinder, die Klagen der Mütter; das Blutbad in Praga zieht an den tränenvollen Blicken vorüber. Dann verwandelt sich die Tonart in die trauernde Melodie der alten Volksweise zum Lied des verbannten Kriegers, der durch den Wald irrt, und oft nahe daran ist, in Qual und Hungersnot zu vergehen, bis er endlich zu Füssen seines treuen kleinen Pferdes hinsinkt, und dies mit dem Hufe sein Grab gräbt. Dicht um den Meister geschart lauschen die Soldaten der bekannten Melodie, und erinnern sich der bitteren Tage, wo sie diese Weise am Grabe des Vaterlandes sangen:

„Doch sie hoben den Kopf, denn wie ganz anders, wie viel heller klingt das — stärker, im andern Takte, eine andere Botschaft bringend. Und wieder ließ der Meister seinen Blick über die Saiten schweifen, flocht die Hände in einander und beide schlugen mit beiden Stäben einen Schlag, so kunstvoll, so mächtig, dass die Saiten wie Erztrompeten klangen, und gen Himmel flog jene berühmte Melodie, von der heiligsten Hoffnung geboren, jener Triumphmarsch: „Noch ist Polen nicht verloren! Nicht so lange, als wir leben! Auf, Dombrowski! Nach Polen!" und alle klatschten in die Hände, und „Auf, Dombrowski!" jubelte es durch den Saal. Und als stutze er selbst über die Wirkung, so bebte der Meister . . .“

Und sein Antlitz bedeckend, während ein Tänenstrom zwischen seinen Fingern hervorbricht, sagt er zu Dombrowski:

„Ja, General! Du bist es, den der Sänger Mund verkündet hat!" und der Dichter fügt hinzu: „So sprach er, der brave Jude, er liebte sein Vaterland als Pole.“

Doch während man demnach augenblicklich keine konfessionelle Spaltungen in Russisch-Polen findet, hat in den letzten Jahren eine Parteispaltung anderer Art stattgefunden, nämlich die zwischen der positivistisch gesinnten Jugend, die geneigt ist, sich als das höchste Ziel die Befreiung der Gemüter zu setzen, und den katholischen oder doch mit den Katholiken gemeinsam arbeitenden Patrioten.

Die katholische Religion musste in Polen lange unauflöslich mit der nationalen Frage verknüpft erscheinen. Ohne den Einfluss der katholischen Geistlichkeit würde es unmöglich gewesen sein, die große Mehrzahl der Bevölkerung, die von jeder höheren Kultur ausgeschlossen ist. fest vereint als eine Nationalität zu halten. Nun ist die Schwierigkeit entstanden, dass die höher Gebildeten nicht mehr an den Katholizismus glauben und dass die Führer der Jugend die einzige Möglichkeit zum geistigen Fortschritte im Kampfe der modernen Lebensanschauung gegen die Vergangenheit sehen. Man hat sich beunruhigt gefragt, ob die polnische Kultur durch Erhalten des Verhältnisses zum Katholizismus, das z. B. noch bei den großen Dichtern der romantischen Schule, Mickiewicz und Krasinski existiert, nicht veraltet dastehen und in der europäischen Gesamtarbeit überflügelt werden würde, und einzelne hervorragende Männer, darunter zuvörderst Swientochowsky, fühlten sich genötigt, sich über die religiösen Fragen in einer Weise auszusprechen, die nicht wenige verletzt und viele geängstigt hat. Man sah in der letzten Zeit einen ausgezeichneten Schriftsteller wie Sienkiewicz, der radikal anfing und dessen Ansichten lange radikal waren, sich aus Zweckmäßigkeitsgründen der konservativen Partei anschließen. Es ist nur beklagenswert, dass er durch das Annehmen eines bedeutenden Jahresgehalts für das Bekleiden einer Sinecure als nomineller Redakteur einer klerikalen Zeitung sein Verhältnis kompliziert und einen Teil seines Ansehens zugesetzt hat.

Man stößt hier auf ein Dilemma, das mehr als irgend etwas anderes an der polnischen Intelligenz nagt. Viele der Besten wagen nicht zu sagen, was sie denken, um nicht der Sache zu schaden, die ihnen die heiligste oder richtiger die einzig heilige ist: der Sache Polens. Andere hervorragende Männer werden zu der Betrachtung geleitet, die unter gewöhnlichen Verhältnissen unwiderlegbar wäre, aber in diesem Falle nicht genügt, dass es Ideen gibt, die größere Gültigkeit und Berechtigung haben als die Idee des Vaterlandes. Die Frage wird praktisch eine Frage über Zweckmäßigkeit, Rücksicht und Takt.

Meine rein persönliche Stellung zu der Frage war, dass man von der progressistischen Seite in Warschau geneigt war, mich als Gesinnungsgenossen zu betrachten, während einzelne Männer, die, obgleich durchaus freisinnig, vor allem aus politischen Gründen einen Bruch zwischen den Patrioten und der Partei der Jugend zu vermeiden wünschten, meine Anwesenheit in Warschau wünschten, weil sie es für möglich hielten, dass ein Fremder, der in beiden Lagern Freunde hatte, versöhnend wirken könne. Man suchte also meinen Aufenthalt in Warschau zu einer Versöhnung der Parteien zu benutzen, und es wurde mir bei einer gewissen Gelegenheit gesagt, dass an diesem Abend zum ersten Male seit fünfzehn Jahren Vertreter der verschiedenen Parteien in Einem Saale versammelt waren. Was ich persönlich in Warschau gesehen habe, konnte mir nur hohe Begriffe von dem Zusammenhalten der Polen als Volk geben; besonders überraschte mich die Haltung der konservativen Partei. Mehr als ein katholischer Geistlicher kam mir mit Herzlichkeit entgegen, und die größte Festlichkeit, wozu ich während meines Warschauer Aufenthaltes eingeladen war, wurde von dem Führer der konservativen Partei gegeben, dem Besitzer des Blattes Slowo (das Wort), Graf Przezdziecki. (Er ist der Sohn des Mannes, der unter großen Opfern die gesammelten Werke des alten polnischen Historikers, Johannes Dlugosz in vierzehn mächtigen Quartbänden herausgegeben hat, und ein naher Verwandter der Gräfin Przezdziecka, die Merimées zweite Unbekannte ist.)

Obgleich die polnische Kultur nun nach meiner Auffassung augenblicklich auf eine äußerst vorsichtige und Rücksicht nehmende Evolution beschränkt werden muss, sieht man deutlich, dass das Jahr 1863 Epoche im polnischen Geistesleben gemacht hat. Die Torheiten und Schrecken dieses Jahres, der in verzweifelter Unbesonnenheit planlos vorgenommene Aufstand mit seinem traurigen Ausgange, hat die Nation nüchtern gemacht. Zu nüchtern, mag es einigen scheinen, denn während es vor 1863 bei den Polen Sitte war, alle Vorzüge im eignen Volk vereint zu sehen, gehört es nach jener Zeit zum Tone, nur wehmütig herabsetzend über Polen zu sprechen. Aber es ist in jedem Falle ein großer Gewinn, dass die krankhafte ,Selbstvergötterung für immer tot und begraben ist, die in den Dreißigern zu der Zeit durchdrang, als die beiden großen Gegner Mickiewicz und Slowacki sich gleichzeitig zu den Schwärmereien des Mystikers Towianski bekehrten (das polnische Volk als Messiasvolk ansahen, das für die Sünden der Menschheit leide und leidend das Menschengeschlecht erlöse). Man hat gelernt, der harten Wirklichkeit ins Auge zu sehen, und die Hoffnungen, die man hegt, — denn man ist, obgleich gewiss nicht sanguinisch, keineswegs ohne Zukunftshoffnungen — gründen sich nicht auf Träume und Phantasien.

Endlich hat die durchgeführte Fremdherrschaft nach 1863 einen geistigen Zustand hervorgerufen, der, so unglücklich er auch ist, in gewisser Hinsicht wohl der schönste und beste eines Volkes genannt werden kann, ein Zustand, der an denjenigen erinnert, worin das ursprüngliche Christentum unter dem Drucke des Römerstaates seine Anhänger versetzte, eine zwar in vielen Punkten pessimistische, aber darum nicht weniger wahre Weltauffassung.

Vielleicht wirkt im Grunde kein Zustand erziehender auf ein Volk, als ein solcher, wo kein hervorragender Mann jemals irgend eine äußere Auszeichnung, Titel oder Dekoration erhält, und wo der offizielle Flitter der Ehre als Schande angesehen, während umgekehrt der offizielle Kittel der Schande, die politische Gefängnistracht, als ehrenvoll betrachtet wird.

Jedes Kind, das in Warschau täglich an dem Denkmal des Paskiewicz vorübergeht; jedes Kind das stets den Obelisken mit den verherrlichten Namen der Verräter sieht, gewöhnt sich vom zarten Alter ab an den Gedanken, dass diejenigen, welche die Machthaber ehren, in der Regel nicht die besten Männer und diejenigen, welche sie verfolgen, meistens nicht die schlechtesten sind.

Das, was der Kern, der wahre Kern in der christlichen Lehre ist, die wahrhafte Schätzung der Ehre, der Schande und der Gerechtigkeit dieser Welt, oder dessen, was wirkliche Größe und wirkliche Niedrigkeit ist — diese wahrhafte Schätzung kennt hier jeder, selbst der am schwächsten Begabte auswendig. Welche Schule des Lebens! — Polen ist das einzige Land, glaube ich, wo das ursprüngliche Christentum noch als Gesellschaftsmacht existiert und zwar gleichmäßig für Christen und Nicht-Christen.

Man findet den Namen Polen nicht auf der Karte von Europa. Das polnische Volk wird nicht unter die europäischen Völker gerechnet. Die Freiheit und Wohlfahrt seiner Söhne und Töchter sind in der Gewalt fremder Machthaber. Seine Sprache wird verfolgt und unterdrückt..

Dieses Volk hat unter den Mächtigen der Erde nicht einen einzigen Freund, hingegen wirksame, äußerst wirksame und rastlos arbeitende Feinde, und sein Unglück ist, dass seine Feinde die unbedingt mächtigsten Männer der Welt sind.

Zum Ersatz hat Polen, glaube ich, bei allen Völkern der Erde die Besten zu Freunden, die Menschlichsten zu Freunden.

Polen bietet den Anblick eines Volkes dar, das nicht nur zum Tode verurteilt, sondern, wie Cherbuliez es genannt hat, lebendig begraben ist und das trotz allem beständig den Deckel seines Sarges emporhebt und zeigt, dass seine Lebenskraft noch lange nicht erlöscht ist.

Man begegnet hier einem Volke, in welchem jeder Nerv angespannt ist, weil es Tag aus, Tag ein für seine Existenz kämpft, anstatt sie, wie andere Völker, zu genießen. Man sieht hier ein Volk, das in seine nationalen Sache ganz aufgegangen ist, und doch ist diese nationale Sache nichts anderes als die allgemeinmenschliche, die Frage der Menschheit.

Man liebt darum Polen nicht wie man Deutschland oder Frankreich oder England, sondern wie man die Freiheit liebt. Denn was heißt, Polen zu lieben, anderes als die Freiheit lieben, eine tiefe Sympathie mit dem Unglücke haben und den Mut und die streitbare Begeisterung bewundern!

Polen ist ein Symbol — ein Symbol all dessen, was die Vorzüglichsten der Menschheit geliebt und wofür sie gekämpft haben. In Polen ist alles zusammengedrängt, all das Hassenswerteste und Abscheulichste, all das Liebenswerteste und Strahlendste; hier finden sich die Gegensätze des Erdenlebens wie in hohem Relief; hier ist das Weltwesen wie in einer Essenz zusammengedrängt.

Überall in Europa, wo für die Freiheit gekämpft worden, kämpften in diesem Jahrhunderte die Polen mit, auf allen Kampfplätzen, auf allen Barrikaden. Sie haben sich zuweilen in ihrer Auffassung der Unternehmungen, denen sie ihre Waffen liehen, geirrt; aber sie glaubten für das Wohl der Menschheit zu kämpfen; sie betrachteten sich als die geschworene Garde der Freiheit, und betrachten noch jeden, der für Freiheit kämpft, als einen Bruder.

Aber man kann auch ebensowohl sagen, dass überall, wo jemand in Europa für Freiheit kämpft, für Polen gekämpft wird. Das Zukunftsgeschick Polens ist gänzlich von dem Schicksale Europas abhängig; denn siegt die Idee von dem Rechte der Völker zur Unabhängigkeit und von dem Rechte jedes einzelnen Volkes zur vollen politischen Freiheit auf immer mehr Punkten des weiten Erdenrundes, so naht die Zeit, wo die Wiederauferstehung Polens mehr als eine Hoffnung wird.
Brandes, Georg (1842-1927) dänischer Literaturkritiker, Philosoph und Schriftsteller

Brandes, Georg (1842-1927) dänischer Literaturkritiker, Philosoph und Schriftsteller

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