Die Vorgeschichte und Charakteristik des polnischen Volkes

Von welcher Beschaffenheit war wohl beim Wechsel des Jahrhunderts das Volk, worauf dieser Druck der Fremdherrschaft ruht, und das, in drei Teile gerissen, über jedem Teil seines zerteilten Körpers einen heraldischen Kaiseradler, noch lebt und nach Vermögen versucht, das gleichgültige Europa von seiner Lebenskraft und Lebensfähigkeit zu überzeugen?

Es war ein Volk, das gerade in der Zeit seiner glänzendsten Wiedergeburt als ein Opfer des Wortbruches und der Habsucht fremder Mächte fiel.


Vom Schlusse des 14. bis zum Schlusse des 16. Jahrhunderts war Polen Osteuropas entscheidende Macht gewesen, hatte sich von der Ostsee bis zum Schwarzen Meere erstreckt, von der Elbe und Oder bis zum Dnjepr, über einen Flächenraum von mehr als 20.000 Quadratmeilen. Polen war eine große Republik mit einem Wahlkönig, richtiger mit einer großen Adels-Demokratie; denn der Adel war so zahlreich, so leicht zugänglich, so eifrig, die politische Gleichheit jedes einzelnen Edelmannes gegen mächtigere Standesgenossen zu behaupten, dass die Verfassung, obgleich sie nur dem Adel Rechte gab, ein demokratisches Gepräge hatte. Das Reichstagswesen führte die Idee einer fast unbegrenzten Freiheit für das Individuum durch.

Der schwache Punkt in diesem Staatsorganismus war, dass der Adel (Szlachta) nur ein Stand von 800.000 — 1.000.000 Menschen in einer Bevölkerung von 8 — 13 Millionen Menschen war, und dass die herrschende Klasse, nachdem sie ihr Freiheitsund Gleichheitsideal verwirklicht hatte, in totem Konservatismus stille stand. Die Gesellschaft blieb bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts unbeweglich, weil der Adel jede Reform als einen Eingriff in seine Freiheiten betrachtete und leidenschaftlich nicht nur die freie Königswahl behauptete, die zu einer wahren Auktion der Krone für den Höchstbietenden ausgeartet war, sondern auch das Liberum veto, das heißt das Recht jedes einzelnen Reichstagsmitgliedes, durch seinen Protest jeden Beschluss zu verhindern.

Reformideen drangen, am meisten von Frankreich aus, langsam in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts durch, als es schon zu spät war. Herrschend wurden sie erst nach der frühesten Teilung Polens im Jahre 1772. Von dieser Zeit an unterwarf man mit leidenschaftlicher Unverdrossenheit die bestehende Ordnung einer durchgeführten Kritik, deren politische Resultate sich in dem berühmten vierjährigen Reichstage offenbarten, der ein Jahr vor dem Ausbruch der französischen Revolution zusammentrat. In diesem arbeitete die mächtige nationale Partei in stetem Kampfe mit den vielen verstockten Aristokraten und gekauften Verrätern, die Parteigänger der Kaiserin Katharina waren, unablässig, heimlich und vereint für die Verfassungsreform, und endlich, den 3. Mai 1791 — ein epochemachendes Datum in dem polnischen Geistesleben — wird die fertige Verfassung, ein für jene Zeit vortreffliches Werk, das unter anderem die Königsmacht erblich machte, verantwortliche Minister einsetzte, und Liberum veto abschaffte, in einer neunstündigen Versammlung vorgelegt, erörtert, angenommen und vom Könige und den Reichstagsmitgliedern gemeinsam beschworen. Eine Tatsache wie die Annahme dieser Verfassung ist ein Zeugnis gegen die Behauptung, dass die Polen zur Selbstregierung unfähig sein.

Hätte das Volk selbst sein Schicksal entscheiden können, so wäre es leicht mit der kleinen Gruppe reaktionärer Edelmänner fertig geworden, die infolge russischen Anspornens schon 1792 in Targowice zusammentraten, um Russland zum Schutz ihrer alten Freiheiten anzurufen; aber der schwache Stanislaus August fügte sich, wie bekannt, dem Petersburger Druck, brach seinen Eid und trat der Konföderation in Targowice bei. Als auch preußische Heere unter dem Vorwand, den Jakobinismus zu bekämpfen, in Wirklichkeit aber um die Beute mit der Kaiserin zu teilen, in das Land einrückten, wurde 1793 die zweite Teilung Polens vollführt.

Nun folgte der erste große polnische Aufstand unter Kosciuszko als Diktator. Nach dreitägigem Kampfe wurden die Russen aus Warschau vertrieben und bald war auch die Hauptstadt von Lithauen, Wilna, erobert; mit wechselndem Glück wurde der Kampf unter Siegen, Niederlagen und Verrätereien geführt, bis Kosciuszko — nach Suworows plötzlicher Ankunft auf dem Schlachtfelde — die schon fast gewonnene Schlacht bei Maciejowice verlor und selbst schwer verwundet in die Hände der Russen fiel. Dass er bei dieser Gelegenheit Finis Polonia! gerufen habe, ist eine später erfundene Legende.

Suworow stürmte Praga und hielt, nachdem er 20.000 Menschen hatte niedersäbeln lassen, den 8. November seinen Einzug in Warschau. 1795 folgte dann die dritte und letzte Teilung. Es gab kein polnisches Reich mehr.

Aber es gab noch ein polnisches Volk. Ein Volk, das genug heroische, ritterliche, glänzende, unnütze Tugenden hatte, aber weit weniger nützliche und bürgerliche Tugenden. Ein begeistertes und unpraktisches Volk, edelmütig und unzuverlässig, prachtliebend und flüchtig, lebhaft und leichtsinnig, ein Volk, das immer strenge und langwierige Arbeit verabscheut und immer alle starken oder feinen, sinnlichen oder geistigen Genüsse geliebt hatte, aber vor allem die Unabhängigkeit bis zum Wahnwitz, die Freiheit bis zum Liberum veto, und das auch nun, da es Unabhängigkeit und Freiheit verloren hatte, seiner alten Liebe treu geblieben war. Ein leichtgläubiges und argloses Kriegsvolk, immer bereit, sein Leben gegen ein Versprechen einzusetzen, das niemand zu erfüllen dachte.

Man sehe das Verhältnis dieses Volkes zu Napoleon, an den es nach der letzten Teilung des Landes naturnotwendig seine Hoffnung knüpfte. Nur zwei Jahre nach der Teilung kam General Dombrowski mit Bonaparte überein, dass polnische Legionen (in nationaler Uniform aber unter französischer Oberleitung) zusammen mit den Soldaten der Republik in Italien kämpfen sollten.

Die Polen erhielten 1797 manchen Stoß für die Franzosen in der Lombardei in dem italienischen Feldzug 1798 und 1799. Die erste Legion wurde in den Schlachten von Trebbia und Novi unter Dombrowski fast vernichtet, die zweite unter Wielhorski ging in Mantua ein, das die Österreicher belagerten; als die Franzosen zum Kapitulieren genötigt wurden, verpflichteten sie sich, den Österreichern ihre Deserteure, d. h. die Polen auszuliefern. Nichtsdestoweniger bildeten die Polen neue Legionen und nahmen unter dem Konsulate an den Kämpfen an der Donau und in Italien teil; aber der Frieden zu Luneville 1801 enthielt so wenig wie der zu Campo Formio 1797 irgend einen Artikel, worin der Name Polen genannt wurde.

Gleichwohl hofften die Polen, von losen Versprechungen betrogen, bei jedem neuen Feldzug darauf, dass es ihnen durch die Allianz mit den französischen Truppen gelingen werde, Polen wieder aufzurichten. Das berühmte Lied, das die Legionssoldaten fern von ihrem Lande gedichtet haben, der Dombrowski-Marsch: „Noch ist Polen nicht verloren! Nicht, so lange wie wir leben!“ gibt diesen Gedanken wieder.

Aber nach dem Frieden von Luneville wollte Bonaparte, der nach der Kaiserwürde strebte, die Polen nur als seine persönliche Garde behalten, und als General Kniaziewicz als Antwort hierauf seinen Abschied verlangte, beschloss er sich ihrer zu entledigen. Sie wurden zuerst nach Italien geschickt, dort wurde ihnen verkündet, dass sie nach St. Domingo sollten um einen Aufstand der Neger niederzuschlagen, die drüben für ihre Freiheit kämpften. Ihre Proteste nutzten nichts. Von allen Seiten mit Artilleriefeuer bedroht, wurden sie in Genua und Livorno eingeschifft und fanden in jenem ungesunden Klima und während des fürchterlichen Krieges fast alle den Tod.

Und doch kämpften bei Jena wieder polnische Legionen auf französischer Seite. Beim Tilsiter Frieden wurde Russland geschont und nur aus dem damaligen preußischen Polen das kleine Großherzogtum Warschau errichtet. Aber dies genügte, um aufs neue das Zutrauen der Polen zu erwecken und ihr volles Vertrauen zu gewinnen; vergebens hielt sich Kosciuszko, als der Feldzug gegen Russland vorbereitet wurde, gegenüber Napoleons heuchlerischen Annäherungen und Schmeicheleien zurück und forderte bestimmte und öffentlich gegebene Versprechen. Als Fouché den Diktator Polens nicht durch Drohen zur Hergabe seines Namens bewegen konnte, fälschte man ihn und richtete in einer plumpen Fälschung an das polnische Volk eine mit Kosciuszko unterzeichnete Proklamation, worin die Polen eindringlich aufgefordert wurden, ihre Waffen mit denen Frankreichs zu vereinen. Man hätte sie von ihrer Napoleonverehrung geheilt glauben können. Aber trotz allem, was geschehen war, brauchte Napoleon, als er 1812 über den Njemen schritt, seinen russischen Feldzug nur den zweiten polnischen Krieg zu nennen, damit 80.000 Polen unter Josef Poniatowski ihm folgten. Im folgenden Jahre kehrten nur 8.000 zurück.

Die Polen sind lebhaft wie Südländer, aber sie sind nicht ein in der Schule des Macchiavelli erzogenes, politisch kluges Volk wie die Italiener, die es verstanden haben, sich von den Franzosen die Kastanien aus dem Feuer holen zu lassen. Sie sind ein Volk, dessen Legionen Napoleon auf hundert Kampfplätzen dadurch für sich bluten ließ, dass er ihnen den weißen Adler vorhielt.

Ein so jugendlicher oder kindlicher Enthusiasmus ist gewiss kein förderndes Element in dem großen Lebenskampfe der Völker zur Zeit der Industrie und des Militarismus. Er gedeiht nicht leicht gemeinsam mit Sparsamkeit, Unternehmungsgeist, Disziplin, Mäßigkeit und bürgerlicher Klugheit, lauter Eigenschaften, die das Bestehen der Individuen und der Staaten sichern.

In älteren Schilderungen der Polen heißt es auch gerne, dass man auf ihre Ritterlichkeit und persönliche Tapferkeit unter allen Umständen rechnen könne, aber dass etwas Eitelkeit in ihrer Großmut, etwas Flüchtigkeit in ihrem Edelmut liege, dass sie eigensinnig, streitlustig und zanksüchtig seien, nicht imstande irgend ein höheres Gesetz als ihren eigenen Willen anzuerkennen, und nicht fähig, diesen Willen lange zu konzentrieren. Man betont gern, dass sie schlechte Haushälter sind, allzuleicht in Geldverlegenheit geraten, so große Einkünfte sie auch haben mögen, dass sie tausend Bücher durchblättern und kein Buch studieren, sich allzu stark zersplittern und ihre Zeit und Anlagen vergeuden. Man hat sie beschuldigt, dass sie gleichzeitig für freie Ideen schwärmen und bei ihren Bauern die Selbstherrscher spielen, gleichzeitig zärtliche Ehemänner sind, und neben ihrer angebeteten Frau noch einige Geliebten haben. Man hat, kurz gesagt, ein Gemisch von westländischen und morgenländischen Eigenschaften bei ihnen gefunden.

Wahrscheinlich ist in dieser älteren Auffassung viel richtiges und wahres gewesen. Es ist nun interessant zu verfolgen, welche dieser Charaktereigenschaften die Fremdherrschaft entwickelt und welche sie verwischt hat.

Was die Liebe zu äußerem Glänze betrifft, so ist sie naturnotwendig zurückgedrängt. Sie ist selbstverständlich nicht erstorben. Die Liebe zu allem, was in dem Roman Ladislaus Bolski von Cherbuliez so tiefsinnig in dem Federbusch des Vaters symbolisiert ist, liegt tief in der polnischen Natur. Der rote und weiße Federbusch des Vaters, den Ladislaus immer in einem Futteral bei sich trägt, ist das Glanzprinzip der Herrlichkeit. Und es ist tief bezeichnend, dass man bei einem der ersten polnischen Dichter, Julius Slowacki, diese Definition Gottes findet:

„Ich sehe, dass er nicht der Gott der Würmer ist oder der Tiere, die kriechen. Er liebt den Flug riesengroßer Vögel und gibt galoppierenden Pferden die Zügel. Er ist die feurige Feder auf stolzen Helmen . . ."
(Beniowski, 5. Gesang.)

Man vergleiche die großartige Beschreibung Gottes beim Propheten Habakuk. Aber der ganze polnische Geist liegt in diesen Zeilen. Kein anderes Volk konnte in dem wehenden Federbusch das Göttliche sehen.

Gleichwohl ist heutigen Tages die Liebe zu dem Flitter und Tand der Ehre mit Notwendigkeit durch ein tieferes Ehrgefühl zurückgedrängt.

Als ich den ersten Abend in Warschau einen Rathausball sah, wo in dem großen Saale 500 Paare, die Blüte der guten Warschauer Gesellschaft, versammelt waren, fiel mir besonders auf, dass mit Ausnahme von drei russischen Offizieren, sich nicht ein Mann im Saale befand, der einen Orden trug. Auf Dekorationen und auf Uniformen leistet fast jeder Pole von der Geburt an Verzicht. Man erzählte in Warschau von einem armen Schullehrer, der sich ausgezeichnet hatte und dafür den Stanislaus-Orden bekam, dass er ihn für gewöhnlich in einer Schublade verbarg, und ihn nur gebrauchte um seine Kinder zu bestrafen. Wenn der jüngste Knabe unartig war, hieß es: „Weinst du jetzt wieder, so wirst du während des Mittagessens mit dem Stanislaus-Orden um den Hals sitzen.“ Das half.

Der aristokratische Grundzug besteht noch, aber er ist sehr modifiziert. Der Pole hat keinen angeborenen Hang zu bürgerlichen Tugenden; sein Ideal ist und bleibt das eines grand seigneur. Der Abscheu, zu zählen und sparen, rechnen, berechnen und Rechenschaft ablegen ist durchgehend. Überall auf dem Gebiete des Handels und der Industrie, wo sich Deutsche und Polen im Wettstreit begegnen, unterliegen die Polen. Die großen Fabrikanten in Russisch-Polen, die vermittels eines ungeheuren Schutzzolles sich auf Kosten der Käufer bereichern, sind fast ausnahmslos eingewanderte Österreicher und Preußen. Ja, man hat in diesem Jahrhundert eine ganze Fabrikstadt (Lodz) entstehen und mit amerikanischer Schnelligkeit wachsen sehen, eine Stadt, die mitten in Polen allein von Deutschen gegründet und bewohnt ist. Die Polen sind und bleiben ein aristokratisches Volk; der Bürgerstand, der allmählich zwischen den Adel und den Bauernstand eingekeilt wurde, ist noch verhältnismäßig gering an Zahl, und noch lange wird dem vornehm beanlagten und erzogenen Polen eine bürgerliche Lebensweise als ein Leben mit Essen und Trinken verbracht, erscheinen, oder wie der Graf in Krasinskis Gottloser Komödie sagt, als „der Schlaf des deutschen Spießbürgers bei seinem deutschen Weib zu schlafen“.

Man darf aber nicht vergessen, dass der Szlachta in seinem Wesen etwas sehr verschiedenes von dem Adel der meisten europäischen Länder war; er war nie eine abgeschlossene Kaste; Johann Sobieski adelte seiner Zeit nach der siegreichen Verteidigung von Wien seine ganze Reiterei; noch in unserem Jahrhundert hat man ganze Infanterieregimenter geadelt; so findet man augenblicklich in den verschiedenen Teilen Polens zusammen nicht weniger als 120.000 adelige Familien. Der Adel entspricht hier ungefähr dem, was man im sonstigen Europa höheren Bürgerstand nennt. Man muss auch wissen, dass die Titel Fürst, Marquis u. s. w. nicht ursprünglich polnische sind, sondern erst von den fremden Eroberern den höchsten Familien zugelegt wurden, weshalb man sie im eigenen Lande nicht viel gebraucht. Man redet in Warschau eine Gräfin auf französisch Madame nicht Comtesse an. Selbst bei Vorstellungen in der Aristokratie hörte ich nie irgend einen Titel erwähnen — eine wohltuende Sache, wenn man aus Deutschland kommt.

Das Verhältnis zwischen Herrschaft und Untergebenen trägt zwar noch ein völlig asiatisches Gepräge. Im Gebrauch der Dienerschaft findet eine nicht geringe Verschwendung statt. In jedem wohlhabenden Haus ist z. B. ein Türhüter, der während des ganzen Tages an der Türe sitzt, um die schon zuvor geöffnete Treppentür zu öffnen. Man brächte nie einen Dänen dazu, so lange auf einem Stuhle zu sitzen. Auffallend war auch die Neigung oder Gewohnheit der Diener, wachend die Heimkehr der Herrschaften in der Nacht zu erwarten, selbst wenn man ihnen erlaubte zu Bett zu gehen. Für nordische Begriffe wirkte endlich ihre Demut überraschend. Ein polnischer Diener küsst nicht die Hand, sondern den Ärmel seines Herrn, und so tief sitzt die Gewohnheit, Dankbarkeit oder Ergebenheit auf diese Weise auszudrücken, dass ich zu wiederholten Malen beobachtete, wie junge polnische Studenten den Arm eines Mannes, dem sie Hochachtung bezeugen wollten, an ihre Lippen führten.

Viel haushälterischer als früher ist der Pole unter der Fremdherrschaft kaum geworden, es müsste denn in Posen sein, wo das deutsche Vorbild sich geltend macht. Man verschwendet seine Zeit.

Da es keine Versammlungsfreiheit gibt, da keine Art von Vereinigung erlaubt ist, — der einzige Klub, den Warschau besaß, wurde aufgelöst, als er vor einigen Jahren in einer Vorstadt einige Unruhen gegen die Juden verhindern wollte, wogegen die Polizei nicht einschritt — da überhaupt alles öffentliche Leben in dem Grade ausgeschlossen ist, dass auch nicht 50 Menschen ohne polizeiliche Erlaubnis und Aufsicht in einem Saale versammelt sein dürfen, so verschlingt die private Geselligkeit, die alles in dieser Richtung Entbehrte ersetzen muss, eine ungeheure Zeit.

Die Gastfreiheit ist sehr groß und sehr geschmackvoll. Eine seltene Eigenschaft, die dem Volke angeboren, ist Takt. In diesem Zusammenhange sei mir gestattet, mit Dankbarkeit der Zartheit zu erwähnen, womit bei meiner Warschauer Ankunft mir Gastfreiheit erwiesen wurde. Man fuhr mich zu einer großen, schön ausgestatteten Wohnung mit seltenen Gemälden und Büchern; mein Name stand an der Türe; auf dem Schreibtische lagen Visitenkarten mit meiner Warschauer Adresse; ich hatte zu meiner Bedienung zwei Diener, die fremde Sprachen verstanden.

Die Gastfreiheit ist eine tiefliegende Eigenschaft bei dem polnischen Volke; sie ist sicher seit der Zeit erhöht, wo selten Fremde nach Polen kommen, aber die Hauptursache ihrer heutigen vollen Blüte unter den Eingeborenen ist augenscheinlich, dass das gesellschaftliche Zusammenleben so vollständig das öffentliche Leben ersetzen muss.
Warschau 022 Dachkonstruktion des Hauses Barzyczka

Warschau 022 Dachkonstruktion des Hauses Barzyczka

Warschau 023 Portal des Hauses Baryczka

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Warschau 024 Flur des Hauses Baryczka

Warschau 024 Flur des Hauses Baryczka

Warschau 025 Haus Baryczka, Treppe (Verein für Denkmalpflege)

Warschau 025 Haus Baryczka, Treppe (Verein für Denkmalpflege)

Warschau 026 Haus Kukier, Flur

Warschau 026 Haus Kukier, Flur

Warschau 027 Hof des Hauses Fukier

Warschau 027 Hof des Hauses Fukier

Warschau 028 Altstadt, Jesuitengasse

Warschau 028 Altstadt, Jesuitengasse

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