Polnische Nationaleigenschaften und polnischer Patriotismus. Schluss

Unser junger Priester besuchte mich gestern und war so aufmerksam, mir den lithographischen Kommentar zum alten Testamente mitzubringen, wonach er auf dem Seminar in Rom unterrichtet wurde. Er ist lateinisch, von einem Jesuiten verfasst, keineswegs unverständig oder ohne Scharfsinn, natürlicherweise aber ganz unwissenschaftlich, da die Beweisführung stets darauf ausläuft, der Orthodoxie Recht zu geben. Der Kommentar ist nicht im Handel erschienen, und es war lehrreich zu sehen, nach welchen Prinzipien der Unterricht vor sich geht. So jung der Pater ist, hat er doch schon genug getäuschte Hoffnungen begraben. Er sieht es als ein Unrecht, als eine Kränkung an, dass er hier als Landpriester angestellt wurde; sein Ehrgeiz war, Professor an der Priesterschule in Warschau zu werden, und wahrscheinlich wird er es zuletzt auch. Er ist fein und intelligent genug dazu; wenn er nur nicht zu intelligent ist.

"Wir sprachen über alles Mögliche. Über die hiesigen Zeitungen. Man hatte mir gestern die letzten literarischen Artikel von Casimir Zalewski und Boguslawski vorgelesen, den einen aus Anlass einer Lobrede Henri Becques über Sardou im „Figaro“, den anderen anlässlich eines Feuilletons von Sarcey über den Nutzen der Kritik geschrieben. All' diese abstrakte, veraltete Ästhetik in den Zeitungen ist eine Folge der Unterdrückung.


Wir sprachen von der wahnsinnigen Administration hier auf dem Lande: dass wir täglich nach der vier Meilen fern liegenden Stadt schicken müssen, um die Post zu erhalten; dass man dem Boten nie einen rekommandierten Brief ausliefern will, sondern dem Knaben nur einen Schein gibt, dass dort ein Brief für mich liegt; dass ich selbst hinfahren muss, um ihn zu holen; und ich führte die Antwort des Postmeisters auf meine diesbezügliche Beschwerde an: „Es ist ja nie jemand von Królewice gekommen, um meine Bekanntschaft zu machen."

"Wir sprachen dann über die Taxe für Überbringung von Telegrammen; 2 Rubel 20 Kopeken für jedes Telegramm, d. h. mehr, als das Abschicken kostet, und man bringt sie Tag und Nacht. An Frau Jozefas Geburtstag wurden wir die ganze Nacht hindurch herausgeklingelt, und Franciszek musste 70 Rubel für empfangene Depeschen zahlen, deren interessanter Inhalt lautete: Herzlichen Glückwunsch!

Wir schritten über die Felder, setzten uns unter einen hohen Pappelbaum, hörten den Wind durch die Blätter säuseln und unser Gespräch gewann einen ernsteren Charakter. Von den kleinen Plagen erhob es sich zum großen Volksmartyrium, von dem täglichen Entbehren der Freiheit und des Rechts zu dem großen historischen Unrecht, das täglich seine giftige Frucht von neuem absetzt. — Der alte Feldmarschall Moltke sagte eines Tages zu Koscielski, dass ihm in einem gewissen Buche über Polen der Satz am besten gefallen habe: „Man liebt Polen nicht, wie man Deutschland oder Frankreich oder England, sondern wie man die Freiheit liebt"; eine recht bemerkenswerte Äußerung in seinem Munde, da man ihn gerade nicht für einen besonderen Freund der Freiheit halten sollte. Ich fühle es recht gut, dass die in jenen Worten ausgesprochene Grundanschauung meine Ansicht über Polen von Anfang an bestimmt hat. Wer die Freiheit unbedingt, fast fanatisch liebt, muss notwendigerweise der unterdrücktesten Bevölkerung Europas einen Platz in seinem Herzen einräumen. Er übersieht gern ihre Fehler, und ihre Vorzüge gewinnen sein Herz.

Doch was nutzt es, das Plusquamperfectum zu suchen! Kein Mann mit entwickeltem, psychologischem Sinn kann die Eigenschaften übersehen, welche die Schwäche der Polen ausmachen, und deren Wachstum durch das Ausschließen jeder Betätigung am öffentlichen Leben gefördert wurde. Was die Feinde ihre Falschheit nennen, ist jedoch nicht gerade Falschheit, sondern wurzelt in einem Leben der Unwirklichkeit. Die Polen haben die Neigung, sich und anderen Verhältnisse vorzuspiegeln, die nur halbwegs wirklich sind. Es ist hier nicht von der groben Phantasterei der Südfranzosen die Rede, sondern von einem Leben, wo man mit Worten, statt mit Taten vorlieb nimmt. Ein Zeitungsredakteur, der nie einen Artikel geschrieben hat, und der kaum sein Blatt liest, noch weniger als dessen Leiter betrachtet werden kann, hat eine naive, innige Freude daran, sich stets Redakteur betitelt zu hören und spricht, in vollem Ernste und ohne lügen zu wollen, von seiner großen Arbeit mit der Zeitung, seinem Kampf mit der Zensur u. s. w. Eine kleine Schar von Patrioten kommt nun seit zwölf Jahren alle vierzehn Tage zusammen, befreit das Vaterland jeden Montag durchsinnreiche Pläne und Verabredungen und bemerkt selbst kaum, dass alles beim alten bleibt.

Ich sagte zum Priester: „Die Polen sind vielleicht das einzige Volk der Erde, die sich die gesunde Vernunft nicht als Nationaleigenschaft beilegen. Franzosen, Engländer, Italiener, Deutsche, Dänen sind davon überzeugt, dass die gesunde Vernunft bei ihnen ihren Sitz hat. Die Polen glauben es nicht. Sie wissen zu gut, dass sie nie verstanden haben, aus irgendeiner geschichtlichen Situation praktischen Nutzen zu ziehen. Es fehlt ihnen nicht an Selbsterkenntnis.“

Er antwortete: „In diesem Volke scheinen wunderlicherweise die Frauen wesentlich verschieden von den Männern. Sie sind keineswegs Phantasten. Hier auf dem Lande stehen sie nicht hoch; die Bauernfrauen stehen dem Naturzustande nur allzu nah. So lange sie unverheiratet sind, haben und gebrauchen sie ihre Freiheit in vollstem Masse; jeder Familienzuwachs wird mit Zufriedenheit begrüßt, denn ein Kind bringt ja vom sechsten Jahre Geld ein. Erst wenn die Bauernmädchen verheiratet sind, betrachten sie sich als gebunden, denn dann ist ihre Ehre die des Mannes."

„Soweit ich urteilen kann”, sagte ich, „haben die Frauen der höheren Stände viel Selbstbeherrschung, in der Regel wenig Temperament. Die Charakteristik ihrer Kälte, die Edmond About einmal in Versen gegeben hat, als er vergebens eine Polin anschmachtete, passt noch heute auf sie. So sonderbar es klingt: Die Engländerin Maud in Paul Bourgets Cosmopolis, die ruhige, warmherzige Frau, die durch keine Gemütsbewegung aus dem Gleichgewicht gebracht wird, ist ein Typus, der in Polen durchaus nicht selten vorkommt.“ — (Ihr polnischer Mann, der im Roman den unmöglichen Namen Gorka führt — es sollte Górski heißen — ist in seiner unsteten Leidenschaftlichkeit ein richtiger Pole.)

Im Laufe des Gesprächs wurde mir klar, dass hier gleichwohl öfters als im Norden Damen der höheren Gesellschaft sich durch Leidenschaften hinreißen lassen, so dass sie entweder auf die schiefe Ebene geraten, die zur Demimonde führt, oder zu Verbrecherinnen werden. Erst vor zwei Jahren wurde die alte Mutter des ausgezeichneten Malers W., eine ehemalige Schauspielerin, die recht vermögend war, durch einen Keulenschlag von einer Dame ermordet, die den besten Kreisen Warschaus angehörte. Die Dame hatte einen jungen Liebhaber, der viel Geld gebrauchte und verlangte. Ihr Mann hat noch nicht den Beweggrund des Raubmordes begriffen. Er behauptete bis zuletzt, dass sie den Mord aus Liebe zu ihm begangen hatte, er schickte ihr täglich Blumen ins Gefängnis, und zuletzt brachte er mit seinen Kindern Blumen in den Eisenbahnwagen, der sie nach Sibirien führte.

Wenn eine Frau hier zur Demimonde herabsinkt, ist es meistens die Schuld ihrer Mutter. Es gibt hier im höheren Bürgerstande Mütter mit schönen Töchtern, die den Gedanken nicht ertragen können, dass diese jungen Schönheiten an einem Orte verbleiben sollen, wo ihre Eigenschaften nie wie in einer Weltstadt glänzen können. Man sieht sie dann ihren ganzen Besitz zu Geld machen und von Warschau nach Paris übersiedeln. Sie kommen dort mit einem kleinen Vermögen von z. B. 50.000 Frcs. an, richten sich mit polnischem Leichtsinn so üppig ein, dass die Hälfte der Summe im ersten Jahre draufgeht und machen die Bekanntschaften, die den Ausländern offen stehen. Nach Ausgang des ersten Jahres sind die Töchter umworben, am Ende des zweiten ist die Kasse leer, und das fein erzogene, warmfühlende junge Mädchen sieht keinen anderen Ausweg, als den durch einen wohlhabenden Freund eröffneten. Wenn er ihrer müde wird, fallt sie dem nächsten in die Arme, und in Wirklichkeit trägt daran die falsche Situation, welche die Mutter herbeigeführt hat, die ganze Schuld. Die Heldin des feinen und wertvollen Romans Passagère von Paul Bonnetain ist ein vortreffliches Bild solch einer jungen polnischen Frau, die unter ihren Stand gesunken ist, ohne übrigens zu sinken. —

Während wir unter dem Baume saßen, gewahrten wir Franciszek, Frau Jozefa und Frau Halina, die sich näherten, sich neben uns ins Gras setzten und am Gespräche teilnahmen. Es erging sich über folgendes:

Da es in Polen keine polnischen Offiziere, polnische Politiker oder höhere polnische Beamte gibt, ergießt sich alle Frauengunst, die in anderen Ländern im allgemeinen den Männern zu teil wird, die auf irgend eine Weise hervorragen, fast ausschließlich auf die Schriftsteller und Künstler. Fast in jeder Stadt der Welt gibt es ja einige Männer, die von all' den Frauen geliebt werden, die keinen anderen zum Lieben haben. Ein solcher Mann ist eine Art Versatzhaus für Frauenherzen. Sie werden bei ihm unterbracht, wenn sie ledig sind. Ein solches Versatzhaus ist in Polen ein Schriftsteller von großem Ruf. Obgleich fast fünfzig Jahre alt und nicht elegant, ist er durch die Bewunderung, die seine Schriften gewonnen haben, der Mann, von dem die Frauen träumen. Es ist um so merkwürdiger, weil er nie eine Verszeile geschrieben hat. Aber wenn er in einem der polnischen Badeorte in dem Tatragebirge ankommt, oder wenn er in einen Gesellschaftssaal in Warschau eintritt, fangen alle Frauen an zu girren, von den Großmüttern bis zu den Backfischen, die noch zur Schule gehen. Er kommt ihnen übrigens wenig entgegen.

Nicht einmal ein tragikomisches, eheliches Unglück hat sein Prestige besonders verringert. Er verheiratete sich zum zweiten Male mit einem achtzehnjährigen Mädchen aus der feinsten Aristokratie. Man setzte alles ins Werk, um diese Hochzeit zu einem Ereignis zu gestalten. Das Paar wurde in der Krakauer Domkirche von einem Kardinal getraut; der Papst sandte ein Glückwunschschreiben; der höchste Adel von ganz Polen war in der Kirche versammelt. Aber nur zwei Wochen nach der Hochzeit floh die junge Frau von dem Manne zu ihrer Mutter und will nicht mehr zurück. Alles Femininum in Polen verurteilt ihr Betragen.

Doch mehr als jede Schwärmerei für Personen tritt einem die begeisterte, leidenschaftliche Vaterlandsliebe bei den Frauen entgegen. Keine ihrer Empfindungen ist so ernst. Sie sind imstande, patriotischen Zwecken die größten Opfer zu bringen, und sie beweisen es unablässig durch die Tat.

Eines Abends hier auf dem Gute ließ sich jüngst bei einer Gesellschaft ein in England erzogener polnischer Gutsbesitzer im Laufe der Unterhaltung zu der Äußerung hinreißen, dass es heutigen Tages ungemein an Patriotismus in Polen fehle. Die Männer widersprachen ihm, aber die Damen — es war ein reines Schauspiel sie zu sehen. Mit flammenden Augen, glühenden Wangen umringten sie ihn, und ihre Stimmen zitterten vor Zorn, als sie ihn widerlegten. In voller Wut rief eine der jüngsten Damen: „Ich habe Ihnen versprochen, dass Sie in meinem Wagen nach Hause fahren sollen. Nun können Sie zu Fuß gehen."

Wir wurden bald darüber einig, dass, wenn diese Flamme nicht in der Seele der Frauen brannte, so würden Polens Feinde seit langer Zeit gewonnenes Spiel haben. Denn kein Volk der Welt hat solch einen Druck zu tragen, solch eine vielartige Verfolgung auszustehen. Es lebt ja in einem Zustande, worin jede Maßregel, die gegen es ergriffen wird, durchführbar ist, und jede schlechte Persönlichkeit, die feindliche oder niedrige Pläne gegen es schmiedet, für ihre Wirksamkeit ein offenes Feld findet. Sehr selten wird, wie vor einem Jahre, ein solcher Anschlag aufgedeckt, so dass man einen Einblick darüber erhält, was sonst stets ungestraft vor sich geht.

Ein Student, der seit anderthalb Jahren an der hiesigen Universität war, und der den kühnen Entschluss gefasst hatte, um jeden Preis und unter Benutzung der vorliegenden Verhältnisse Karriere zu machen, begann hier ein wenig für Zeitungen zu schreiben und ging dann mit guten Empfehlungen nach Krakau. Er war sehr schön, sehr gewandt, einer der Schurken, die in der wirklichen Welt immer leichtes Spiel haben, weil naive Leute sich einbilden, dass sie nur in schlechten Romanen vorkommen. Er trat in Krakau als ein politisches Opfer der Zustände in Russisch-Polen auf, begegnete allerwärts Sympathien und verheiratete sich nach nur einmonatlicher Bekanntschaft mit der schönen und wohlhabenden Tochter eines patriotischen Professors. Aber sofort nach seiner Ankunft hatte er eine Korrespondenz mit den Polizeibehörden in Petersburg eingeleitet, hatte erklärt, in ihre Hände Beweise gegen alle bedeutenderen und leitenden Männer in Warschau spielen zu können, indem er ihnen andeutete, dass diese Beweise mehr seiner eigenen Schlauheit, als irgend einer Unvorsichtigkeit oder einem Komplott seitens der Betreffenden zu danken seien. Man kam ihm willig entgegen. Mit einem falschen Pass machte er nun mit seiner jungen Frau eine Hochzeitsreise nach Petersburg — anscheinend reiste er südwärts — hatte Audienz bei den Chefs der geheimen Polizei und bereitete in Verbindung mit ihnen alles Erforderliche vor.

Sobald er zurückkehrte, besuchte er eifrig die Bergwerksarbeiter in Galizien, anscheinend aus Interesse für die Arbeiterbewegung, in Wirklichkeit, um sich Dynamit zu verschaffen. Er gelangte in den Besitz eines für seine Zwecke genügenden Quantums. Er machte nicht weniger als 150 kleine Pakete voll Dynamit, adressierte sie an 150 namhaft gemachte Männer in Warschau, die ihm von den russischen Behörden bezeichnet worden waren; diese kleinen Pakete nähte er in den Mantel eines Mannes ein, den er bezahlte, damit er sie über die Grenze bringe.

Unterdessen war die österreichische Polizei auf das sonderbare Benehmen des Studenten aufmerksam geworden. Sie wusste, dass er südwärts gereist war und sich unmittelbar darauf nach Petersburg begeben hatte; sie kannte und bewachte seine Besuche in den Bergwerken und beschloss einzugreifen. Sein Abgesandter mit dem Dynamit wurde gefangen genommen, ehe er die russische Grenze erreichte. Eine Hausuntersuchung bei ihm brachte einen ganzen Haufen Briefe und Depeschen aus Petersburg ans Licht, die, obgleich vorsichtig abgefasst, doch das zärtliche Verhältnis des politischen Märtyrers zu seinen Verfolgern verrieten. Es kam zu einem großen Prozess. Nur fünf Wochen nach der Hochzeit erfuhr seine Frau, wen sie geheiratet hatte. Die Russen verleugneten ihn natürlich, stellten während des Prozesses jedes Einvernehmen mit ihm in Abrede. Der Märtyrer wurde in Galizien zu drei Jahren Zuchthausstrafe verurteilt und sitzt noch. Es war ein Meistercoup, der dort fehlschlug. Es ist unzweifelhaft, dass der Kaiser keineswegs immer darüber unterrichtet ist, wie das Regierungssystem in Polen fungiert; das zeigte sich, als das Morden und Knutenschlagen anlässlich der russischen Eroberung der Kirche in Kroze stattfand. Eine russische Prinzessin, die darüber im Auslande Mitteilungen in fremden Zeitungen las, sandte einen Ausschnitt in einem Brief an den Zaren. Dieser, der nicht an die Wahrheit des Berichtes glauben wollte, schickte seinen damaligen Günstling, den Fürsten Kantakuzen, zur Untersuchung der Sache hin. Aber nun traf es sich, dass der Generalgouverneur des Distriktes, worin Kroze liegt, Orzewski, ein alter Freund und Jugendkamerad von Kantakuzen war. Die beiden verbrachten ein paar vergnügte Tage zusammen, worauf der Fürst mit der Nachricht nach Petersburg zurückkehrte, dass die ganze Angelegenheit lächerlich aufgebauscht war; alles beschränke sich darauf, dass ein paar Bauern, die der Polizei nicht weichen wollten, einige blutige Nasen bekommen hatten. Damit war die Sache erledigt. Aber dieselbe Prinzessin, die der Widerspruch irritierte, verschaffte dem Zaren Beweise für die Wahrheit der Darstellung, die sie ihm zugeschickt hatte. Orzewski erhielt seinen Abschied und Kantakuzen wurde aus Russland ausgewiesen. Er ging nach Paris, wo er jetzt gestorben ist.

Es war ein schöner Abend. Die Sonne ging hinter einem Vorhang dunkler Wolken im Horizonte unter und hinterließ eine leuchtende Goldborte über den Wolken. Kein Laut auf den Feldern, außer dem ängstlichen Geschrei der jungen Ackerhühner, wenn die zwei jungen Pudel von Frau Jozefa, Karo und Finka, sie in ihrer dummen Heftigkeit in die Höhe jagten. Es war mein letzter Abend und ich ließ den Blick um die Gegend herum schweifen, die ich sobald nicht wiedersehen sollte.

Franciszek sagte: Komme bald wieder! Komme nächsten Sommer wieder zu uns! Du kannst dich in einer Bibliothek mit 8.000 Bänden nicht langweilen und sage, was du im nächsten Jahre lesen willst, dann will ich es anschaffen.

Frau Jozefa sagte: Vergessen Sie uns nicht, kommen Sie wieder! Wir kennen einander nun zehn Jahre und unsere Freundschaft, die schon alt ist, hat stets an Stärke gewonnen. Kommen Sie nicht um der Bücher, sondern um der Menschen willen wieder. Sie haben nirgendwo bessere Freunde!

Der junge Priester sagte lächelnd: Kommen Sie wieder, und wir werden von neuem die Jesuiten verteidigen, wenn der alte Gutsbesitzer vom Nachbarhofe sie angreift, und wir werden wiederum das Buch Kohélet mit einander erörtern und darüber einig werden, dass es doch etwas gibt, was nicht eitel ist.

Frau Halina sagte: Vergessen Sie uns nicht!

Und der Wind, der durch den hohen Pappelbaum sauste, sagte: Vergiss uns nicht! Vergiss uns nicht! Ganz Europa hat uns vergessen. Vergiss nicht dieses Volk, das so reizend und so reich ist, dass so tief empfindet, so stark träumt und so leidenschaftlich liebt. Vergiss nicht diese Erde, die so viel edles Blut getrunken hat, nicht dieses Land, das von Göttern verlassen und von Menschen verhöhnt ist. Vergiss es nicht!