Plattdeutsche Sprichwörter 31 bis 40

31) He kümt mit de grot Döhr in’t Hus to fallen: Er kömmt mit der großen Thür in das Haus zu fallen, d. h. er ist ein Grobian.

32) He let nicks liggen, as gläunig Isen un Mählensten: Er läßt nichts liegen als glühendes Eisen und Mühlensteine, d. h. er ist ein Erzdieb.


33) Du löpst as ‘n drachtig’n Swinegel: Du läufst wie ein trächtiger Igel; oder: Du treckst a’s de dühr Tiet: Du ziehest wie die theure Zeit; oder: Du sleist hin’n ut as ‘n lahm Gössel: Du schlägst hintenaus wie ein lahmes Gänschen; oder: Bi di het dat: Klock sla, Dag gah, Mahltiet kumm bald: Bei dir heißt es: Glocke schlage, Tag gehe, Mahlzeit komm bald; - d. h. du bist ein Faullenzer.

34) De lang’ slöpt un driest löpt, kümt ok to Stär: Der lange schläft und dreist läuft, kommt auch zur Stelle, d. h. Fleiß holt das Versäumte nach.

35) He löpt sick Sten un Ben af: Er läuft sich Stein und Bein (Fußboden und Sohlen) ab, d. h. er ist sehr fleißig.

36) De Fuhlen drägen sick doot un de Flitigen lopen sick doot: Die Faulen tragen sich todt und die Fleißigen laufen sich todt, d. h. man muss weder zu langsam noch zu eilig sein.

37) Ihrst ‘n Nähs un denn ‘n Brill; ihrst ‘n Sack un denn watt in: Erst eine Nase und dann eine Brille; erst ein Sack und dann etwas darin; oder: Ihrst Parr un denn ‘n Quarr: Erst eine Pfarre (ein Amt) und dann ein quarrendes Kind, d. h. bevor man Frau und Kinder zu ernähren weiß, muß man nicht heirathen.

Anm. „‘n Parr hat nicht bloß der Prediger;
auch der Dorfhirte, der Schulmeister, der Nachtwächter, der Holzwärter u. s. w. hat seine „Parr“.

38) Wenn de Hunger nah de Stubendöhr herinkümt, so geht de Lehw nah dat Finster ‘ruht: Wenn der Hunger zu der Stubenthür hereinkömmt, so geht die Liebe zu dem Fenster hinaus, d. h. Nahrungsmangel zerstört das eheliche Glück.

39) Dat Kind is sinen Varer ut de Ogen krapen: Das Kind ist seinem Vater aus den Augen gekrochen, d. h. es ist ihm sehr ähnlich.

40) Wer sin Nähs afsnitt, schendt sin Angesicht: Wer seine Nase abschneidet, schändet sein Angesicht, d. h.wer sein Kind verachtet, verachtet sich selbst.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Plattdeutsche Redensarten und Sprichwörter