Plattdeutsche Sprichwörter 21 bis 30

21) He het em god flöht: er hat ihn gut geflöht, d. h. geschlagen.

22) En oll’ Klipp un ‘n nie Schipp is doch nich vel nütt: eine alte Klippe und ein neues Schiff ist doch nicht viel nütze, d. h. im Heirathen muß das Alter nicht zu ungleich sein.


23) It is nich god, wenn de Minsch to tiedig in ‘n Dau geiht; denn het he den ganzen Dag natt Föt: es ist nicht gut, wenn der Mensch zu frühe Morgens in den Thau geht; dann hat er den ganzen Tag nasse Füße, d. h. man muss nicht zu groß anfangen; sonst kommt man nie auf einen grünen Zweig.

24) Wer dat letzt ut de Kann drinken will, den fölt de Deckel up de Snut: wer das letzte aus der Kanne trinken will, dem fällt der Deckel auf die Nase, d. h. man darf nie unmäßig im Genusse sein.

25) ‘n grawen Knust is beter as ‘n leddig Fust: eine grobe Brotkruste ist besser, als eine leere Faust, d. h Etwas ist besser als Nichts.

26) He gifft, as de Pracher, de Lus üm ‘n Daler: Er giebt, wie der Bettler, die Laus um den Thaler, d. h. er trotzet auf nichts.

27) He is so awerböstig (hochnäsig), he kennt sin’n egen Kittel nich: Er ist so übermüthig, er kennt seinen eigenen Kittel (geringes Kleid) nicht, d. h. er überhebt sich seiner niedern Herkunft.

28) Ihr un Rikdom dörben sick nich grot nömen, so as de en het, süht de anner ut, un wat de en gelt, is de anner wirth: Ehr und Reichthum dürfen sich nicht groß nennen (rühmen), so wie der eine heißt, sieht der andere aus, und was der eine gilt, ist der andere werth, d. h. beide machen hochmüthig.

29) He is so klok, as ‘n dänsch Pierd, wenn he scheten hett, so rückt he ‘r an: Er ist klug, wie ein dänisches Pferd, wenn er gesch- hat, so riecht er daran; oder: He is klöker, as ‘n Imm, he will ut ‘n Pierkätel Honnig sugen: Er ist klüger als eine Biene, er will aus einem Roßapfel Honig saugen, d. h. er hält sich für sehr klug, ist es aber nicht. Hei is süss so fiewen (binnen) klok un hett nu doch in ‘n Nettel scheten: Er ist sonst so fünfen (an seinen fünf Sinnen so) klug und hat nun doch in die Nessel gesch-; oder: klok Höner schieten ok in ‘n Nettel: Kluge Hühner sch - auch in die Nessel, d. h. auch die Klugen lassen sich anführen.

30) He smitt nich hen, wo he hen wenkt: Er schmeißt nicht hin, wohin er winkt, d. h. er ist ein falscher Mensch.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Plattdeutsche Redensarten und Sprichwörter