Plattdeutsche Sprichwörter 01 bis 10

1) De Giez helpt wol up, äwer he helpt nich dragen: der Geiz hilft wohl auf, aber er hilft nicht tragen, z. B. beim Holzholen, da Jemand größere Stücke nimmt, als er tragen kann, d. h. ein Geizhals übernimmt sich leicht.

2) He wart liederlich up de Tehen gan: er fängt ungemein an auf den Zehen zu gehen, d. h. er wird stolz.


3)He kickt hüt mit ‘n fett Mul ut hogen Finstern: er guckt heute mit einem fetten Maul aus hohen Fenstern, d. h. heute thut er mal groß.

4) Van ‘n grötern Braden let sick ‘n gröter Stück afsnieden: von einem größern Braten läßt sich ein größeres Stück abschneiden, d. h. bei einem größern Ackerwerke ist größerer Vortheil.

5) Katt un Mus gahn beid ehr Nohrung na: Katz und Maus gehen beide ihrer Nahrung nach, d. h. Vornehme und Geringe wollen beide leben.

6) Wat buten wol för Weder is, seggt de Foß un sitt hinner ‘n Marlhalm: was draußen wohl für Wetter ist, sagt der Fuchs und sitzt hinter einem Grashalm, d. h. du prahlst mit Kleinigkeiten.

7) Half Busch, half Rock, segt de Scheper un sitt hinner ‘n Knüttelsticken: halb Busch, halb Rock, sagt der Schäfer und sitzt hinter einer Stricknadel, d. h. du brüstest dich mit geringen Dingen.

8) Wo Rok is, is ok Für, seggt de Foß un schitt up ‘t Is: wo Rauch ist, ist auch Feuer, sagt der Fuchs und sch. - - aufs Eis, d. h. du prahlst mit Vorzügen . und es ist nichts dahinter.

9) Wo de Tun am siedsten is, is am lichtsten äverstiegen: wo der Zaun am niedrigsten ist, ist am leichtesten übersteigen, d. h. geringe Leute sind stets unterdurch.

10) Man kan in ‘n Krog oft för ‘n Schilling wat to weten kriegen, wat ‘n Daler wierth is: man kann in einem Kruge oft für einen Schilling etwas erfahren, was einen Thaler werth ist, d. h. in Gesellschaften lernt man zu.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Plattdeutsche Redensarten und Sprichwörter