Verschwörung gegen den Zar

Katharina, die ihn schon in früheren Krankheiten so sorglich gepflegt hatte, stand ihm auch jetzt mit unermüdeter Pflege liebevoll zur Seite. In keiner der langen Leidensnächte hatte sie sein Schmerzenslager verlassen.

Katharina hatte noch keine Ahnung davon, daß Hochverräter von dem Augenblicke des Todes des Kaisers Nutzen ziehen wollten, um durch eine in stiller Nacht gebildete Verschwörung das mühsam aufgebaute Werk Peters wieder zu vernichten. Man beabsichtigte nämlich, nach dem Tode des Kaisers die Kaiserin Katharina mit ihren Töchtern in ein Kloster einzuschließen, und Alexeis minderjährigen Sohn, Peter Alexiewitsch, versteht sich unter einer nach dem Sinne der Partei der Verschworenen angeordneten Vormundschaft, auf den Thron zu erheben.


Jaguschinski, der Hauptmann der adeligen Leibgarde der Kaiserin, hatte davon Kenntniß erhalten, und teilte diese Nachricht Bassewitz mit, der noch bestimmtere Erkundigungen einzog und noch mitten in der Nacht die Kaiserin, die sich im Krankenzimmer ihres Gemahls befand, beschwören ließ, ihm sogleich in einer höchst wichtigen Angelegenheit Audienz zu geben.

Katharina trat zu ihm in das Vorzimmer. Bleich und hinfällig, wie sie war, und voll Sorgen um ihren Gemahl, hörte sie fast nur mit halbem Ohre den Bericht des holsteinischen Ministers über diese drohende Gefahr an. Unfähig, einen Entschluß zu fassen, erschöpft von Angst und Nachtwachen, wies sie ihn an Mentschikoff, dem sie durch ihr Fürwort noch auf dem Krankenlager des Kaisers, nach langer Ungnade, die Verzeihung seines Herrn verschafft hatte, und kehrte in das Krankenzimmer ihres Gemahls zurück.

Während nun Mentschikoff und Bassewitz mit Klugheit und Energie das Ihrige taten, um den Aufstand zu unterdrücken, kam Peter seiner Auflösung immer näher.

Schon erkannte er Katharina nicht mehr, die ihn zärtlich und schmerzvoll umarmte, ohne nur seine letzten Blicke empfangen zu können. In diesem entsetzlichen Augenblicke, wo Alles auf dem Spiele stand, das Leben des Kaisers, wie die Erhaltung seiner Schöpfungen und die ganze Zukunft der Kaiserin, trat Bassewitz abermals in das Sterbezimmer herein mit der an Katharina gerichteten Bitte, ihm ins Wohnzimmer zu folgen. „Lassen Sie mich!“ schluchzte Katharina, „mein Platz ist hier an seiner Seite, im Leben wie im Tode.“ Aber Bassewitz erkannte, daß er den großen Charakter dieser hochherzigen Frau erregen müsse, um den einzigen und letzten Augenblick zu ihren Gunsten nicht zu verlieren.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.