Peters Unwille

Peter, dem es höchst unangenehm war, daß ihm künftig die Hände gebunden sein sollten, um in Pommern gegen Schweden zu wirken, hielt mit seiner Ratifikation des von Mentschikoff abgeschlossenen Traktats zurück, und sein bisheriger Günstling wurde höchst ungnädig empfangen. Vergebens stellte Mentschikoff vor, daß ihn der Minister Flemming durch seine Ratschläge verleitet habe. Mentschikoff wäre verloren gewesen, wenn nicht die Zarin Katharina sich mit Wärme und Klugheit ihres frühem Beschützers angenommen hätte. Sie stellte ihrem aufgebrachten Gemahl vor, wie sehr ihm ein Mann unentbehrlich sei, der, so wie Mentschikoff, seine großen Absichten, die altrussischen Sitten zu mildern, unter der Menge der widerstrebenden Großen mit Klugheit und Geschick zu fördern verstehe, ein Mann von Mut und Geschicklichkeit. Ein solcher Mann sei Mentschikoff, der seine ganze Größe nur ihm verdanke, und des Zaren Willen zur einzigen Richtschnur mache. Einen Mann von diesen trefflichen Eigenschaften würde er nie wieder finden. Seine früheren Verdienste wären so groß, daß sein jetziges Vergehen wohl einige Nachsicht verdiene.

Peter ließ sich zwar besänftigen, aber lange begegnete er seinem frühern Günstlinge mit Kaltsinn, und ließ ihm das besonders bei öffentlichen Veranlassungen fühlen. Für seine Hofleute war es ein warnendes Beispiel, das ihnen zeigen mußte, wie er selbst seinen Lieblingen keine Fehler übersehe.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.