Peters Ernennung zum Ober-Admiral

Peter ratifizierte den Friedenstraktat am 9. September ohne Weiteres, und wurde nun als Anerkennung seiner Leistungen zur See zum Ober-Admiral ernannt, was er in der Freude seines Herzens gern und dankbar annahm.

Nur ein trübes Gesicht sah man damals in St. Petersburg. Es war das des Herzogs von Holstein-Gottorp, der von dem abgeschlossenen Frieden nicht eher als durch die Herolde Nachricht empfing, was ihn nicht viel Gutes davon ahnen ließ.


Er ließ den Zaren durch seinen Geheimrat von Bassewitz beglückwünschen und ihn zugleich ersuchen um Mitteilung darüber, in welcher Art der Zar sein Versprechen erfüllt und bei dem Friedensschlusse für ihn gesorgt habe?

Peter befand sich im Kreise der Großen seines Reichs, als Bassewitz eintrat, und mit dem Ausdruck tiefer Betrübnis die Botschaft seines Herrn ausrichtete.

„Ha! wahrlich!“ rief der Zar, „dieses Mal hat der Himmel mir nicht zugelassen Das zu tun, was ich so gern getan hätte. Ich hoffe jedoch jetzt nach dem Friedensschlusse in Schweden kräftiger als bisher zu Gunsten des Herzogs wirken zu können, und erneuere daher mein Zusage, daß ich seiner nicht vergessen werde.“

„Ich wünsche,“ entgegnete Bassewitz seufzend, „daß diese neue Zusage besser in Erfüllung gehen möge, als so manche alte, auf die mein Gebieter sich verließ, als er hieher kam. Mich, ach mich wird der Gram in die Grube bringen, daß ich, im Vertrauen auf menschliche Zusicherung, den edlen Abkömmling des Hauses Wasa nach Rußland führte, damit er hier ein -Spiel der Politik sei.“

Die Umgebung des Zaren erstarrte vor Schreck über diese freimütige Äußerung. Jeder glaubte, daß der Zar darüber in die äußerste Wut geraten würde. Aber wir wissen schon, daß Peter zu den wenigen großen Charakteren auf dem Throne gehörte, welche die Wahrheit vertragen können. Wohlmeinend sah er um sich, und sprach: „Die Verirrungen des wahren Eifers verdienen Nachsicht. Wohl mir, wenn Alle, die mir dienen, von gleichem Eifer beseelt wären.“ Dann ließ er sich einen Pokal geben und trank dem kühnen Diener zu: „Braver Mann,“ sprach er, „ich stoße an auf das Wohl Ihres Herrn. Lassen Sie mir Zeit, Ihre üble Meinung durch die Tat zu widerlegen, und Sie sollen gestehen, daß es gut war, ihn bei mir eingeführt zu haben.“

Als Bassewitz sich zurückzog, mußte der Vizekanzler Schaffiroff ihn begleiten, um dem Herzoge auseinanderzusetzen, aus welchen Gründen es unmöglich gewesen sei, auf den zu seinen Gunsten gestellten Bedingungen zu bestehen. Schaffiroff entwickelte dabei eine siegende Beredsamkeit, und erreichte damit, daß der Herzog das Verfahren des Zaren nun selbst billigte, und auf einem Hoffeste, worauf er erschien, fand die vollständige Versöhnung zwischen ihm und dem Zaren statt.

Bassewitz, ein Mecklenburger von Geburt, war in holsteinische Dienste getreten, und zeichnete sich stets durch Ergebenheit für seinen Herrn aus. Schon bei früheren Gelegenheiten hatte er dem Zaren Achtung für seine Freimütigkeit, Klugheit und Treue abzugewinnen gewußt.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.