Mentschikoff läßt sich bestechen

So verließ denn Mentschikoff Stralsund, und nötigte Stettin durch Bombardement zur Übergabe. Er ließ sich 400.000 Thaler, die der reiche und in seinem Privatleben so sparsame König Friedrich Wilhelm I. von Preußen vorschoss, als Entschädigung für die Belagerungskosten zahlen, und übergab dann die eroberte Festung in preußisch-gottorp'sche Hände, wogegen sich der König von Preußen verpflichtete, sobald alle schwedischen Plätze in seinen Händen waren, zu verhindern, daß die Schweden von Pommern aus weitere Feindseligkeiten gegen die Verbündeten und gegen Schleswig-Holstein unternähmen.

Fürst Mentschikoff glaubte damit hinreichend für das Interesse seines Herrn gesorgt zu haben; nun sorgte er auch für sich selbst. Er erpresste einige hunderttausend Thaler von den Städten Hamburg, Lübeck und Danzig, und empfing das Amt Bingen bei Frankfurt a. d. O. als eben nicht ehrenvolle Ehrengabe für seine Forderung der preußischen Sequestration.


Alsdann führte er die russische Armee durch Polen in ihre nordische Heimat zurück.

So hatte Mentschikoff, geblendet durch große Geschenke, sich verleiten lassen, gegen das Interesse Rußlands zum Besten des Hauses Gottorp und Preußens zu handeln, eine vollendete Eroberung aufzugeben, einen alten Bundesgenossen von Rußland abwendig zu machen, ohne in der Person des Königs von Preußen einen neuen zu erwerben.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.