Katharinas Benehmen dabei

Vergebens bemühte sich die Kaiserin, ihren Gemahl zur Milde zu stimmen.

„Siehe dieses Glas,“ antwortete er ungeduldig, indem er auf eine große Fensterscheibe von venezianischen Spiegelglas hindeutete, „die verächtliche Materie, aus der es entstand, gereicht jetzt zur Zierde des Palastes. Ein Schlag von meiner Hand, und es kehrt nun zum Staube, woraus es entstand, wieder zurück.“ Damit zerschlug er die Fensterscheibe.


„Aber war denn,“ äußerte Katharina mit kluger Besonnenheit, „diese Zerstörung eine Deiner würdige Tat, und hast Du Deinen Palast dadurch verschönert?“

Peter schämte sich seiner Übereilung; betroffen von der Wahrheit des Vorwurfs umarmte er sie und ging. Aber er erließ ihr keinen Tropfen von dem bittern Kelche, den sie zu leeren hatte.

Am folgenden Tage, als eben das Todesurteil an ihrem Günstling vollstreckt und dessen Haupt auf dem Schaffot ausgestellt war, fuhr er daran vorüber. Katharina saß neben ihm in der offenen Droschke. Er machte sie aufmerksam auf das Haupt des Verräters; aber wie sehr sie auch bei diesem Anblick innerlich erbebte, so blieb sie sich doch konsequent. Mit großer Seelenkraft wußte sie jede Äußerung von Mitgefühl in ihr Inneres zurückzudrängen, und machte nur im gleichgültigsten Ton von der Welt, nachdem sie mit anscheinender Ruhe den gräßlichen Anblick ertragen hatte, die Bemerkung: „Es ist traurig, daß unter den Hofleuten ein solches Verderben eingerissen ist!“

Dadurch hatte die kluge Frau ihren Gemahl völlig versöhnt. Jedes Misstrauen war verschwunden, und der Kaiser dachte nur daran, ihr Glück dauernd zu begründen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.