Ende der Untersuchung

Wohl hatte der Tod versöhnt mit dem Hauptschuldigen; nicht aber mit seinen Mitschuldigen. Das Geschick Derselben wurde erst später, am Ende dieses unglücklichen Jahres entschieden.

Der leibliche Bruder der verstoßenen Eudoria, Abraham Feodorowitsch Lapuchin, fiel als Opfer seiner Anhänglichkeit an die Sache seiner unglücklichen Schwester durch das Beil auf dem Blutgerüst. Eben so endeten der Beichtvater Alexeis, Jacob Pustinoi, sein Marschall Iwan Affonassiew, sein Hofkavalier Dobrowski und sein Hofmeister Wornoff — wie gering auch ihr Mitwirken, wie entschuldbar ihr Mitwissen und wie ehrenwert ihre Anhänglichkeit an den Prinzen gewesen sein mochte.


Mehrere Freunde und Diener des Zarewitsch wurden, in echt russischer Weise, mit der Knute fast bis zum Tode gezüchtigt. Der Bischof von Kiew war der Vollstreckung seines Todesartheiles durch Selbstentleibung zuvorgekommen.

Dagegen wurden Diejenigen, welche bei dieser grausamen Untersuchung besonders tätig gewesen waren, belohnt. So erhielten Tolstoi, Rjumanzow und Otschakow, der Erstere durch den Andreas-Orden, die Anderen durch militärische Beförderungen ihre Belohnung.

Auch unterließ der Zar nicht, nach seiner Gewohnheit, eine Denkmünze auf dieses Ereignis schlagen zu lassen. Sie zeigte einen Felsen im Meere, der sich über die Wolken erhob. Den Gipfel deckte eine Krone, die von der Sonne bestrahlt war. Die Bedeutung dieses Emblems, daß die Majestät der Krone gerettet sei, bezeugte die Inschrift.

An diesen tragischen Staatsprozess knüpften sich als weitere Folgen die eben so blutig endenden Untersuchungen gegen so viele hochgestellte Beamte und Große des Reichs, die wir schon in einem frühern Abschnitte erzählt haben.

Die Feinde des Zaren verglichen sein Verfahren mit dem Löwen, der, wenn er einmal Blut geleckt hat, unersättlich wird im Blutdurst. Aber dieses Urteil ist nicht das richtige. Die Wahrheit ist, daß der Zar, nachdem er die schwersten Sorgen, die seinem Herzen am Nächsten lagen, für die Erhaltung seiner Krone und der Zukunft Rußlands überwunden hatte, nun erst Muße gewann, um mit blutiger Strenge gegen Diejenigen zu verfahren, die seine Verbesserungen-Pläne für Rußlands Wohlfahrt durch Volksbedrückung bedrohten.

Ein Herz, das einmal das Schwerste durch Charakterfestigkeit überwunden hat, wird auch Härte genug erlangt haben, um mit gleicher Energie Verbrecher zu verfolgen, die minder geeignet waren, sein Gemüt in dessen Tiefe zu erschüttern.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.