Die Entscheidung der Ständen über Alexeis Schuld

Der Zar erließ jetzt eine Aufforderung an die geistlichen und weltlichen Stände.

Von den ersteren forderte er ihr gründliches Unheil darüber, welche Strafe seines Sohnes Verbrechen, das dem Verbrechen des Absalom gleiche, nach den göttlichen Gesetzen, nach der Heiligen Schrift und den Geboten der Kirche verdiene. „Ich setze,“ schrieb er, „mein Vertrauen auf Euch, als die Bewahrer der göttlichen Gesetze, als getreue Hirten der christlichen Gemeinde und als wohlgesinnte Vaterlandsfreunde, und beschwöre Euch beim jüngsten Gerichte und Eurer Weihe, ohne einige Verstellung und Furcht die Wahrheit zu sagen.“


Die weltlichen Stände, Minister, Senatoren, Kriegsund Zivilbeamten forderte er auf, die Sache mit Ernst zu untersuchen. „Denn,“ so schrieb er, „ich schwöre Euch vor Gott und dem jüngsten Gerichte, daß Ihr durchaus Nichts zu fürchten habt. Seht ja nicht darauf, daß Ihr ein Urteil über den Sohn Eures Oberherrn sprechen müsst. Redet ohne Ansehen der Person die Gerechtigkeit, und verwahrloset weder Eure, noch meine Seele, damit uns unser Gewissen an jenem Tage nicht verklage, noch unser Vaterland Schaden nehme.“

So rückte das schwere Verhängnis des Unterganges durch eigene Schuld dem unglücklichen Zarewitsch immer näher auf den Leib. Noch aber sollten die Qualen einer schmachvollen Untersuchung nicht enden. Öffentlich mußte er noch auf einige Fragen Rede und Antwort geben.

„Was war der Zweck Eurer Äußerung,“ lautete die eine Frage, „daß Ihr Euch auf das gemeine Volk verlassen und wenn es Zeit sei, den Erzbischöfen ein Wort ins Ohr raunen wolltet? — was war Sinn und Absicht dieser Worte? Auf wessen Beistand habt Ihr Euch eigentlich verlassen, und wer war der Erzbischof, auf den Ihr am Meisten gerechnet, und welche Zeit meintet Ihr damit, daß Ihr sie, während der Abwesenheit Eures Vaters, in Acht zu nehmen gesonnen gewesen?“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.