Der Zar hat sich als holländischer Bootsmann verkleidet

„Der Zar, welcher als ein holländischer Bootsmann und zugleich, mit dem Trommelriemen, als ein Schiffstambour gekleidet war, schonte das Kalbfell gewiß nicht, indem er die Trommel recht gut zu schlagen weiß und bekanntermaßen seine militärischen Dienste als Tambour angefangen hat. (Auch erinnert die Maske wohl an den Anfang seiner Größe, die er mit dem Schiffsbau begonnen hat.)“

„Vor dem Zaren gingen drei Trompeter, die als Mohren gekleidet waren, und weiße Binden um die Köpfe und weiße Schürzen um den Leib trugen, auch mit Silber galonierte Kleider anhatten. Neben dem Zaren gingen drei andere Tamboure, nämlich der Generallieutenant Batterlin, der Generalmajor Tschernischeff und der Major Mammonoff von der Garde, von welchen die beiden Ersteren wie der Zar gekleidet waren.“


„Darauf folgte der Vize-Knes-Zar, welcher, wie die alten Könige abgemalt werden, gekleidet ging, denn er hatte einen mit Hermelin gefütterten sammetnen Mantel um, eine goldene Krone auf dem Kopfe und einen Szepter in der Hand. Es umgaben ihn viele Diener in altrussischer Kleidung.“

„Die Zarin Katharina, welche mit sämtlichen Damen die Prozession schloß, war wie eine französische oder holländische Bäuerin gekleidet, in ein schwarzsamtenes mit rotem Taffet ausstaffiertes Futterhemd und Unterrock, mit einer schlichten Haube von holländischer Leinwand auf dem Kopfe, und sie trug einen kleinen Korb am Arm, welche Tracht ihr sehr wohlkleidend stand. Ihr vorauf ging eine Bande Hautboisten. Es folgten ihr drei Kammerjunker, auf beiden Seiten der Zarin gingen acht Mohren, welche auf indianisch in schwarzen Sammet gekleidet waren und große Blumen auf den Köpfen hatten. Darauf kamen die beiden Fräuleins Narischkin, welche auf ähnliche Weise wie die Zarin gekleidet gingen. Nach Denselben folgten sämtliche Damen und zuerst die Hofdamen, welche gleichfalls wie Bäuerinnen angezogen waren, aber nicht, in Sammet gekleidet, sondern in weißer Leinwand und Taffet, mit roten, grünen und gelben Bändern sauber besetzt, gingen. Die übrigen Damen gingen in verschiedener Kleidung, als Schäferinnen, Nymphen, Mohrinnen, Nonnen, Scuramuzzinas, auch in altrussischen, spanischen und anderen Kostümen, und erschienen insgemein sehr gut und nett.“

„Diesen Zug der Maskerade beschloß ein großer dicker Franziskaner-Mönch in seinem Ordenshabit, mit einem Pilgerstab in der Hand.“

„So wie dem Zar der Vize-Zar folgte, so ging hinter der Zarin die Vize-Zarin Redanefska mit ihrer Bande her. Sie trug ebenfalls, wie alte Königinnen abgemalt sind, einen langen rotsamtenen Talar mit Gold broschiert und auf dem Kopfe eine Krone, die mit Perlen und Diamanten besetzt war. Die Frauenzimmer ihres Gefolges waren gleichfalls auf altrussische Weise gekleidet.“

„Ihre königliche Hoheit unser Herr (der Herzog von Holstein-Gottorp)“ — meldete der Berichterstatter, der Kammerjunker von Berkholz weiter — „waren mit Dero Bande wie ine Vignerons in Frankreich gekleidet, in seidene Futterhemden und Hosen mit Band von verschiedenen Farben nett besetzt. Die Hüte waren mit Taffet gleichfalls überzogen und umher eine Weinranke mit wächsernen Trauben geflochten. Ihre königliche Hoheit waren für Dero Person in Couleur de Rose-Taffet gekleidet, und gingen allein voran, wobei sie denn von ihrer Bande dahin unterschieden waren, daß sie unter ihrem taffernen Futterhemde eine kurze Weste von Brokat trugen, welche in die Beinkleider ging, nur daß anstatt der Schnüre oder Bänder das Kleid mit silbernen Tressen besetzt war, wobei sie ein braunes Weinmesser in der Hand hielten. Ihnen folgten nun drei Glieder von ihren Leuten zu drei und drei, das erste Glied grün, das andere gelb, das letzte aber blau gekleidet. Die Bänder auf den Kleidern waren auch von verschiedenen Farben oder auf dreierlei Art besetzt, und sie trugen Hüte von derselben Farbe. Dieser Haufen von Masken wurde von Herrn von Ahlfeld geschlossen, welcher ein Kleid von dunkelroter Farbe hatte, das gleich dem, welches Ihro Hoheit trugen, mit Tressen, aber, nur mit ganz schmalen, besetzt war. Der Geheimrat von Bassewitz ging im zweiten Gliede. Ihre Hoheit Bande war eine der artigsten.“

„Die übrigen Masken, welche ihnen folgten, waren auch in unterschiedene artige Trachten gekleidet, einige als Bürgermeister zu Hamburg, in schwarzsamtenen Kleidern und ihrem völligen Ornat, unter weichender Fürst Mentschikoff mit war. Andere, Offiziere der Garde, trugen ein römisches Soldatenkostüm mit gemalten Harnischen. Sie hatten Sturmhauben und Blumen auf den Köpfen. Wieder Andere waren als Spanier, Indianer, Türken, Perser, Chinesen, Bischöfe, Prälaten, Canonici, Äbte, Kapuziner, Dominikaner, Jesuiten, Staatsminister, mit seidenen Mänteln und großen Perücken und als venezianische Nobili, die Kaufleute als Juden verkleidet, Einige als Schiffsbauer, Bergleute und Handwerker.“

„Am Sonderbarsten kostümiert war der Knes-Papst — ein Buturlin von Geburt — mit dem Kollegium der Kardinäle, welche in ihrer vollkommenen Pontifikal-Kleidung gingen. Es waren dazu die allergrößten und liederlichsten Säufer in ganz Rußland, die aber Leute von Familie waren, ausgesucht und berufen. Dieses Kollegium und sein Chef, der sogenannte Knes-(Fürst) Papst, bildete eine lustige Gesellschaft oder Verbrüderung, die ihre eigenen Statuten hatte, nach welchen der Papst sich jeden Tag in Bier, Branntwein und Wein vollsaufen muß. Die Anderen müssen ihm dabei helfen, und sobald eine dieser Stellen durch den Tod erledigt wird, was nicht selten vorkommt, so wird sie durch den größten Säufer mit vielen Solennitäten wieder besetzt.“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.