Der Herzog von Holstein Gottorp

Der Zar begab sich mit seiner Gemahlin nach Riga. Dorthin kam auch der Herzog von Holstein, und Peter begrüßte ihn, ziemlich unzweideutig, als künftigen Schwiegersohn. Dann ging er mit ihm nach Reval, wo der Herzog mit ausgezeichneten Ehrenbezeugungen aufgenommen wurde. Das Gerücht von dieser zuvorkommenden Aufnahme ging bald nach Schweden, und gab dort den Anhängern des Herzogs von Holstein - Gottorp neuen Mut. Auch dieser Umstand trug dazu bei, den König zu bewegen, das Friedenswerk nach Möglichkeit zu beschleunigen. Doch das war bei der starken Kriegspartei, die damals in Schweden herrschte, nicht so leicht. Obgleich der Zar, um die Schweden zum Frieden zu zwingen, einen dritten Verheerungszug gegen die schwedischen Küsten unternahm, und dadurch die Not in Schweden auf das Äußerste steigerte, so überzeugte sich doch der Minister Ostermann, daß der König und der Senat auf keinen Fall dahin zu bringen sein würden, einen Friedensvertrag zu unterzeichnen, in welchem dem Herzog von Holstein - Gottorp die Mitwirkung Schwedens zur Wiedererlangung von Schleswig zugesichert werden sollte.

Ostermann verstand es aber, unter diesen Umständen den Zaren zur Nachgiebigkeit zu bewegen, indem er ihm vorstellte, daß er durch Beharren auf Bedingungen, die nur für den Herzog von Holstein persönlich günstig seien, sich selbst schaden würde, denn er würde damit für fremde Interessen alle die Vorteile aufopfern, die ihm ein sonst günstiger Friede gewähren würde.


Der Zar sah ein, daß er damit zugleich seinen großen Plan, den Norden Europas zu zivilisieren, unausführbar machen werde. Es kamen dazu ungünstige Nachrichten aus Persien, die ihn auf einen andern Kriegsschauplatz im fernen Süden riefen, was ihn endlich bewog, die Interessen seines Schwiegersohns einer höheren Politik aufzuopfern.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.