Aufnahme daselbst

Nun ging die Reise mit Courierpferden, Tag und Nacht fahrend, schnell nach Wien. Kaum war er dort angekommen, als er sich beim österreichischen Reichs-Vize-Kanzler, Grafen von Schönborn, meldete und ihn bat, sich bei dem Kaiser für seinen Schutz zu verwenden.

Der Kaiser war allerdings durch die unverwartete Ankunft des prinzlichen Flüchtlings in nicht geringe Verlegenheit gesetzt. — Alexei wußte indes seine unglückliche Lage und die von seinem Vater erfahrene Zurücksetzung so rührend zu schildern, daß der Monarch sich dadurch tief bewegt fühlte. Er sah in Alexei einen unglücklichen Thronerben, der von einem harten Vater und einer lieblosen Stiefmutter mit ungerechtem Hasse verfolgt und gezwungen werden sollte, ins Kloster zu gehen und die ihm gebührende Thronfolge seinem unmündigen Halbbruder zu überlassen. Auf der andern Seite aber konnten ihm nicht die Bedenklichkeiten entgehen, dem Vater Alexeis, denn Regenten eines so mächtigen Reichs seinen ungehorsamen und flüchtigen Sohn vorzuenthalten. Eben so wenig entgingen ihm die Schwierigkeiten, den Zufluchtsort Desselben geheim zu halten.


Der Kaiser beriet sich darüber im engsten Geheimnis mit dem Prinzen Eugen und dem Grafen Stahrenberg. Auf den Rat dieser Beiden fand er sich endlich bewogen, ihm nicht nur einen heimlichen Zufluchtsort in seinen Staaten zu gestatten, sondern auch, wenn einst der russische Thron erledigt sein würde, die Rechte des Prinzen nötigenfalls durch Waffengewalt zu unterstützen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.