Aufenthalt in Tirol, dann in Neapel

Alexei wurde nun mit der größten Vorsicht nach Tirol gesandt, wo er in dem hoch und einsam gelegenen Schlosse Ehrenberg seinen Aufenthalt nahm.

Alles wurde so im Geheimen ausgeführt, daß nicht einmal der russische Resident in Wien, Wassilowsky, von der Ankunft des Prinzen in Wien das Mindeste erfahren hatte.


Doch so ganz geheim konnte es nicht bleiben. Peter befand sich gerade in Amsterdam, als er die Meldung von des Prinzen Flucht erhielt. Gleichzeitig wurde ihm angezeigt, daß sich der Prinz nach Wien gewendet habe, und wahrscheinlich unter kaiserlichem Schutz sich in den österreichischen Staaten verborgen aufhalte. Sogleich sandte er den Hauptmann Alexander Rumjanzow, von seiner Garde, an den Kaiser nach Wien, mit einem eigenhändigen Schreiben, worin er als Souverain und Vater die Auslieferung des Prinzen verlangte, der dort, zu seinem großen Missvergnügen, beschützt werde.

Dadurch erhöhte sich noch bedeutend die Verlegenheil des Kaisers. So bedenklich die Versagung dieser Bitte gegen einen so mächtigen Monarchen war, so konnte sich doch der Kaiser nicht entschließen, dem erzürnten Vater einen Prinzen auszuliefern, der sich vertrauungsvoll in seinen Schutz begeben hatte.

Alexei wurde daher auf Befehl des Kaisers nach Neapel gebracht, wo er auf dem hochgelegenen, die köstlichste Aussicht auf den herrlichen Meerbusen gewährenden Kastell St. Elmo, unter fremdem Namen, als Staatsgefangener bewahrt wurde.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.