Annahme der Kaiserwürde

Nach mehreren Einwendungen willigte endlich der Zar in die förmliche Annahme des Kaisertitels.

Nachdem in der Hauptkirche zur heiligen Dreifaltigkeit das Friedenstraktat öffentlich vorgelesen war, und der Erzbischof von Pleskow eine vorbereitende, geeignete Predigt gehalten hatte, trat der ganze Senat vor den Zaren, und der Kanzler Gholowin verkündete ihm in einer feierlichen Ansprache, Namens aller Stände des Reichs, die Wünsche des Volks.


Was er sagte, war keine höfliche Schmeichelei, es beruhte auf Wahrheit, welche die allgemeinste Anerkennung fand.

„Nicht blos uns,“ sprach er, „der ganzen Welt ist es bekannt, daß wir durch Ew. Majestät allein aus der Finsternis, der Unwissenheit aus den öffentlichen Schauplatz des Ruhmes, aus dem Nichts in die Wirklichkeit versetzt, und anderen zivilisierten Völkern zugesellt sind. Der jüngste, herrliche Frieden ist die schöne Frucht dieser Bemühungen. Zum Dank fehlen uns Worte, und unser Lobspruch ist dem Monarchen nicht angenehm. Damit wir aber in den Augen der Welt nicht verächtlich erscheinen, so flehen wir im Namen des ganzen russischen Reichs und Ihrer sämmtlichen Untertanen und Stände, daß wir als ein Zeichen unserer Erkenntlichkeit für so große Wohltaten Sie mit den Titeln feiern dürfen, die Ihrer so würdig sind.“

Eine historische Ausführung knüpfte sich daran, worin nachgewiesen wurde, daß in einer alten' Urkunde, die Schaffiroff im Archiv aufgefunden, und die er jetzt vorlesen mußte, schon der römische Kaiser Maximilian I. 1514 den russischen Zaren den Titel „Kaiser“ gegeben habe, und daß der Begriff des russischen Titels „Czar„ von Alters her schon höher gestanden, als der Titel König; denn die europäischen Könige würden nicht „Czari,“ sondern „Karoli“ genannt.

Nach dieser Rede folgte der dreimalige Ruf: „Es lebe Peter der Große, Kaiser aller Reußen, Vater des Vaterlandes!“ und dieser Ruf gab die Losung zu einem ungeheuren Jubel, der nicht enden wollte. Der Donner der Geschütze und Fanfaren von Trompeten und Pauken ertönten dabei.

Der Gefeierte dankte seinen Untertanen für dieses Zeichen der Erkenntlichkeit.

„Gott hat es getan,“ fügte er hinzu; „ihn zu preisen ist unsere Pflicht, und der schönste Dank, den wir ihm bringen können, ist redliche Benutzung des Guten, welches uns durch ihn zu Teil wurde. Wir haben Frieden. Um diesen zu erhalten, müssen wir gerüstet bleiben und nicht in Weichlichkeit und Ruhe versinken, damit das Schicksal der griechischen Monarchie nicht auch Rußland treffe. Die begonnenen guten Anstalten müssen wir gemeinschaftlich zur Vollkommenheit bringen, und die Vorteile, welche die Eröffnung des Handels mit dem Auslande dem Staate gewährt, benutzen, daß mein Wunsch, die Erleichterung des Volkes, in Erfüllung gehe.“

Ein Hoffest, Erleuchtung von ganz Petersburg und ein glänzendes Feuerwerk schloß diese Feier.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Peter der Große. Seine Zeit und sein Hof. III.