Peter Lindeberg und seine Rostocker Chronik.

Inaugural-Dissertation der philosophischen Fakultät der Universität Rostock vorgelegt
Autor: Tetzner, Robert Dr. (1854Rostock-1928Bad Doberan) Pädagoge am Gymnasium Friderico Francisceum Doberan. Seit 1899 Mitglied im Verein für mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. 1909 „Die Geschichte des Seebades Doberan), Erscheinungsjahr: 1878

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Rostock, Hansestadt, Hanse, Hansa, Rostocker Stadtgeschichte, Mecklenburg, Ostsee, Kirchen, Mittelalter, Hansezeit, Universität,
Als älteste Aufzeichnungen über Rostocker Geschichte sind außer wenigen annalistischen Bemerkungen uns in einer Handschrift der hiesigen Universitäts-Bibliothek zwei Chroniken erhalten, deren erste über die Jahre 1310 bis 1314 von Prof. Schröter in den „Beilagen zu den wöchentlichen Rostockschen Nachrichten und Anzeigen 1824 und 1825“ veröffentlicht ist, deren zweite die Zeit von 1487 bis 1491 umfasst und noch der Veröffentlichung harrt. Eine vollständige Darstellung der ereignisreichen Geschichte der Stadt zu geben, unternahm zuerst Peter Lindeberg *), dessen Werk von vielen Späteren benutzt ist und in jüngster Zeit noch Floerke zu seiner Abhandlung: „Die vier Parochial-Kirchen Rostocks“, in Schirrmachers Beiträgen zur Geschichte Mecklenburgs, 1872, Bd. I, viel Material geliefert hat. Nachdem nun bereits die beiden bedeutendsten mecklenburgischen Geschichtsschreiber in Bezug auf ihre Quellen untersucht sind, nämlich Ernst von Kirchberg von Thoms (in Schirrmachers Beiträgen, Bd. II.) und Marschalk Thurius von Müffelmann (Rost. Doktordissertation 1876), scheint eine solche Untersuchung auch über Lindebergs Chronik nötig zu sein, und die Ergebnisse einer solchen, welcher ich zunächst eine Vita des Verfassers vorausschicke, habe ich im Folgenden zusammengestellt.

*) Über den Namen muss ich die Bemerkung hinzufügen, dass er sich selbst Lindeberg schrieb, denn von der Dedikation auf der mir vorliegenden Ausgabe seines Hodoeporicon sind noch die Buchstaben Lindeb – erhalten (cf. S. 13, A. 1); und dass der Name in allen Titeln seiner Bücher diese Form hat. Dennoch findet sich häufiger die andere Form Lindenberg, die sich bis auf unsere Tage erhalten hat. Schon Gryse im Leben Slüters 1593 V. 1 nennt den Vater unseres Chronisten Caspar Lindenberch, und in seiner Chronik selbst steht S. 117: Johannes Lindenberg, gentilis noster, freilich in dem nicht mehr von ihm selbst korrigierten Teile des Werkes. Dieser letzte schrieb sich selbst Lintberg und Lintberch in einer Rechnung, die zum Teil in den mecklenburgischen Jahrbüchern Bd. 16. S. 24 abgedruckt ist.

In welchem Ansehen Lindeberg bei seinen Mitbürgern gestanden hat, erhellt daraus, dass zu seinem Begräbnistage, dem 19. Juli 1596, der Rektor der Universität, Marcus Hassaeus, Professor der hebräischen Sprache, ein lateinisches Leichenprogramm *) verfasste, in welchem er die literarischen Verdienste dieses Rostocker Kaufmannes hervorhebt und die Mitglieder der Universität zur Teilnahme an der Leichenfeier auffordert. Ja noch acht Jahre nach seinem Tode, am 1. September 1604**), fand ihm zu Ehren eine akademische Feier statt, bei welcher der jüngere Posselius, ein Freund des Verstorbenen, die Gedächtnisrede hielt. Dieselbe ist uns gedruckt erhalten zugleich mit der Einladungsschrift des damaligen Rektors, Prof. Dr. jur. Ernst Cothman, unter folgendem Titel: O ratio de vita, studiis, itineribus, scriptis et laboribus clarissimi viri, Petri Lindebergii, historici et poëtae quondam excellentis. Scripta et habita in Acad. Rostochien sia Ioanne Posselio, graecae linguae Prof. Rostock 1604 (5 Bogen in 4).

Das Leichenprogramm des Hassaeus und besonders diese Gedächtnisrede sind zugleich die Hauptquellen für das Leben Lindebergs. Einzelnes findet sich auch in dem letzten Teil der „Christlichen Leichpredigt bei dem Begräbnis weiland des Ehr-Achtbaren und wolgelarten Dm. Petri Lindebergii, poëtae laureati und Bürgers zu Rostock u. s. w. Gehalten durch Davidem Lobechium, der h. Schrifft Doctoren und Professoren, auch Archidiaconum an S. Jacobs Kirchen zu Rostock“. Rostock 1596 (6 Bogen in 4).

*) Abgedruckt hinter Lindebergs Rostocker Chronik.
**) Zum ersten Sonnabend nach dem 30. August, der auf einen Donnerstag fiel, ladet der Rektor ein.


Hauptsächlich diese drei Schriften habe ich bei der Abfassung der Vita Lindebergs benutzt und zitiere sie deshalb nur an solchen Stellen, wo sie von einander abweichen. Wenn ich dagegen Etwas aus Lindebergs Schriften genommen habe, werde ich jedesmal die Quelle angeben. Eine solche Vita ist zwar schon von verschiedenen Verfassern auch auf Grund jener drei Quellen geliefert worden *), aber Einzelne sind sehr kurz, Andere nicht mit der nötigen Gewissenhaftigkeit verfahren, so dass mir eine neue, ausführliche Lebensbeschreibung dieses Mannes nötig schien. Ich kann dabei natürlich nicht alle Irrtümer der früheren Biographen Lindebergs aufzählen und widerlegen, das wäre eine Zeit raubende und ziemlich unnütze Arbeit; ich werde mich vielmehr bei meiner Schilderung allein an die ursprünglichen Quellen halten, so weit ihrer Erzählung Glauben zu schenken ist. Denn dass Posselius die Lobeserhebung seines Freundes, mit dem er von Jugend auf in dem innigsten Verhältnis gestanden, zuweilen etwas übertrieben hat, ist wohl nicht zu bezweifeln, und auch die Leichenpredigt des Lobechius wird mit Vorsicht aufzunehmen sein.

*) Diese Schriften sind von Krey, Andenken an die Rostockschen Gelehrten aus den drei letzten Jahrhunderten, Rostock 1816, bei dem Leben Lindeberg's zusammengestellt.

Rostock zur Zeit der Hanse, Holzschnitt

Rostock zur Zeit der Hanse, Holzschnitt

099 Kirchensiegel von St. Jacobi

099 Kirchensiegel von St. Jacobi

099 Siegel des Domstiftes von St. Jacobi

099 Siegel des Domstiftes von St. Jacobi

099 Von der Kanzel der St. Jacobi-Kirche

099 Von der Kanzel der St. Jacobi-Kirche

101 Rostock, St. Petri-Kirche, Balken

101 Rostock, St. Petri-Kirche, Balken

Rostock - Giebelhäuser bei der Nicolaikirche

Rostock - Giebelhäuser bei der Nicolaikirche

Rostock - Petrikirche mit Petritor

Rostock - Petrikirche mit Petritor

Rostocker Umland mit Bauernhof, 1968

Rostocker Umland mit Bauernhof, 1968

Rostock vor dem Steintor

Rostock vor dem Steintor

Rostock. 013 Marienkirche, Giebel des südlichen Querschiffs

Rostock. 013 Marienkirche, Giebel des südlichen Querschiffs

Rostock. 017 St. Marien-Kirche

Rostock. 017 St. Marien-Kirche