Dritte Fortsetzung
Wenn ich noch Einiges über den Charakter Lindebergs hinzufüge, so sind es die Worte Cothmans, mit welchen er ihm das schönste Denkmal gesetzt hat: Fuit Lindebergius vere pius, homo gravis, vir bonus, civis honestus, virtutum egregiarum exemplar . . . . Besonders rühmenswert bleibt noch, dass er von Jugend auf ein großes wissenschaftliches Streben gezeigt hat, und dass er trotz seines frühen Todes und trotzdem er als Hauslehrer und später als Kaufmann nur seine Mußestunden den Wissenschaften widmen konnte, dennoch ein sehr produktiver Schriftsteller gewesen ist. Seine Werke, welche das beste Zeugnis von seiner poetischen Begabung und von seinem eifrigen Studium der alten Klassiker und der Geschichte liefern, sind, nach den Jahren ihres Erscheinens aufgezählt, folgende:
1. Hodoeporicon itineris Veneti, Romani, Helvetici et Rhenani. Rostock 1586 bei Stephan Myliander, 4°. Dasselbe ist abgedruckt in den unter N. 6 erwähnten H. . . , in welchen aber außer den vor- und nachgestellten Epigrammen die Spottverse auf die Römer fehlen.
2. Epigrammata in urbes et viros aliquot clarissimos, quorum in Hodo eporico suo mentionem facit, quibus in fine non nulla alia sunt addita. Rostock 1587 bei Stephan Myliander, 4°. Das Schriftchen erlebte nach Taddel *) eine zweite Auflage 1590.
3. Hypotyposis arcium, palatinorum, librorum etc. ab illustri et stren uo viro Henrico Ranzovio, prorege et equite Holsato, conditorum cum nonnullis eorum ectypis ligneis et in fine additis epigrammatibus. Rostock 1590. 4°*); 2. Auflage Hamburg 1591 bei Jacob Wolf; 3. Aufl. Frankfurt 1592 bei Johann Wechel. In der letzten Ausgabe sind den vielen Holzschnitten noch einige Kupferstiche hinzugefügt, auch sind zehn Bogen Epigramme auf die Taten Friedrichs II. von Dänemark von Johann Lauterbach, die in demselben Jahre bei Wechel erschienen, angebunden. Die Hypotyposis verherrlicht, wie schon der Titel schließen lässt, den Gönner Lindebergs, Heinrich Rantzow, und dessen Familie und wurde auf Kosten Rantzows veröffentlicht, der es an einer prächtigen Ausstattung nicht fehlen ließ. Übrigens sind die Epigramme nur zum Teil von Lindeberg verfasst, viele stammen von anderen Gelehrten, einzelne von Rantzow selbst. Auf Kosten des Letzteren wurden auch die beiden folgenden Werke Lindeberg's gedruckt***):
4. Commentarii rerum memorabilium in Europa ab an no octuagesimo seXt0 usque ad praesentem nonagesim um primum gestarum, quibus summorum virorum, Ioannis Regiomontani, Ioannis Stoefleri, Henrici Ran zovii et multorum aliorum de anno potissimum mirabili praedictiones corroborantur et confirmantur. Hamburg 1591 bei Jacob Wolf, 4°. Dies Buch ist höchst wahrscheinlich eine zweite Auflage von dem von Lindeberg Hypotyposis, 2. Aufl., S. 65 als Sylvula rerum memorabilium etc. ähnlich dem Titel der Kommentare erwähnten Werke gewesen. Ein Exemplar des letzten Buches konnte ich nicht auftreiben und zur Vergleichung mit den Kommentaren heranziehen, der ziemlich übereinstimmende Wortlaut der Titel spricht aber für meine Ansicht. – Die Kommentare, meist in Prosa geschrieben, schildern die Begebenheiten der genannten Jahre in allen europäischen Staaten und bieten manches geschichtlich Interessante.
5. De praecipuorum tam in sacris, quam ethnicis scriptis numerorum nobilitate, mysterio et eminentia liber unus. Rostock 1591 bei Myliander, 8°. Das Werk ist für uns noch als Curiosum interessant, es besteht nämlich aus Zusammenstellungen von Bibelstellen, geschichtlichen Tatsachen u. s. w. über einzelne Zahlen; die meisten, und zwar 160 solcher Bemerkungen, finden sich über die Zahl Sieben. Wie Lindeberg in der Einleitung mitteilt, ist das Werk die Bearbeitung einer Handschrift von einem Anonymus „de numerorum n on nullorum praestantia“, die er auf der Bibliothek des Herrn Rantzow in Bredenberg gefunden hatte. – Angedruckt ist eine kleine Arbeit von Albert Mejer, im Auftrage und auf Kosten Rantzows erschienen, unter dem Titel: Methodus apodemica, seu ratio describendi et laudandi regiones et urbes etc., eine Zusammenstellung aller erwähnenswerthen Punkte, eine Art Disposition für solche Arbeiten!).
*) Diese Ausgabe haben Taddel, a. a. O. S. 47 und die Herausgeber von Rost. Etw. 1742, S. 495 nicht gekannt, wohl aber eine Umarbeitung dieses Buches in Christ. Woldenberg's „Tractatus de numeris utrius que juris, 1661, 4". Dieser Traktat (auf unserer Universitäts-Bibliothek in der Ausgabe von 1670) ist ein ähnliches, aber weit umfangreicheres Werk, wie das Lindebergs, dessen Schrift eben dieser Ähnlichkeit wegen hinzugefügt ist, doch so bedeutend ausgearbeitet und mit neuen Beispielen versehen (wahrscheinlich von Woldenberg),
*) cf. S. 4.
*) Erneuerte Berichte von gelehrten Sachen 1768, S. 45.
*) ibid., auch von Lindeberg selbst in der dritten Auflage dieses Werkes S. 80 erwähnt.
*) cf. Hypotyposis, 2. Aufl. S. 65; 3. Aufl. S. 80 u. 81. 2*
dass sie mindestens den doppelten Umfang von Lindebergs ursprünglicher Arbeit hat.
6. ". . . . partes tres, Hamburg 1592, 8°, ohne Angabe des Druckers. Das Buch ist dem Markgrafen Joachim Friedrich von Brandenburg gewidmet und bildet eine Sammlung der von Lindeberg verfassten Gedichte und Epigramme. Das 3. und 4. Buch des dritten Teils – jeder Teil ist nämlich in vier Bücher geteilt – enthalten 200 Moralsprüche in Distichen und sind dem brandenburgischen Kanzler Christian Distelmeier gewidmet. In diese Sammlung hat Lindeberg, wie er in der Vorrede angibt, einzelne Jugendarbeiten auf Bitten seiner Freunde aufgenommen, so S. 99–111 das Gedicht auf die Vermählung Christophs von Mecklenburg mit Elisabeth von Schweden, das als seine erste veröffentlichte Arbeit erwähnt ist *). Auch das Hodoeporicon und die meisten Epigramme in urbes et viros sind hier wieder abgedruckt. – Angebunden sind Epigramme Heinrich Rantzows auf berühmte Männer, die zum ersten Male 1581 in Antwerpen erschienen waren, und einige kleine, teils prosaische, teils poetische Werke von Lauterbach und Anderen über Ursprung, Namen, Tapferkeit und Treue der Cimbern.
Die H. . . . wurden auf Kosten Rantzows 1595 in Frankfurt bei Zacharias Palthenius zum zweiten Male unter dem Titel: Iuvenilium partes tres herausgegeben, nachdem Lindeberg schon zum poëta laureatus gekrönt war. Denn es sind einige Gratulationsgedichte von seinen Freunden und das Lied, mit welchem Melissus die feierliche Übergabe des Lorbeerkranzes begleitete, vorgedruckt. Im Übrigen stimmen die Iuvenilia fast ganz mit den H. . . . überein, an wenigen vereinzelten Stellen sind sie vermehrt. – Angehängt sind dem Werke einige poetische Glückwünsche von Lindebergs Freunden zu dessen Vermählung und mehrere Briefe Lindebergs an Rantzow und umgekehrt, und endlich die Schrift Lindebergs an Distelmeier, mit welcher er diesem die 200 Moraldistichen dedizierte, sowie dessen Antwort.
*) cf. S. 8.
7. Topographica Rostochii, urbis vandalicae, anseaticae, maritimae et megapolitanae descriptio. Rostock 1594, 4° und abgedruckt als No. 47 im 5. Bande der Civitates orbis terrarum, welcher den Titel trägt: Urbium praecipuar um mundi theatrum quintum, Auctore Georgio Braunio Agrippinate. Das letzte Buch ist noch auf der hiesigen Universitäts-Bibliothek vorhanden, freilich ohne Vorrede, aus welcher wir aber noch einzelne Bemerkungen im Rost. Etwas 1737, S. 23 besitzen. Dort heißt es, dass der Verfasser die Topographie einem größeren Werke in fünf Büchern, der Rostocker Chronik, als Prospekt vorausschicke, um das öffentliche Urteil über eine solche Arbeit zu erfahren. Die Topographie bildet einen Auszug aus der Chronik und zwar der Reihe nach aus den Kapiteln I, 5 und V, 1, 2, 4, 6, 5, 9, 11 und 8 und handelt von der Gründung Rostocks, dem Namen, der Anlage, dem Wappen, den Kirchen und den Magistraten der Stadt und endlich von der Universität. Die Chronik stimmt, abgesehen von wenigen kleinen Veränderungen einer späteren Überarbeitung, im Ausdruck vollkommen mit der Topographie überein, muss also bei dem Erscheinen der Letzteren fertig vorgelegen haben, was auch besonders daraus hervorgeht, dass Lindeberg schon in der Vorrede zur Topographie von den fünf Büchern der Chronik spricht. Dennoch erschien diese erst zwei Jahre später unter dem Titel:
8. Chronicon Rostochiense posthumum, quinque libris absolut um. Rostock 1596, 4° bei Stephan Myliander. Das Nähere über dies bekannteste und für uns wichtigste Werk Lindebergs siehe unten.
9. Endlich erwähne ich noch einen Kupferstich von Rostock, der unter dem Titel: Rostochium urbs Vandalica, Anseatica, Megapolitana, Delin eatio Lindebergii, Anno 1597 in Westphalen, Mon. ined. III zu p. 782 sich findet. Nach dem Titel scheint das Bild nach einer Zeichnung Lindeberg's gemacht zu sein, doch erwähnt weder Westphalen noch Braunius, der dasselbe Bild koloriert in der oben erwähnten Schrift gibt, etwas darüber.
Von Hassaeus und Lobechius *) wird unserem Lindeberg noch de sommiis liber unus beigelegt, das aber nicht weiter bekannt ist. Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechselung mit einem Werke Rantzows vor, welchem Lindeberg einige Epitaphien hinzugefügt und dessen Druck er besorgt hat, wie wir aus einem Brief Rantzows an ihn vom 15. Juli 1591**) wissen. In demselben heißt es: Libellum meum de somniis denuo excudi eiquefiliorum meorum a te scripta Epitaphia addi cupio. Quocirca ut corrigendi et probe omnia disponendi laborem in te suscipias et primo quoquetempore Rostochii typis libellum describi cures, etiam atque etiam rogo. Transmitto scriptum exemplar et quae Typographo dari debet pecuniam. Dies Buch ist 1592 unter dem Titel: Elegia de somniis e.orum que eventibus, cui non nulla Epitaphia et Ran zovianorum monumentorum inscription es sunt additae*) erschienen, und da Lindeberg daran gearbeitet, hat man es fälschlich ganz als sein Eigentum angesehen.
Rostock. 066 Marienkirche, Kirchensiegel Nr. 63
Rostock. 066 Marienkirche, Siegel der Kalandsbrüderschaft, Nr. 66
Rostock. 067 Marienkirche, Spitzovales Siegel der Olavs-Brüderschaft, Nr. 65
Rostock. 067 Marienkirche, Spitzovales Siegel der Sängerchors, Nr. 64
Rostock. 068 Marienkirche, Schmiedeeisernes Gitter
Rostock. 070 Marienkirche, von der Kanzel der Marien-Kirche
Rostock. 073 St. Jacobi-Kirche
Rostock. 076 St. Jacobi-Kirche Inneres
Rostock. 077 St. Jacobi-Kirche Kanzel
Rostock. 079 St. Jacobi-Kirche Umgitterung der alten Fünte
Rostock. 080 St. Jacobi-Kirche Rungesches Epitaph
Rostock. 081 St. Jacobi-Kirche Camerariussches Epitaph
Rostock. 082 St. Jacobi-Kirche Reutersches Epitaph
Rostock. 083 St. Jacobi-Kirche Radowsches Epitaph
Rostock. 084 St. Jacobi-Kirche Neukrantzsches Epitaph
Rostock. 087 St. Jacobi-Kirche Grabstein des Balthasar Jenderick
Rostock. 093 St. Jacobi-Kirche gravierte Messingplatte an der Südwand
Rostock. 099 Kirchensiegel von St. Jacobi und des Dostiftes
Rostock. 102 St. Petri-Kirche
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