Tragische Dämmerung

In den Stunden des Schmerzes begibt sich ein jeder von uns in ein geheimes Reich. Die kleine Tochter André Maurois' flüchtet sich nach Meïpe. Paul Gauguin dachte voller Sehnsucht an Tahiti. Seit langem übten die Tropen eine tiefgehende Anziehungskraft auf ihn aus. Ein erster Versuch nach Panama und den Antillen endigte mit einem Misserfolg.

Als Gauguin sich nach Tahiti einschiffte, war er viel besser vorbereitet als damals bei seinem früheren Exil. Jetzt war er 43 Jahre alt, ein Alter, das im Leben eines Mannes einen Wendepunkt bezeichnet. Es ist keine Zeit mehr, zögernd zu tappen; die Stunde ist endlich gekommen, in der man das entscheidende Werk hervorbringen muss.


Gauguin begriff das; er begriff auch, dass sich das paradoxe Eheleben, das er führte, nicht bis ins Unendliche hinausziehen ließ. Eine Lösung war notwendig. Wie unglücklich auch seine Versuche der Annäherung gewesen waren, er hatte die Hoffnung, die eheliche Gemeinschaft wiederaufzunehmen, keineswegs verloren. Und voller Bitterkeit gedachte er der verpfuschten Jahre, die er fern vom häuslichen Herd verbracht hatte.

Wenn der materielle Erfolg auf sich warten ließ, so wuchs wenigstens sein künstlerisches Ansehen von Tag zu Tag; nur seine Familie wusste nichts davon. Sie würde es nur wahrnehmen, wenn die höheren Preise, die seine Bilder erzielten, sein Talent bestätigen würden.

Der Künstler zweifelte keinen Augenblick daran, dass zwei oder drei Jahre der Sammlung unerlässlich waren, um das gewünschte Ziel zu erreichen. Gauguin war also weit davon entfernt, seine Abreise als eine endgültige anzusehen. Er schiffte sich nicht nach den Inseln im Stillen Ozean ein als ein überdrüssiger Mensch, der damit rechnet, seine Tage fern von der zivilisierten Welt zu beschließen. Man würde sich schwer täuschen, wenn man dachte, dass als Gauguin seinen Fuß auf den Dampfer setzte, er mit seinen Gewohnheiten brach. Keineswegs! Und man kann sogar vom Gegenteil überzeugt sein, dass, wenn der Künstler Frankreich verließ, es in der Hoffnung geschah, die Vergangenheit wiedererstehen zu lassen diese schon ferne, aber immer noch so lebendige und teure Vergangenheit. Er kannte damals noch nicht die schwächende Macht der Luft südlicher Meere . . .

Ein Brief aus Pont-Aven an den dänischen Maler Willemsen, erklärt die Gründe seiner Abreise. Er hatte es überhaupt nicht gern, Anspielungen über sein Innenleben zu machen, so sind die Gründe, die er auseinandersetzt, alle materieller Art. Dennoch sind sie von Wichtigkeit und deshalb führen wir sie an:

„Mein Entschluss ist gefasst: in kurzer Zeit werde ich nach Tahiti gehen, einer kleinen Insel in Ozeanien, wo das materielle Leben ohne Geld vor sich gehen kann. In Europa bereitet sich für die kommende Generation eine schreckliche Zeit vor: die Herrschaft des Goldes. Alles wird verseucht, die Menschen wie die Künste. Unaufhörlich muss man sich zerreißen. Dort unten wenigstens, unter einem Himmel ohne Winter, auf einem Boden wunderbarster Fruchtbarkeit braucht der Bewohner nur den Arm zu heben, um seine Nahrung zu finden ...“

Und Gauguin wiederholt die gewöhnlichen Klischees, die die Schriften der lyrischen Romantiker mit Schmelz bedecken.

„Für den Tahitaner bedeutet das Leben singen und lieben, und wenn ich mein materielles Leben einmal gut eingeteilt habe, konnte ich mich den großen Aufgaben der Kunst ganz widmen, losgelost von jeder künstlerischen Eifersucht, ohne irgendwelchen gemeinen Schacher nötig zu haben.“

Eine Ausstellung seiner Werke, für die Octave Mirbeau den Katalog schreibt, trägt ihm beinabe 10.000 Frcs. ein. Es wird sein Reisegeld. Der Maler hat selbst in „Avant et Apres“ erzählt, wie ihm dank der Unterstutzung Ary Renans eine künstlerische Mission für Ozeanien anvertraut wurde.

Also am 4. April 1891 steigt Gauguin, reich an Hoffnungen wenn auch seine Börse mit wenig Geld angefüllt war an der Gare de Lyon in den Zug nach Marseille.

Gauguin wiegt sich während der ersten Zeit seines Aufenthaltes auf Tahiti in Hoffnungen, die schnell enttäuscht werden. Die Einfühlung wirkt bezaubernd. Er denkt sich schon tausend Glückseligkeiten aus, die ihn fast vor Zärtlichkeit zum Weinen bringen! Er ist wunderbar vom Gouverneur und vom Leiter der inneren Verwaltung empfangen worden. Er hofft auf zahlreiche Porträtaufträge. Er schreibt:

„Kurz, ich glaube, dass ich Geld verdienen werde, etwas, womit ich nicht rechnete.“

Um seine Erfolge anzuzeigen, nimmt er einen viel bescheideneren Ton an: „Morgen soll ich die gesamte königliche Familie besuchen. Was mag sie begehren! Und wie dumm ist das... Nun, lassen wir alles mit uns machen.“

Ach, es sollte nicht lange auf sich warten lassen, dass er seine Hoffnungen tiefer spannte. Wir werden es nicht unternehmen, hier die Geschichte seiner Kränkungen in Ozeanien aufzurollen; sie sind bekannt. Wir werden nur soweit auf sie eingehen, als sie Einfluss auf sein Gemütsleben haben sollten. Zurzeit zeigt er sich als ein trefflicher Familienvater und Ehemann der noch sehr verliebt ist. Schließt er doch einen seiner ersten Briefe, die er seit seiner Ankunft in Papeete geschrieben hat, mit folgenden Worten:

„Viele innige Küsse den lieben Kindern und für Dich die besten von Deinem treuen Geliebten und Gatten.“

Gauguin kam in Papeete an, um dem Leichenbegängnis des Königs Pomare V. beizuwohnen. Er war der letzte Spross der Pomare, die mit ihm erloschen, da der König eine englische Jüdin Miss Marau Johanna Salmon geheiratet aber kurze Zeit darauf verstoßen hatte. Die Chronique scandaleuse von Papeete berichtet tatsächlich, dass die Königin, deren Liebschaften berühmt waren, in Tahiti nur von einer einzigen Person geachtet wurde; nämlich von ihrem königlichen Gemahl. Der Maler hatte begriffen, dass der Tod Pomare V. das Ende eines Zeitalters bezeichnete, und dass unsere vermeintliche Zivilisation nicht langer zögern werde, den Zauber der sterbenden Insel wegzufegen.

„Ich halte diesen Tod des Königs PomareV. für sehr traurig. Der Boden Tahitis wird nach und nach französisch, und nach und nach wird dieser alte Zustand der Dinge ganz verschwinden. Unsere Missionare haben schon viel protestantische Heuchelei gebracht und einen Teil der Poesie genommen. Die Pocken nicht eingerechnet, die die ganze Rasse befallen haben (ohne sie zu sehr mitzunehmen, wahrhaftig). Du liebst ja die schönen Männer, hier ist kein Mangel daran ...“

Gauguin wohnte natürlich der Schaustellung des königlichen Leichenbegängnisses bei, das sich der Wissbegierde des Künstlers darbot. Der Brief, den er, noch ganz von diesem Erlebnis erfüllt, schrieb, bildet ein wirklich historisches Dokument.

„Der König ist einige Zeit nach meiner Ankunft gestorben. Von seinem Leichenbegängnis musste ein jeder auf der Insel und auf den benachbarten Inseln in Kenntnis gesetzt werden. Du kannst Dir von diesem Begräbnis keine Vorstellung machen. Jedes Dorf, dessen Bewohner sich des Abends auf der Wiese zusammenfanden, sang mit verteilten Rollen seine berühmten Totengesänge (mehrstimmiger Chorgesang), und so ging es die ganze Nacht hindurch. Für den, der Musik liebt, ist es ein wahres Fest; denn dieses Volk ist außerordentlich musikbegabt. Zwei Gesange vermischten sich in der ersten Stimme, Mann und Frau sodann folgen Teile der Begleitung, die eigenartige Akkorde bilden. Eine Gruppe Männerstimmen, die den Trommelschlag nachahmt, dient nur zur Angabe des Rhythmus (ein sehr eigenartiger Rhythmus). Nein, es ist unmöglich, sich etwas Harmonischeres und Abstrakteres zu denken. Nicht einer, der einen falschen Ton trifft.

Der Leichenwagen, der ganz mit Blumen bedeckt war, wurde von Mauleseln gezogen, denen die Artilleristen schwarze Leinennetze übergehängt hatten. Am Grabe in den Waldungen angekommen, haben die Pastoren und Häuptlinge Reden auf tahitanisch gehalten. Ich schreibe Dir am Abend. Dieses Schweigen der Nacht auf Tahiti ist noch viel seltsamer als alles übrige. Es ist nur dort zu finden: nicht einmal ein Vogelschrei, der die Ruhe stört. Hier und dort fällt ein großes, trocknes Blatt zu Boden, aber das erweckt nicht den Eindruck eines Geräusches; vielmehr ist es ein Rascheln des Geistes. Die Eingeborenen gehen oft in der Nacht umher, aber geräuschlos mit nackten Füßen. Immer dieses Schweigen! Ich verstehe, warum diese Wesen stundenlang, Tage hindurch dasitzen können, ohne ein Wort zu reden und voller Trauer den Himmel betrachten. Ich fühle, wie dies alles auf mich eindringt, und ich ruhe mich in diesem Augenblick wunderbar aus . . . Wie schön ist diese Nacht! Tausende von Wesen machen es wie ich. Sie lassen dem Leben seinen Lauf, und ihre Kinder erziehen sich ganz von selbst. Alle diese Menschen hier gehen überall bin, ganz gleich in welches Dorf, ganz gleich welchen Weg, sie schlafen in einem Hause, essen usw., sogar ohne sich zu bedanken, auf Kosten der Vergeltung. Und man nennt sie Wilde! Sie singen, stehlen niemals - meine Tür ist niemals geschlossen. Zwei tahitanische Worte kennzeichnen sie - Ia ora na, Guten Tag, Lebewohl, danke. O na tu - ich pfeif drauf - und man nennt sie Wilde!“


Gauguin fürchtet, dass dieses idyllische Bild vom Leben auf Tahiti nur den Neid seiner Frau erregt, und dass sie ihm sein Wohlbefinden vorwerfe: ein Mann, der vollständig auf sein Familienleben verzichtet haben sollte, würde der sich so entschuldigen, wie er es tut?

„Denke deshalb nicht, dass ich egoistisch bin und dass ich Euch verlasse, aber lasse mich noch einige Zeit so leben. Die mir deswegen Vorwürfe machen, kennen nicht alles, was in einer Künstlernatur vor sich geht; und warum uns den ihren ähnliche Pflichten aufzwingen? Wir zwingen ihnen auch nicht die unsrigen auf.“

Und er schließt noch:

„Ich denke zärtlich an Euch alle.“

Kaum ist Gauguin zwei Monate auf Tahiti, als er sich schwierigen Lebensverhältnissen gegenüber befindet. Man muss in den französischen Kolonien gelebt haben, um die Feindseligkeit zu verstehen, die im allgemeinen die bereits ansässigen Kolonisten und Beamten den Neuangekommenen entgegenbringen. Man findet ein Vergnügen darin, den gerade an Land gestiegenen Reisenden zu entmutigen. Selbstgefällig werden ihm die Hindernisse geschildert, denen er begegnen wird, und weit davon entfernt, sie ihm aus dem Weg zu räumen, hat man einen Spaß daran, ihn über sie straucheln zu lassen.

Der Künstler erleidet schwere Enttauschungen. Er hatte große Hoffnungen auf die Unterstützung Pomare V. gesetzt. Sein Tod zerstört seine Pläne. Um das Unglück voll zu machen: Gauguin erkrankt. Man schleppt ihn ins Krankenhaus, wo er für die Summe von 12 Frcs. täglich gepflegt wird.

Glücklicherweise findet er einige Unterstützung. Der Staatsanwalt, Herr Edouard Charlier, ein kluger und mitfühlender Beamter und rechtschaffen, wie es, ach, in den Kolonien so selten ist, kommt ihm großmütig zu Hilfe, ebenso Herr Goupil, der Advokat von Papeete, ein Mann mit Schönheitssinn. Mit jeder Post erwartet Gauguin Geld, das ihm sein Freund Charles Morice schicken soll.

Indessen arbeitet er mit einem wütenden Eifer in seiner kleinen Hütte, die er in einem Bezirk, einige Kilometer von Papeete entfernt, gemietet hat. Und er versucht noch, seine Frau zu überzeugen, dass er recht gehabt habe, sein Leben der Malerei zu widmen. Ebenso bewahrt er seinen beißenden Humor:

„Was willst Du daran tun; wir werden bald beide alt sein? Wir werden plaudern und nicht mehr zu fürchten haben, Kinder in die Welt zu setzen ...“

Dieser nicht sehr geschmackvolle Scherz kehrt häufig in seinen Briefen wieder. Er kann nun einmal nicht die ungelegene Einmischung seiner Schwiegermutter vergessen, die sich bei jeder Zusammenkunft der beiden Gatten stets zwischen sie stellte als eherne Statue der bürgerlichen Vorsicht.

Wir wollen nicht bei den pekuniären Schwierigkeiten verweilen, mit denen der unglückliche Künstler auf Tahiti zu kämpfen hatte. Sein Briefwechsel mit Daniel de Monfreid ist nur von Geldforderungen und Klagen erfüllt. Man darf wegen dieser Klagen Paul Gauguin nicht geringer einschätzen. Die Plage des Brotverdienens verfolgt ihn. Ist er nicht tausendmal ausgebeutet worden? Und ist diese schreckliche Geldfrage für ihn nicht eine Lebensnotwendigkeit? Es ist möglich, dass man seinem Andenken einen schlechten Dienst erwiesen hat, indem man seine Briefe an Daniel de Monfreid veröffentlicht hat. Doch zulassen darf man auf keinen Fall, dass die Achtung für den Maler herabgemindert wird, weil er häufiger von Geld als von der Malerei spricht. Die Kunst! Die Kunst! Die Astheten führen nur dieses Wort im Munde. Außerdem muss man, wenn es sich um Kunst handelt, keinen Hunger leiden. Wenn der Magen vor Hunger schreit, wenn die Börse vollständig leer ist, dann haben ästhetische Theorien keine Anziehungskraft mehr. Bei Gauguin, der des Notwendigsten grausam beraubt war, ist es gewiss schon sehr zu entschuldigen, dass er nicht den Mut gefunden hat, sich über diese Drangsale hinwegzusetzen und über die Ziele der Malerei zu diskutieren!

Nach vielem anderen machte er an sich selbst die Erfahrung, dass das Sprichwort zutrifft: „Die Abwesenden haben immer unrecht.“ Unter allen seinen Freunden war einer, dem er das größte Vertrauen schenkte Charles Morice, Kritiker und symbolistischer Dichter, sein späterer Mitarbeiter an Noa-Noa. Ihm hatte Gauguin seine Bilder mit dem Auftrage zurückgelassen, sie zu verkaufen. Sogar Geld hatte er ihm zurückgelassen. Doch die Postdampfer fuhren vorüber, ohne dass der Verbannte das Geringste von dem Pariser Dichter erhielt.

„Zu meinem eigenen Schaden habe ich Menschen und Dinge ein wenig kennengelernt. Wenn ich nicht da bin, gehen meine Geschäfte nicht.“

Zu dem Gefühl des Grolles, das er gegen Morice hegt, gesellt sich noch das der Eifersucht. Wohl lebt er seit so langer Zeit von seiner Frau getrennt, dass es kaum berechtigt erscheint, sich eifersüchtig zu zeigen. Er versucht einen scherzhaften Ton anzuschlagen, um sich zu beklagen. Aber errät man nicht hinter dem Lächeln ein schmerzverzerrtes Gesicht?

„Du sprichst in einer sehr begeisterten Art von Morice, der seine verliebte Frau von weitem kommen sieht. Desgleichen ist Dein Brief viel herzlicher als gewöhnlich, als ob Du etwas hattest, das der Verzeihung bedürfe. Ich hoffe, dass Du nur in Gedanken gesündigt hast. Ich konnte eifersüchtig werden, aber ich habe kein Recht so zu sprechen, da ich seit langem fern bin. Ich verstehe, dass eine Frau, die ihre Jugendjahre fern von ihrem Ehemann verbringt, Augenblicke des Verlangens hat, sowohl des Fleisches wie des Herzens.“

In einem anderen Briefe schreibt er noch über Charles Morice:

„Ich bin beinahe am Ende meiner Kräfte und in jedem Fall am Ende meiner Hilfsmittel, was ich Morice zu verdanken habe, der hinreichend versichert, dass er mich liebt, aber es nicht beweist. Seit meiner Abreise hat er mir auf meine Briefe keine Antwort gegeben. Er hatte Geld für mich und meine Berechnungen sind dank seines Fehlers vollständig irrig. Daher habe ich augenblicklich fünfzig Franken in der Tasche, und ich weiß nicht, wie ich mir helfen soll. Ich rechne nicht auf Morice, und wir werden bei meiner Rückkehr, glaube ich, abzurechnen haben. Ich liebe es nicht, dass man mir hinterlistigerweise den Weg versperrt. Ich hatte mich zum Residenten auf den Markesasinseln oder in Raiatéa ernennen lassen können, aber Herr Morice hat meinen Brief verloren oder vergessen, um was ich ihn bat.“

Und weiter heißt es:

„Joyant hat mir den Auszug meiner Rechnung bei Goupil gesandt. Er hat 850 Frcs. Morice übergeben, damit er sie mir schicke, und zwar schon im Monat Mai 91, das macht 1350 Frcs. aus, die Morice mir stiehlt; denn ich habe weder Geld noch Brief erhalten . . .

. . . Ich habe fünf Zeilen von Morice erhalten, der über mein Schweigen den Erstaunten spielt, indem er vorgibt, mir häufig geschrieben und mir mein Geld geschickt zu haben. Lüge! Ich habe alle Monate Briefe erhalten. Ich antworte ihm und schicke den Brief an Jean Dolent, der ihn ihm geben wird und sich gleichzeitig klar mit ihm auseinandersetzen soll.

. . . Vielleicht wird Morice daran denken, mir das Geld zu senden, das er für mich hat, das würde mir Lebensmittel verschaffen, um einige Monate zu essen.“


Ach, das Leben ist hart für den Künstler:

„Ich bin dabei, meine Gesundheit durch die geringe Nahrung, die ich zu mir nehme, zugrunde zu richten. Doch es ist mir lieber, als den Kampf, den ich begonnen habe, aufzugeben.

. . . Neun Jahre sind es bereits, die ich ohne meine Familie lebe, ohne Heim und oftmals ohne Nahrung. Seit zwei Monaten habe ich jegliche Art von Speise unterdrücken müssen. Jeden Tag nur diese eine fade Frucht, die dem Brot gleicht, und dazu ein Glas Wasser. Sogar mit einem Tee konnte ich mir nicht aufwarten wegen des teuren Zuckers. Ich ertrage tapfer diese Lage, aber sie verdirbt meine Gesundheit, und meine Augen, die ich so nötig brauche, werden bedenklich schwach.“


Legt man sich wohl Rechenschaft über Gauguins Lebensweise ab? Er lebt in einer bescheidenen Eingeborenen-Hütte, aus geflochtenem Bambus, die am Meeresufer wie ein gebrechlicher Vogelkäfig steht. Fast immer allein. Manchmal dringen lachende „Vahina“ in seine Wohnung ein. Aber nach diesen sinnlichen Begegnungen, an denen das Gefühl so sehr wenig Anteil hatte, fühlt sich Gauguin noch viel einsamer als vorher. Er irrt an der düsteren Sandküste umher, wo die Wogen sich mit tiefem Gemurmel an dem Riff brechen; er sieht die Sonne in einem Aufflammen wie Feuerwerk hinter Moorea untergehen und den Abend herniedersteigen mit dem Schwarm seiner traurigen Gedanken, die das Herz schwer machen.

Seine Börse wurde immer leichter; er kam nach Papeete mit der trügerischen Hoffnung, jemand zu begegnen, der ihn aus seiner Lage befreien würde. Er befand sich damals Kolonisten gegenüber, die mit Unwissenheit gespickt waren und die den schlecht gekleideten und schlecht ernährten Künstler verachteten; vollgefressene Beamte waren es mit vor Fett strotzenden, leuchtenden Gesichtern, die ihm einen zwanzigmal aufgewärmten Witz bei einem Glase Whisky im Klub Bougainville entgegenschleuderten . . . Der finstere und verbitterte Künstler trank, um sich über seinen Hunger hinwegzutäuschen; der Alkohol löste ihm die Zunge und mit glühendem Kopfe, mit gründlich verdorbenem Magen setzte er seinen verdutzten Gefährten kühne und neue künstlerische Einfälle auseinander, so dass sie, sobald er ihnen den Rücken gekehrt hatte, von ihm sagten: „Dieser Gauguin ist trotzdem ,màamàa' (verrückt).“

Dann kehrte die frühere Traurigkeit in sein Gemüt zurück, und mit einem Ton, als ob er sich von ihr freimachen wollte, lieh er einen Louisdor, den man ihm ungern gab.

Die Papierlaternen schwangen in den kleinen Kramerladen hin und her; die Chinesen, die auf ihren Ladentischen mit übereinandergeschlagenen Beinen saßen, sandten mit ihren Bambusfächern frische Luft in die weiten Ärmel ihrer seidnen Gewänder; Vahina mit geösten Haaren, den gestickten Schal über die Schultern, spazierten umher und wiegten sich in den Hüften . . . Am Ende der Landstraße von Punavia, die sich zwischen dem Gebirge und dem kühlen Meere dahinzieht, betrat Gauguin mit leerem Magen seine Hütte, und während er wieder und wieder bittren Erinnerungen nachhing, legte er sich in seinem Kopfe das nächste Gemälde zurecht, das er vornehmen würde.

Denn trotz der Widerwärtigkeiten jeglicher Art, enttäuschte ihn die Kunst niemals. Durch den Zauber der Vergangenheit verklärt, durchlebte er wieder die ersten Jahre seiner Ehe; er sah seine Frau wieder zärtlich und unterwürfig. Ach, wie harmonisch war damals sein Hausstand, und wie sehr wäre er es noch heute, wenn er niemals zu malen begonnen hatte! Die Malerei hatte sein häusliches Glück zugrunde gerichtet . . .

Die Malerei! Die Malerei, die ihn vor Hunger sterben ließ, die ihm weiter nichts als Enttäuschungen gebracht hatte, die ihn jetzt zwang zu betteln, wäre es da nicht entschuldbar gewesen, sie in den Augenblicken der Mutlosigkeit zu verleugnen? Wunderbare Macht des Genies! Nicht ein einziges Mal, nicht einen Augenblick zweifelte Gauguin an seiner künstlerischen Berufung. Niemals kam ihm der Gedanke, die Wahl des Weges, den er eingeschlagen hatte, zu bereuen. Ein edler Stolz belebte ihn, ein so gerechtfertigter Stolz, dass niemand daran dachte, über ihn zu lachen. Er schrieb seiner Frau:

„Ich bin ein Künstler, und Du hast recht. Du bist nicht von Sinnen. Ich bin ein großer Künstler, ich weiß es. Und weil ich es weiß, habe ich soviel Leiden erduldet, um meinen Weg zu verfolgen, sonst würde ich mich für einen Schuft halten was ich übrigens in den Augen vieler Leute bin. Schließlich, was tut's! Was mich am meisten grämt, ist weniger das Elend als die ewigen Hindernisse, die meiner Kunst entgegenstehen, die ich nicht so ausüben kann, wie ich es empfinde und wie ich es tun könnte ohne das Elend, das mir die Arme bindet. Du sagst mir, dass es unrecht von mir ist, zu weit vom künstlerischen Zentrum entfernt zu leben. Nein! Ich habe recht. Ich weiß seit langem, was ich tue, und warum ich es tue. Mein künstlerisches Zentrum liegt in meinem Kopfe und sonst nirgends. Und ich bin stark, weil ich niemals durch die anderen vom Wege abgelenkt werde, und weil ich schaffe, was in mir ist. Beethoven war taub, blind, er war von allem abgeschnitten. Deshalb lassen auch seine Werke den Künstler spüren, der auf seinem eigenen Planeten lebte. Sieh doch Pissaro! Weil er stets voran sein wollte, immer auf dem Laufenden, so hat er jede Persönlichkeit verloren, und seinem Gesamtwerk fehlt die Einheit. Er folgt immer dem Zuge der Zeit von Courbet und Millet bis zu jenen kleinen jungen Chemikern, die kleine Tüpfelchen aufeinander häufen. Nein, ich habe ein Ziel, und ich verfolge es immer. Ich allein bin logisch, daher finde ich auch recht wenige, die mir lange folgen. Armer Schuffenecker, der mir vorwirft, ganz in meinen Banden zu sein! Doch wenn ich nicht so handelte, hatte ich dann auch nur ein solches Jahr des Kampfes bis zum Äußersten ertragen, wie ich es getan habe? Meine Handlungen, meine Malereien haben stets für den Augenblick selbst Widerspruch erregt, bis man mir schließlich recht gibt. Und es heißt immer wieder von neuem anfangen! Ich glaube meine Pflicht zu tun, und dadurch gestärkt, nehme ich keinen Rat, keinen Vorwurf an. Die Bedingungen, unter denen ich arbeite, sind ungünstig, und man muss ein Koloss sein, um zu schaffen, was ich unter diesen Bedingungen geschaffen habe. Ich halte mich bei diesem Thema auf, und ich habe nur deshalb so lange darüber gesprochen, weil ich weiß, dass Du Dich doch im Grunde für diese Fragen interessierst. Du hast sie zu hassen begonnen, weil sie Dir Mühe und Arbeit gebracht haben und weil die Welt Dir die bittre Pille der anderen Berufe vergoldet hat. Gibt es günstigere, so gibt es auch im Handel recht viele, die man mit Kummer betrachtet . . . wahrend der Kunst schließlich schöne Tage warten. Es ist wahrlich wenig, aber gestehe, dass Du Dich innerlich geschmeichelt fühlst, die Frau von quelqu'un zu sein?

Ich habe viele Verdrießlichkeiten, und wenn es nicht für meine Kunst notwendig wäre - wie ich überzeugt bin -, so würde ich sofort abreisen.

Ich bin gezwungen, an der Nahrung zu sparen, mein Magen ist schrecklich mitgenommen, und ich werde täglich magerer. Aber ich muss weiterkämpfen, immer, immer. Und die Schuld fällt auf die Gesellschaft zurück. Du hast kein Vertrauen in die Zukunft, aber ich habe dieses Vertrauen. Weil ich Vertrauen haben will. Sonst hatte ich schon längst Schluss gemacht. Hoffen heißt fast leben. Ich muss leben, um meine Aufgabe bis zum Ende zu erfüllen, und ich kann es nur, indem ich meine Illusionen steigere, indem ich mir traumhafte Hoffnungen schaffe. Wenn ich hier täglich bei einem Glase Wasser mein trockenes Brot esse, so komme ich dahin, zu glauben, dass es ein Beefsteak sei.“


Eine Tatsache, auf die Gauguin besteht: er bleibt nur in Tahiti, weil diese Verbannung seiner Arbeit günstig ist. Gauguins künstlerisches Gewissen war ängstlich:

„Verüble mir meinen Plan nicht, noch ein Jahr zu bleiben. Ich bin mitten in der Arbeit. Jetzt kenne ich den Boden, seinen Duft und die Tahitaner, die ich auf eine sehr rätselhafte Weise darstelle, sind nichtsdestoweniger Maoris und keine Orientalen von Batignolles. Ein Jahr brauchte ich fast, um sie zu verstehen, und jetzt, wo ich soweit bin, sollte ich fortgehen! Das ist um aus der Haut zu fahren ! . . .

. . . Mit meinen letzten Arbeiten bin ich ziemlich zufrieden, und ich fühle, dass ich anfange, den ozeanischen Charakter vollständig in mich aufzunehmen. Ich konnte versichern, dass das, was ich mache, noch von niemand gemacht wurde, und dass man dies in Frankreich nicht kennt.“


Trotz seiner schrecklichen Geldsorgen gelingt es ihm dennoch, zahlreiche Gemälde fertig zu stellen, wie er es seiner Frau ankündigt, die seine Hauptvertraute bleibt. Ihr schickt er die Übersetzung der tahitanischen Namen seiner Bilder, ihr gibt er die Erklärung seines „tollsten“ Bildes, es handelt sich um das Gemälde, betitelt: Manao tupapau der Geist der Toten wacht:

„Ich habe ein nacktes junges Mädchen gemalt. Eine Lappalie in dieser Stellung, und sie wird unanständig. Und dennoch will ich sie so; die Linien und die Bewegungen interessieren mich. Dann gebe ich ihr ein wenig Schrecken ins Gesicht. (Den Schrecken muss man vortäuschen, wenn nicht erklären, eben durch den Charakter der Person, einer Maorie.) Dieses Volk hat eine sehr große Furcht vor dem Geist der Toten. Ein junges Mädchen bei uns würde Angst haben, in dieser Stellung überrascht zu werden - die Frau hier keineswegs. Ich muss diesen Schrecken mit möglichst geringen literarischen Mitteln erklären, wie man es früher tat. Dann mache ich Folgendes: allgemeine düstere, traurige, erschreckende Harmonie, die für das Auge wie Totengeläute klingt, Düsterviolett, Düsterblau und Chrom*. Die Wäsche mache ich Chrom**, weil die Wäsche dieser Wilden eine andere ist wie die unsrige, weil sie das künstlerische Licht hervorbringt, „suggeriert“. Die kanakische Frau schläft niemals im Dunkeln, und dennoch will ich keinen Lampeneffekt, das ist alltäglich. Das Gelb verbunden mit dem Gelborange und dem Braun vervollständigt den musikalischen Akkord. Im Hintergrund einige Blumen, aber es dürfen keine wirklichen sein, sondern phantastische. Ich mache sie wie Phosphorfunken. Für die Wilden sind die Phosphoreszensen in der Nacht die Totengeister. Endlich zum Schluss: da gestalte ich das Gespenst sehr einfach, als kleine, gute Frau, weil das junge Mädchen, das das Theater der französischen Geister nicht kennt, nicht anders kann, als mit den Totengeistern den Toten selbst verbunden zu sehen. Das ist ein kurzer Text, der Dich dafür gut unterrichten wird, wenn Dich die Kritiker mit ihren boshaften Fragen bombardieren werden.“

Nicht umsonst tauften die alten Schifffahrer Tahiti Neu-Kythera. Die Liebe ist der natürliche Beruf der Tahitanerinnen, dieser schönen Wesen mit dem majestätischen Wuchs, den saftgeschwellten Brüsten, wie Früchte in der Sonne, die sich dem ohne Scham darbieten, der sie begehrt. Alles ist auf diesem glühenden Boden übersteigert: das Rieseln des Lichts auf dem verdunstenden kleinen Salzwassersee, die berauschenden Düfte der überhitzten Erde, sogar bis zu jenem etwas krankhaften Duft, der den sterbenden Kulturen entströmt. Bei diesem Volke mit den alten Überlieferungen der Gastfreundschaft wurden damals die wollüstigsten Frauen dem vorüberziehenden Fremden dargeboten.

Gauguin machte sich ohne Schamgefühl diese glücklichen Sitten zunutze; aber was liegt an diesen flüchtigen „Eintagslieben“? Das Herz ist an diesen galanten Scharmützeln nicht beteiligt, und die sorglosen „vahina“, die auf seiner gastlichen Matte aufeinander folgten, löschten weder in seinem Geist noch in seinem Herzen jene große Liebe aus, die nicht sterben wollte. Er vertraut seiner Frau an:

„Ich habe Eure Photos schon auf einem überzogenen Brett in meiner Hütte angeordnet, was viele Fragen von Seiten der Wilden zur Folge hat, die kommen, um meine Malerei anzusehen und zu bewundern.“

Denn der Künstler rechnet nicht damit, seine Tage fern von den Seinen zu beschließen, so wie man bis jetzt hat glauben können. Er ist nach Tahiti gekommen, um ruhig zu arbeiten. Aber trotz der Schwierigkeiten des Lebensunterhaltes hegt er die Hoffnung auf eine endgültige Vereinigung; er rechnet damit, sein Wanderdasein in dem friedlichen Hafen des ehelichen Heimes zu beschließen. In einem seiner Briefe nährt er den Plan, zum Schulinspektor für Zeichnen ernannt zu werden, einen Posten, den er dank der Unterstützung von Puvis de Chavannes zu erlangen glaubt. Und er fügt hinzu:

„Es wäre für uns, liebe Mette, die Bürgschaft für unsere alten Tage, um mit unseren Kindern vereint und glücklich zu sein. Damit würden alle Ungewissheiten zu Ende sein.“

Auch hoffte er übrigens, wenn er sich zu einer Rückkehr entschließen würde, dass sie endgültig wäre:

„Ich habe das Bedürfnis, Euch alle wiederzusehen und mich ein wenig auszuruhen. Aber man muss vernünftig sein. Eine Reise wie diese muss wohl überlegt sein, sie ist keine Kleinigkeit wie ein Spaziergang. Sie muss ganz ausgefüllt sein; denn sie wird das Ende meiner Wanderungen bedeuten. Noch ein wenig Geduld, es ist um Euer aller Wohl.“

Die Verdrießlichkeiten des unglücklichen Künstlers sind wohl bekannt. Die Briefe, die er seinem Freunde Daniel de Monfreid schrieb, bilden nur eine lange Klage. Krank, ohne Geld, ist er gezwungen - und was ihn tief demütigt - seine Heimkehr als Armer nachzusuchen.

Am 30. August 1898 schifft er sich vollständig mittellos nach Marseille ein:

„Ich habe gerade genug in meiner Tasche, um eine Depesche abzuschicken und einen Wagen zu nehmen, der mein Gepäck in ein Hotel befördern wird, wo ich auf Geldmittel warten werde.“

De Rotonchamp hat uns in seiner interessanten Arbeit Einzelheiten über Gauguins Aufenthalt in Frankreich nach seiner Rückkehr von Tahiti gegeben. Eine von göttlicher Vorsehung gewissermaßen gewollte Erbschaft zog ihn aus der Verlegenheit. Sein Onkel Isidor Gauguin, der in Orleans wohnte, hinterließ ihm annähernd 9.000 Frcs., die ihm gestatteten, die Läpperschulden zu bezahlen und sich beinahe prunkvoll in einem Atelier in der rue Vercingétorix einzurichten. Der Künstler, der so lange Zeit hindurch von Geldsorgen gequält wurde, befand sich nun plötzlich im Besitz von einigen Tausendfranknoten, und er lief sich nun, wenn man so sagen darf, die Hörer ab. Mit einem exzentrischen Kostüm angetan, bot er Freunden, Malern, Dichtern, Bildhauern, die ihn besuchten, hervorragende Gastereien, und seine Mätresse, eine Negerin von den Boulevards extérieurs, die er an einem Abend voller Orgien getroffen hatte, thronte neben ihm. Ganz überflüssige Ausschweifung! Die Menschen, die vorgeben, ihren Nächsten nach seinen gewöhnlichen Gebärden und nach seinem äußeren Leben beurteilen zu können, täuschen sich. Die tiefe Persönlichkeit Gauguins ist den Blicken Vorübergehender ebenso verborgen, wie es das Gesicht einer hübschen Frau unter Schminken und Puder sein kann, die auf der Bühne die Rolle einer alten, lächerlichen Anstandsdame spielt.

Wer weiß, ob die lärmenden Feste in der rue Vercingétorix nicht veranstaltet wurden, um die Sorgen und Enttäuschungen des Hausherrn zu ersticken? Denn die Enttäuschung musste tatsächlich sehr bitter gewesen sein, die Gauguin erfuhr, als er seinen Fuß auf französischen Boden setzte. Die räumliche und zeitliche Entfernung hatte die Zärtlichkeit des Künstlers für seine Frau nur noch vertieft; denn für leidenschaftliche Herzen ist die Abwesenheit der große Wind, der das Feuer der Liebe belebt. Mit welcher Bewegung hatte Gauguin in der Einsamkeit auf Tahiti die Stunden heraufbeschworen, wo er eine vor Freude hingerissene Mette an seine Brust drücken würde! Man hat sich darüber Rechenschaft geben können, dass, ohne ein idyllischer und blökender Sentimentalist zu sein, dem Künstler der schamlose Zyniker fernlag, den er manchmal vorzustellen liebte. Wie alle wirklich empfindlichen Seelen, hatte er seinen innersten Zärtlichkeiten gegenüber ein gewisses Schamgefühl, und hinter einer schmerzhaften Schroffheit verbarg er die leidenschaftlichen Anwandlungen seines Wesens. Er kannte das wenig mitteilsame Temperament seiner Frau. Er hoffte also nicht, dass er sie bei seiner Ausschiffung auf sich zueilen sehen würde. Trotzdem rechnete er als Antwort auf sein Telegramm, das sein letztes Geld gekostet hatte, mit einem netten, liebevollen Briefe . . . Statt dessen Schweigen . . . Kaum war er vom Dampfer gestiegen, als er schrieb:

„Du wirst einen Mann zu umarmen haben, der kein zu sehr geschundener Kater ist und keineswegs erschöpft.“

Diese Bezeugungen der Zärtlichkeiten scheinen Frau Gauguin nicht gerührt zu haben; denn der enttauschte Maler beklagt sich:

„Nun sind schon mehrere Posttage vergeblich vergangen. Dein Schweigen ist weit davon entfernt, herzlich zu sein! Emile (der älteste Sohn) ist also wohl recht beschäftigt, dass er seinem Vater nicht einige Zeilen schreiben kann? In seinem Alter schrieb ich meiner Mutter, wenn ich abwesend war, und ich wusste herzliche Worte für sie zu finden. Aber so ist es! Ich bin anders erzogen worden, mit weniger Rechnen und mit etwas mehr Herz. Ich bin stets hier, um zu arbeiten und zu kämpfen; denn ich habe keine Mittel mehr. Von Morice immer noch keine Nachrichten. Ich wage nicht, Dir zu schreiben, was ich zu Deinem Schweigen sagen und wie ich darüber denken soll.“

Oder noch weiter:

„Ich begreife entschieden immer weniger. Du hast meine Adresse in Paris, da Du mir ein Telegramm in meine neue Wohnung geschickt hast, und Du hast noch keine Möglichkeit gefunden, mir ein Wort zu schreiben. Indessen fragt mich jeder, den ich in Paris sehe, wie es Dir geht, und ich weiß nicht, was ich antworten soll. Sage doch frei heraus, was los ist? Warum bist weder Du noch Emile nach Paris gekommen, um mich zu begrüßen? Ihr würdet nicht daran gestorben sein . . .“

Gauguin vermochte schwer die Ungeduld zu verbergen, die er hatte, um seine Frau wiederzusehen. Als er die für ihn erfreuliche Nachricht von der Erbschaft seines Onkels erhielt, lud er sogleich seine Frau ein, zu ihm nach Paris zu Besuch zu kommen:

„Da Du ein wenig freie Zeit hast, warum würdest Du nicht mit Paulchen nach Paris kommen? Das würde Dich ein wenig ausruhen, und ich würde so glücklich sein, Dich zu umarmen. Außerdem konnten wir plaudern, und wir haben es nötig.“

Durch seinen Aufenthalt in Paris war Gauguin schnell entmutigt worden. Das Geld floss zwischen seinen Fingern hindurch wie das Wasser zwischen den Maschen eines Netzes. Die literarischen und künstlerischen Klatschgesellschaften, in die er geraten war, erschienen ihm eitel und unfruchtbar.

Getäuschte Hoffnungen, in der Liebe, oder wenigstens in der Eigenliebe brachten es fertig, ihm Europa zu verleiden. Hatte ihn seine Negerin nicht in einer mehr als ungezwungenen Art in dem Augenblick verlassen, wo er ihretwegen mit einem gebrochenen Knöchel auf das Bett hingestreckt war infolge eines Tritts mit einem Holzschuh?

Dieses Mai war er entschlossen, endgültig nach Ozeanien zurückzukehren. Er dachte, dass da unten, auf der mitten im Stillen Ozean verlorenen Insel, unter den gastfreien und sanften Maoris, in dieser freundlichen und reichen Natur, er endlich in Gesellschaft seiner Kinder und seiner Frau seine Tage beschließen konnte, die das Glück ihm bis dahin so hartnäckig vorenthalten hatte.

Die Zusammenkunft war entsetzlich schmerzlich. Hüten wir uns, ein Urteil über diese beiden Wesen zu fällen, um eines von ihnen zu tadeln und das andere zu loben. Wer ist auf dieser Erde mächtig genug, um auf Herz und Nieren zu prüfen? Alle beide waren ehrlich, alle beide handelten nach den Befehlen ihres Gewissens. Ihre Charaktere waren so sehr verschieden! Wie hatte ein Ausgleich sie in Einklang bringen können? Er, der Ehemann, durch den Kampf und die Enttauschungen verbittert, doch stets eifrig, immer auf sein Genie vertrauend, versucht in den Augen seiner Frau die Fata Morgana des glücklichen Lebens erstrahlen zu lassen, das ihrer an den braunen Gestaden Tahitis wartet. Doch sie, die prosaische und klare Dänin, die sich nicht mit Worten zufrieden gibt, fasst mit unbarmherzigem Blick die Zukunft an der Seite des Künstlers genau ins Auge. Sie will nicht dieses entwürdigende Elend, in dem die Europäer Gefahr laufen, zu versinken, unter den vertraulichen Eingeborenen, unter einem erschlaffenden Klima. Und sie setzt ihrem Mann unversöhnlich eine unerschütterliche Weigerung entgegen. Sie allein könnte sich vielleicht für dieses Abenteuer einschiffen, zu dem sie kein Vertrauen hat; mit fünf Kindern wäre es ein Verbrechen. Das ist alles; weder Tränen noch Weinen, noch Klagen. Doch Gauguin verlässt seine Familie mit einem Herzen von Traurigkeit erfüllt aber auch von Groll.

Die ewige Geldfrage soll die Beziehungen der beiden Ehegatten noch verschlimmern. Gauguin war wie ein Fass ohne Boden. Sobald er ein wenig Geld hatte, gab er es aus, ohne zu rechnen, mit der kindlichen Hoffnung, dass er niemals das Ende der geringsten Summe sehen würde. Zweifellos glaubte er, wenn auch mit Unrecht, dass seine Frau, von ihren Eltern unterstützt, sich im Wohlstand befande, weil sie Möbel und wertvolle Bilder zu ihrer Verfügung hatte. Auch schickte er nicht einen Pfennig von den 9000 Frcs. nach Kopenhagen, die er von seinem Onkel geerbt hatte. An diesem Verhalten nahm Frau Gauguin Anstoß, die für ihre Kinder die Hälfte der Erbschaft beanspruchte. Der Künstler war darüber lief gekränkt

„Da ich 45 Jahre alt bin und ich viele Gründe dafür habe, zu wissen, was Recht oder Unrecht ist, so finde ich Deine Ratschläge ein wenig übertrieben. Da Du mir kürzlich gesagt hast, dass ich vollständig allein in Ordnung kommen müsse (ich weiß es nur zu gut), so werde ich mir erlauben, Vorsichtsmaßregeln zu treffen, dass mir in Zukunft das nicht widerfährt, was mir bei meiner Ankunft in Marseille widerfahren ist.“

Nachdem er abgerechnet und seine Frau gebeten hat, ihn genau über die Verkäufe der Bilder auf dem Laufenden zu halten, schließt er:

„Lass uns immer gute Freunde bleiben; das ist leichter, wenn man frei heraus handelt.

. . . Wie kannst Du vermuten, dass ich Geld habe und es Dir nicht schicke? . . . Ein für allemal hast Du nicht nötig, mich an das Gesetz zu erinnern, um zu tun, was ich zu tun habe. Sobald es möglich ist, werde ich Dir helfen.“


Und im Begriff, abzureisen, wiederholt er seine Beschwerden:

„Jetzt wollen wir ein wenig plaudern. Ich muss gestehen, dass seit meiner Rückkehr nach Paris jeder Mensch an meiner Stelle traurige Überlegungen über das Leben, über die Familie und über das Übrige gemacht haben würde.

1. Brief von Dir: Du musst allein mit Dir ins Reine kommen.

2. Brief von den Kindern: nichts.

3. Man zerschlägt mir das Bein, was meine Gesundheit zerstört; von meiner Frau kein Wort.

4. Der Winter ist schrecklich lang gewesen, und ich bin allein gewesen, um mir umsonst den Hals auszukurieren. Ich kann nur in der Sonne leben. . . . Mit 4 7 Jahren will ich nicht mehr im Elend versinken; und dennoch bin ich ganz nahe daran. Bin ich am Boden, so wird niemand mich wieder aufheben ...“


In dieser Geistesverfassung - wir sind im Jahre 1896 - besteigt Gauguin das Schiff nach Papeete. Dieses Mai ist die Abreise endgültig. Alle Bande, die ihn in Frankreich hielten, sind abgebrochen. Der Künstler geht, um nie wieder zurückzukehren. Es gibt Säuren, die die härtesten Metalle zerfressen. Ebenso löst Tahiti die gediegendsten Willensakte auf. Man kann sich nicht den Einfluss der tahitanischen Atmosphäre auf die Europäer vorstellen.

Gauguin schrieb an Daniel de Monfreid:

„In Tahiti haben die Menschen ein Wort erfunden: ,O na t?‘ , das ist unser : ,Ich pfeif’ drauf‘, das hier von vollkommener Natürlichkeit und Ruhe ist.“

Es stimmt schon, dass die „Wurschtigkeit“ hauptsachlich in dem alten Königreich der Pomare herrscht. Nichts zählt, alles kommt zurecht, aita peapea, erwidern phlegmatisch die Eingeborenen den fieberhaften Europäern. Das ist nicht von Wichtigkeit, nichts ist von Wichtigkeit, ist eine so leicht annehmbare Regel. die sich so gut der Trägheit der Stunde anpasst, dass die Weißen selten sind, die widerstehen, sich diese verführerische Trägheit zu eigen zu machen. Wie viele tätige und junge Menschen haben sich glühend vor Eifer und Verlangen unter dem flammenden Purpurrot der Kais von Papeete ausgeschifft und sind nach Verlauf einiger Jahre zu jenen Menschen geworden, die in den südlichen Meeren so allgemein sind: Feinde jeglicher Initiative, unfähig für die geringste Anstrengung, gerade recht, um von einem Tag zum anderen zu leben!

Gauguin hatte zu viel Spannkraft, um so wie jene anderen zu werden. Die Flamme seines Genies brannte in ihm zu hoch und zu glühend, als dass er sich damit begnügt hatte, jenen alten Kolonisten gleich zu werden, die im Klub saßen oder auf ihrer Veranda vor einem Glas Punsch oder einem Eisabsynth.

Doch welche Bedeutung haben also in Papeete Worte wie: Ehre, Familie, Tugend, Scham? Es würde zu weit führen, um sich gegen die Immoralität von Papeete zu äußern: höchstens dass man von der Amoralität seiner Bewohner sprechen konnte. Ich kenne kein Land, wo die Ehescheidung eine so landläufige Angelegenheit ist. Man verheiratet sich, man trennt sich, und unter neun von zehnmal geht man am Tage nach der Scheidung wieder zusammen. Ohne Gewissensbisse verlässt der Mann seine Frau - sie wird stets einen Tröster finden. Die jungen Mädchen setzen ohne Skrupel uneheliche Kinder in die Welt - sie werden immer einen Vater finden, der sie anerkennt. Ach, wie unwichtig wird dies alles, sobald man den Taunoapass überschritten hat!

Zur Zeit seines ersten Aufenthaltes hatte sich der Einfluss von Tahiti auf den Künstler wenig fühlbar gemacht; zu viele Bande verknüpften ihn noch mit Europa. Jetzt war sein Herz verbittert. Die Weigerung seiner Frau setzte er für sich zu hoch an, und er ließ es sich wütend angelegen sein, die letzten zärtlichen Faden zu zerstören, die noch schmerzhaft in ihm schwangen.

Einen Beweis dieser großsprecherischen Laune, die ihm durch seine häufigen Besuche im Klub eingegeben wurde, schickt er an Daniel de Monfreid:

„Sehen Sie, wie ich es mit dem Haushalt gemacht habe: ich bin ohne weiteres verduftet. Lasst meine Familie sich allein den Schädel einrennen, denn: wenn nur ich ihr helfen kann!!! Ich will mein Leben in meiner Hütte ganz still beschließen ach ja, ich bin ein großer Verbrecher. Sei's drum!“

Dieses Glaubensbekenntnis klingt so falsch, dass es mir in seinem groben Zynismus erschütternder erscheint, als ein aufrichtiges Geständnis.

Der unglückliche Maler fühlt sich entsetzlich allein. So gut wie möglich versucht er, halb aus Zärtlichkeitsbedürfnis, halb aus Trotz, sich in Ozeanien eine neue Familie zu schaffen. Die Frau, die sein Lager teilt, eine Dirne aus Papeete, ist mit einem Sohn niedergekommen, von dem er annehmen will, dass er seines Blutes ist. Und so geschieht es, dass der glückliche Vater vom Leiter der Justizverwaltung ein gesetzliches Mittel verlangt, das ihm gestattet, seine legitimen Kinder zugunsten dieses fraglichen Sohnes zu enterben. Jeden Augenblick bricht seine Bitterkeit hervor. Er schreibt an Monfreid:

„Sie sind also jetzt von Ihrer Frau befreit! Meinen Glückwunsch!“

Oder gar:

„Wie viel Ärger man sich immer mit der Heirat macht, dieser blödsinnigen Einrichtung!“

Man müsste ein schlechter Psychologe sein, um nicht aus der Gewöhnlichkeit dieser Gemeinplätze eines Handlungsreisenden die unheilbare Wunde einer enttauschten herzlichen Liebe zu erraten. Seine Beziehungen zu seiner Frau werden immer seltener. Was konnten sie sich schreiben? Sie glaubt nicht an ihn, sie hat kein Vertrauen zu seiner Kunst:

„Diese garstige Malerei! Du hast sie oft genug mit Füßen getreten! Nicht als Talent, aber als Broterwerb ...“

Der Ton ihrer Briefe wird so scharf, dass er ihr schreibt:

„Wenn Du mir in Zukunft Briefe schreiben musst, wie die seit meiner Ankunft, so möchte ich Dich bitten, damit aufzuhören. Mein Werk ist nicht zu Ende, und ich muss leben: denke darüber nach und höre mit diesen ewigen Klagen auf, die Dir nichts Gutes bringen und mir viel Übles zufügen. Ich könnte Dir antworten (wenn Du außer für Deine Kinder auch noch ein Herz hättest, um zu verstehen).“

Frau Gauguin lässt sich dies gesagt sein. Sie bricht nur ihr Schweigen, um ihrem Mann den Tod ihrer Tochter Aline anzuzeigen.

Der Schlag ist für Gauguin schrecklich. Aline ist immer sein Verzug gewesen. Dieses schmale, bleiche, blonde und verträumte junge Mädchen nährte eine heimliche Anbetung für diesen verbannten und schmerzensreichen Vater, der tapfer das Elend und die Abwesenheit ertrug für ein wunderbares Ideal, das ihre Mutter nicht hatte begreifen können. Die Schroffheit und offene Art ihrer Mutter verwundeten die empfindsame Seele dieses Mädchens, das zu zart war, um für lange Zeit die gemeine Wirklichkeit dieser Welt zu ertragen. Sie zog sich in den Tempel ihrer Phantasie zurück, in dem sie einen Altar errichtet hatte für den fernen Vater, der ihr mit allen edlen Eigenschaften ausgestattet zu sein schien. Ach, wie hätten die beiden sich verstanden, wie hätte sie ihn im Kampf durch die Inbrunst ihrer Anbetung und ihres Glaubens unterstützt! Der Künstler hatte die kindliche, mitfühlende Liebe dieses sehnsüchtigen Töchterchens erraten. Er fand, um ihr zu schreiben, die rührenden Worte, die zu bewegen wissen:

Am 25. Dezember 1898 schrieb er ihr:

„Geliebte Aline! Nun bist Du ganz erwachsen! 16 Jahre alt! Ich glaubte sogar es seien 17! Bist Du nicht am 26. Dezember 1876 geboren? Du erinnerst Dich nicht daran, natürlich, aber ich, ich sehe Dich ganz klein, sehr ruhig, Du öffnest Deine so klaren Augen. Ich glaube, so bist Du immer geblieben. Das Fräulein geht auf den Ball! Kannst Du gut tanzen? Ich hoffe, recht graziös. Und die jungen Herren sprechen Dir viel von mir, Deinem Vater; denn es geschieht darum, um Dir indirekt den Hof zu machen. Erinnerst Du Dich, vor drei Jahren, als Du mir sagtest, dass Du meine Frau werden würdest? Ich lächle manchmal über Deinen naiven Gedanken, wenn ich ihn mir in die Erinnerung zurückrufe. Da fragst mich, ob ich viele Bilder verkauft habe. Leider nein! Sonst hätte ich sehr viel Freude gehabt, Euch einige hübsche, schöne Dinge zu schicken, die unter Eurem Weihnachtsbaum Platz gefunden hätten. Seht, meine armen Kinder, Ihr müsst Eurem Vater nicht böse sein, wenn das Geld im Hause nicht im Überfluss vorhanden ist. Vielleicht wird eine Zeit kommen, da Ihr wissen werdet, was das Beste in dieser Welt ist ...“

Ach, wie weit war er von der zynischen Gestalt entfernt, die nach Rechtsmitteln verlangt, um seine Kinder zu enterben!

Und er schreibt seiner Frau:

„Ihr Grab ist dort unten mit Blumen. Das ist nur eine Illusion. Ihr Grab ist hier neben mir, und meine Tränen sind die Blumen, lebendige Blumen.“

Er schrieb seiner Frau, und dieser Brief war der letzte; er war so hart, so grausam - so ungerecht - dass Frau Gauguin niemals darauf antwortete*. So zerriss das einzige Band, das Gauguin noch an Europa hielt. Der Traum einer endgültigen Rückkehr in sein Heim, den er so lange gehegt, dem er während seines ganzen Lebens so herzlich nachgehangt hatte, stürzte zusammen. Wozu kämpfen?

*) Dieser Brief ist nicht mehr vorhanden. Frau Gauguin hat ihn vernichtet.

Das Schicksal hat recht gehabt mit der heldenhaften Zähigkeit des Künstlers: hierauf unterwirft er sich. Er sollte in diesem verweichlichenden Leben der Tropen versinken; er sollte sich für die Handlungen des Gendarmen von Atuana mit Leidenschaft einsetzen, er sollte sich über die Pfarrer entrüsten.

Er ist erbittert, krank, undankbar und schlaff. Er wird malen, gewiss, der große Künstler, weil die Malerei der einzige Grund für ihn ist, um zu leben aber im Herzen, welche entsetzliche Not!

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Paul Gauguins Lebenskampf 1848-1903
Aline Gouguin

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Paul Gauguin 1902

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Paul Gauguin

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