Paul Gauguins Lebenskampf 1848-1903

Autor: Dorsenne, Jean pseudonyme de Jean Troufleau (1892-1945) französischer Kunsthistoriker und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1903
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Paul Gauguin, Lebensgeschichte, Maler, Malerei,
„Die Wilden, diese Unwissenden, haben den alten Kulturmenschen vieles gelehrt, vieles in der Kunst zu leben und glücklich zu sein: Vor allem haben sie mich gelehrt, mich selber besser zu kennen, ich habe von ihnen nur tiefste Wahrheit gehört.“

„War das dein Mysterium, du geheimnisvolle Welt? Du hast mir Licht gebracht, und ich bin gewachsen in der Bewunderung deiner antiken Schönheit der unvergänglichen Jugend der Natur.“

„Das Verständnis und die Liebe zu der Seele deiner Menschen, zu dieser Blume, die aufhört zu blühen und deren Duft niemand mehr einatmen wird, hat mich besser gemacht.“


(Aus Noa-Noa von Gauguin)
Vorwort

Das Leben Gauguins ist bekannt. Zwei Werke eines - verdanken wir Jean de Rotonchamp, das andere Charles Morice - schildern sehr genau das qualvolle Dasein des unglücklichen Künstlers.

In einem Punkte jedoch scheint man sich geirrt zu haben: das Verhalten Gauguins in seiner Ehe ist sehr streng beurteilt worden. In dem Bericht über seine Beziehungen zu seiner Familie findet man den Charakter des Malers in einem ungünstigen Lichte dargestellt. Hat er nicht seine Frau und seine Kinder verlassen und um sich schadlos zu halten, seine ganze Liebe auf eine tahitanische „vahine“ [Frau] und auf ein kaffeebraunes uneheliches Kind übertragen? Hat er sich nicht auffahrend, schroff und egoistisch gezeigt?

Zu einfache Urteile sind immer ungerecht. Ehe man einen Menschen verdammt, muss man sein inneres Wesen ergründet haben.

Wir haben einen ganzen Pack gänzlich unveröffentlichter Dokumente in Händen: alle Briefe, die Gauguin an seine Frau gerichtet hat von der Verlobungszeit an bis zu seinem Tode. Nichts ist erschütternder als diese Blätter! Geheimnisvolle Verwicklung des menschlichen Herzens! Diese Briefe offenbaren uns ein vollkommen unbekanntes Bild von Gauguin selbst. Der Widerspenstige, gefühllos, stolz und herzlos, der schlechte Ehemann und schlechte Vater zeigt sich im Gegenteil hier als ein Unglücklicher, der nach zärtlicher Liebe lechzt, der durch das kleinste, liebevolle Gedenken gerührt wird, der seiner Tochter gegenüber von einem unvergleichlichen Zartgefühl ist.

Ein schreckliches Missverstehen stellte sich zwischen das Glück Gauguins und seiner Frau. Wie viele Ehen gehen auf gleiche Weise aus den Fugen durch solche zermürbenden Qualen, von deren Vorhandensein die Öffentlichkeit nicht einmal etwas ahnt!

In Folgendem möchten wir es unternehmen, von dem dramatischen Liebesleben Paul Gauguins zu erzahlen.

Paul Gauguin 1848-1903

Paul Gauguin 1848-1903

Mette Sophie Gauguin

Mette Sophie Gauguin

Paul Gauguin, Selbstporträt

Paul Gauguin, Selbstporträt

Paul Gauguin

Paul Gauguin