Wie man Commis-Voyageurs bedient

Jüngst saßen in einem Postwagen allerlei Reisende, darunter junge Leute, die in ihrer Superklugheit alsbald anfingen, die schnödesten Gespräche, namentlich gegen die Religion und Tugend, zu führen.

Nach langem Spötteln über Dieses und Jenes fingen sie an, sich wechselseitig ihres Mutes zu rühmen, und Einer sagte: Er kenne gar keine Furcht, auch wisse er gar nicht, was er denn eigentlich fürchten solle. „Einen Teufel,“ fuhr er scherzend fort, „fürchte ich nicht, weil es ja keinen gibt, und den lieben Gott, den lass' ich in Ruh' und er lässt mich auch in Ruh', ich habe also gar nichts zu fürchten.“ Und so meinten die jungen Herren endlich alle, dass man weder Gott noch den Teufel fürchten müsse, um in der Welt fortzukommen.


In der Ecke des Wagens saß ein ältlicher schlichter Bürgersmann, der mit Widerwillen und Ärger dieses gotteslästerliche Geschwätz angehört hatte, aber zuletzt seinen Unmut nicht mehr zu unterdrücken vermochte. Wie die Helden des Unglaubens das merkten, fürchteten sie nebst Gott und dem Teufel auch weder Zucht noch Sitte, und so rückten sie denn auf den ernsten Bürgersmann mit der Frage los: „Aber, guter Freund! was fürchten Sie denn?“

Und der Befragte gab die siegreiche Antwort: „Gott fürchte ich, und — alle Menschen, die Gott nicht fürchten!“

Die Ritter des Spottes waren plötzlich mit Furcht geschlagen, denn beschämt schwiegen sie.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Parochus Jovialis