Gott sieht aufs Herz

Es war einer Frau ihr Mann gestorben. Weil aber die beiden Eheleute in Unfrieden und Zank gelebt hatten, und das Weib eine böse Sieben war, so bezeigte diese mehr Freude als Traurigkeit über den Tod ihres Eheherrn, legte auch schon kurze Zeit darnach die schwarzen Trauerkleider ab. Da begegnet ihr zufällig der Pfarrer, der sich denn höchlich über die lustige Frau verwundert und sie befragt, warum sie denn alsobald sich der schwarzen Kleider entlediget? worauf das Weib schnell erwidert: „Gott sieht ja auf's Herz, Hochwürden, wenn nur das Herz schwarz ist!“ „Ja, das ist wahr,“ sagte der Pfarrer, „bei Euch muss es wohl der Fall sein.“
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Parochus Jovialis