Der Ehestandsorden

Ein alter wohlgelaunter Theologus vergleicht den Ehestand mit dem Ordensleben, indem solcher sechs geistliche Orden vereiniget, deren immer einer den andern an Strengheit übertrifft. Erstlich wenn man in den Ehestand tritt, tritt man in den Benediktinerorden, doch nicht von der strengen Observanz, vielmehr in eine schöne, reiche, gemütliche Prälatur, da singt man, da klingt man, da macht die Regel wenig Beschwernis. Lang währt's aber nicht, da begeben sich die Eheleut' in den Predigerorden, da eines an dem andern schon allerhand auszustellen und zu tadeln findet; da gibt's dann Früh- und Abendpredigten, wird aber gemeiniglich der Segen vergessen. Aus diesem Orden treten sie in den Barfüßerorden, in welchem Trauren, Klagen und Weinen um das tägliche Brod, Jammer und Not, Fasten und anderes Kreuz. Von da geraten sie zuweilen in einen irregulären Orden, das ist der Flagellanten- oder Geißlerorden, da man mit Maulschellen, Schlagen und Stoßen einander zurechtweist. Hat der eine Weile gewährt, so geht's endlich in den Karthäuserorden, da herrscht bei Tisch Stillschweigen, da redet man nichts miteinander, da bleibt ein Jedes in seiner Klausen. Endlich werden etliche gar Einsiedler, der Mann zieht dahin, die Frau dorthin; glaubst du, dass die im Himmel wieder zusammentreffen?

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Parochus Jovialis