Park-Friedhöfe auf dem Vormarsch

Aus: Die Christliche Kunst (10. Jahrgang 1913/14) Monatsschrift für alle Gebiete der Christlichen Kunst und der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben
Autor: Bartmann, Dr. (?-?) Rechtsanwalt, Erscheinungsjahr: 1915
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Deutschland, Friedhofskultur, Bestattungen, Beerdigungen, Lebenden und Toten, Friedhofskapelle, Grünanlagen, Dortmund, Lübeck, Hamburg-Ohlsdorf, Grabmähler
Der Gedanke der Park-Friedhöfe erobert eine Stadt nach der anderen. Zu verwundern ist dies nicht, da er zugleich sehr sinnig und praktisch ist. Man will unsere Friedhöfe so gestalten, dass wir gerne bei unseren Toten verweilen, dass dort ruhevolle Schönheit, hoffnungsfreudiges Grün die Trauer in Frieden verklärt. Dem Beispiel anderer Städte will nun auch Dortmund folgen. Eine Kommission hat die bedeutendsten norddeutschen Friedhöfe besichtigt und die gewonnenen Ergebnisse in einer Ausstellung auf dem Ostenfriedhof der Öffentlichkeit unterbreitet. Wenngleich auch in Süddeutschland vorbildliche Anlagen geschaffen sind — es sei nur an Kaiserslautern, vor allem aber an den Münchener Waldfriedhof erinnert — so war es doch wohl richtig, sich auf Norddeutschland zu beschränken, weil hier der Volkscharakter eine andere künstlerische Gestaltung verlangt als dort. Für die Gesamtanordnung kamen als Vorbilder hauptsächlich in Betracht: Hamburg-Ohlsdorf, Lübeck und Minden, zum Teil auch Köln-Melaten und Hannover-Stöcken. In Ohlsdorf ist der Bruchteil künstlerisch vollendeter Grabmäler gar nicht groß, aber alle Mängel werden gemildert durch die prachtvollen Grünanlagen, die fast jedes einzelne Grabmal abschließen und vor einer Störung durch andere, minder schöne bewahren. In Lübeck sind die Friedhofskapelle und die Verbrennungsanlage nach gutem hanseatischem Brauch in Backstein aufgeführt. Treffliches Anschauungsmaterial hatte der Architekt Helfried Küsthardt-Hildesheim geliefert, der gute, alte und neue Beispiele neben schlechte neuzeitliche setzte. Besonders wirkungsvoll war der Hinweis auf die trogartige Wirkung der beliebten Steineinfassungen im Gegensatz zu der friedvollen Stimmung, welche auch Reihengräber aushauchen können, wenn sie auf einer, durch Stein und Eisengitter nicht umerbrochenen Rasen- und Blumendecke stehen. Der ausgeführte Teil einer Friedhofsanlage bestärkte den Beschauer in der Überzeugung, dass bei kleinen Gräbern nur eine Einfassung in Grün — etwa Liguster, Buchs, Taxus oder dergl. — gestattet werden sollte. Unter den Grabmälern waren wohl die bedeutendsten diejenigen von Bildhauer Fritz Bagdons, Lehrer an der Dortmunder Kunstgewerbeschule.