Üble Zeiten und Fehden

Wichtiger wurde für Heinrich eine Fehde, welche im Jahre 1163 zwischen den Welfen und Hohenstaufen ausbrach, und zum Beweise dient, wie übel es in jener Zeit um den Landfrieden stand.

Der Kaiser befand sich eben mit Welf dem Älteren in Italien, als Hugo, Pfalzgraf von Tübingen, drei Ritter auf dem Straßenraube ergriff, von denen er zwei, seine eigenen Vasallen, entwischen, den dritten, Welfs Lehnsmann, aufhängen, und dessen Schloss Moringen schleifen ließ. Dafür verlangte Welf Genugtuung, welche Hugo verweigerte. Deswegen verwüstete Welf des Pfalzgrafen Lander mit Feuer und Schwert, und fand bald an Berthold von Zähringen einen mächtigen Beistand, so wie auf der andern Seite Hugo beim Herzoge Friedrich von Schwaben Hilfe fand. Bald gesellten sich immer mehrere zur Partei. So traten die Bischöfe von Augsburg, Speier und Worms, die Markgrafen von Vohburg und Baden, und Andere auf Welfs Seite, während der König von Böhmen, und die Grafen von Zollern Friedrichs und Hugos Macht verstärkten.


Es kam im folgenden Jahre 1164, wo Welf über 2.000 Mann vor die festgelegene Pfalz führte, (am 6. September) zu einer entscheidenden Schlacht. Das steile Neckar-Ufer, das nur mit Mühe von Wenigen erklettert wurde, machte alle Tapferkeit der Welfen zu Schanden. Sie mussten in ihr Lager zurück, und wurden nun von den Feinden überfallen und geschlagen. Welf verlor 900 Mann, und entfloh auf seine Burg Achalm bei Reutlingen. Um diese Zeit war der alte Welf aus Italien zurückgekehrt, und sendete nun, statt seiner, den Sohn dahin. Er stiftete im Jahre 1165 auf ein Jahr lang Friede, nachdem der Pfalzgraf die Gefangenen zurückgegeben hatte.

Der erledigte Bischofsstuhl zu Lübeck wurde dem leiblichen Bruder Gerolds, dem Abt Conrad von Riddagshausen, zu Teil, der aber diese Gunst, die ihm Heinrich erwies, mit bitterem Undank belohnte, indem er sich mit dem ränkesüchtigen Bischof Hartwich von Bremen gegen ihn vereinigte.

Der gefangene Wertislaw in Braunschweig sann auf Mittel, sich zu befreien, und ruhte nicht, bis er seinen Bruder Pribislaw dahin gebracht hatte, dass er die Waffen gegen den Herzog ergriff. Er überfiel Mecklenburg, erstürmte es, ermordete alle männliche Einwohner, und schleppte Weiber und Kinder in die Gefangenschaft. Darauf nahm er Malchow und Kussin weg, indem er der Besatzung freien Abzug gestattete.

Heinrich durchschaute deutlich den Plan seiner Feinde, und es blieb ihm nicht verborgen, dass die Fürsten von Pommern, Kasimir und Bogislaw, im Hintergrunde der ganzen Unternehmung standen. Er beschloss, den Slaven auf immer die Macht zu entreißen, ihm zu schaden, und lud daher Albrecht den Bär und König Waldemar ein, sich mit ihm zu vereinigen, um die Slaven gänzlich zu unterjochen. Er selbst ging, nachdem er Schwerins Besatzung verstärkt hatte, über die Elbe, und vereinigte sich bei Malchow mit dem Heerhaufen des Grafen Adolf. Hier, im Angesichte der feindlichen Besatzung, ließ Heinrich den gefesselten Wertislaw, den er mit sich geführt hatte, als ein schreckendes Warnungszeichen, aufhängen. Er starb, als ein unglückliches Opfer von Heinrichs Eroberungspolitik, und vermeintlicher Rache. Dann ließ er den Grafen Adolf mit allen Nordalbingern, Grafen Gunzelin, den Statthalter des Obotritenlandes, Reinhold, Graf der Ditmarsen, und Christian, die Grafen von Oldenburg und Friesland, mit aller ihrer Mannschaft, nach Verchem an der Peene vordringen.

Der Herzog, mit den übrigen Fürsten, wollte von Malchow in wenigen Tagen nachkommen. Die Grafen taten, wie ihnen befohlen, und schlugen dort ihr Lager auf. Zwei Meilen davon, in Demmin, war die slavische Hauptmacht, unter Kasimir, Bugislaw, und dem dahin entflohenen Pribislaw, versammelt. Noch boten diese Unterhandlungen an, und wollten 3.000 Mark, bald aber nur 2.000 zahlen. Man sah, sie wollten nur Zeit gewinnen, um unterdes sich über den Stand des feindlichen Heeres Kundschaft zu verschaffen, und den Feind sicher zu machen. Wirklich waren die Slaven in Graf Adolfs Heere Verräter, die ihre Landsleute in Demmin alles wissen ließen, was im Heere vorging. Unglücklicher Weise verließ den Grafen seine Vorsicht und Klugheit gänzlich. Auf alle Warnungen, dass die Slaven sich zur Schlacht rüsteten, gab er zur Antwort: „Ihre Kraft ist hin, sie halten Ruh' und Frieden,“ und stellte keine Vorhut aus, sollte bald das Gegenteil davon, und zu seinem Verderben erfahren.

Da der Herzog noch immer nicht nachkam, fehlte es bald dem Heere der Grafen an Lebensmitteln. Trossbuben sollten sie vom Herzoge holen. Kaum waren diese früh aufgebrochen, und auf den nächsten Hügel gekommen, als sie auf einmal das slavische Heer in vielen Abteilungen, zu Pferd und zu Fuß, in vollem Anzuge erblickten. Sie eilten zurück, und weckten mit Geschrei das sorglos schlafende Heer, sonst wäre es sein Todesschlaf geworden. Graf Adolf und Reinhold, und einige Andere, die am ersten munter wurden, springen auf, den Slaven entgegen. Schon steigen diese den Hügel herab, doch gelingt es den Grafen, ihre erste Linie bis in den See (von Kummerow) zurückzuwerfen. Aber nun folgte der zweite Schlachthaufen, und eine neue Schlacht. Graf Adolf führt die Fahne, die Seinigen suchen ihn umsonst zur Flucht zu bereden; er fällt, wie ein echter Streiter Gottes, fechtend und betend zugleich. Graf Reinhold, und die Tapfersten des Heeres hatten gleiches Schicksal.

Das sächsische Lager wird erstürmt und geplündert. Gunzelin, und Christian von Oldenburg, mit etwa 300 Leuten, standen seitwärts vom Lager, unschlüssig, was zu tun sei. Da rief ein Haufen Knappen, die eben von den Slaven, angefallen wurden, sie zu Hilfe, und so stürzen sie sich mit verhängtem Zügel, und blinder Wut in die Feinde, und schlagen sich zu ihren Knappen durch. Dadurch ermutigt, dringen sie wieder ins Lager vor, und treiben, mit Hilfe der von der Flucht wieder umkehrenden Sachsen, den Feind zum Lager hinaus. Dadurch wurde die Schlacht wieder hergestellt, und endlich der Sieg erfochten. Zweitausend und fünfhundert von den Slaven fielen. Jetzt erst traf der Herzog ein, aber noch zeitig genug, um, trotz des Sieges, den erlittenen Verlust zu sehen; freilich zu spät für den edlen Grafen Adolf. Doch hat er ihm reichliche Tränen gezollt. Seinen Körper ließ er, in Stücken zerlegt, auskochen und balsamieren. So wurde er nach Minden gebracht und beigesetzt. Nur der gewonnene Sieg mäßigte des Herzogs Schmerz.

Die übriggebliebenen Slaven waren nach Demmin entkommen, hatten diese Festung angezündet, und sich dann ins innere Pommern zurückgezogen. So fand der Herzog am folgenden Tage Demmin. Doch ließ er einen Teil des Heeres daselbst, um den Wall dem Boden gleich zu machen, und den Verwundeten beizustehen. Mit dem übrigen Teile des Heeres ging er dem König Waldemar entgegen, und verwüstete, mit ihm vereint, das ganze pommersche Land, bis nach Stolpe. Die Slaven aber hielten nirgends Stand. Bei Waldemars Heere befanden sich auch die Rügier, und Prislaw, ein dritter Sohn Niclots, der schon früh nach Dänemark gegangen, und zum Christentum übergetreten war. Waldemar setzte mit Heinrich den Verheerungskrieg fort. Das verlassene Gutzkow wird zerstört, und Wolgast eingenommen. Endlich baten die Pommern Waldemar um Frieden, den er ihnen erst nach des Herzogs Einwilligung vergönnen wollte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden