Niklot und der Grafen von Holstein

Seit dieser Zeit hielt der dankbare Niclot mit dem Grafen von Holstein treue Freundschaft, kam oft mit ihm zu Lübeck oder Travemünde zusammen, und durch den festen Frieden nahm Beider Länder Anbau, Handel und Wohlstand sichtbar zu. Immer besuchter wurde der Markt zu Lübeck, immer beladener und zahlreicher die Flotte der Kaufleute. Der Bischof Vicelin hatte seine Wohnung zu Bosow unter einer Buche aufgeschlagen, bis Hütten für ihn und die Seinigen erbaut waren. Dort begann er, dem Apostelfürsten Petrus eine Kirche zu bauen, und das Land zum Acker umzuschaffen. Aber noch flossen seine Einkünfte nur sehr spärlich.

Was Heinrich der Löwe nach des Königs Rückzuge von Braunschweig unternommen, wird nirgends gesagt. Unstreitig sah er, dass er mit Bayern eine günstigere Zeit, vielleicht des seit dem Kreuzzuge immer kränklichen Königs Tod, oder wenigstens den Zug nach Italien, zu dem sich jener eben rüstete, abwarten müsse. Darum scheint er sich auch nicht an den gegen ihn mit dem Könige verbundenen Fürsten gerächt zu haben. Ja er trat sogar mit Conrad wieder in freundschaftliche Verhältnisse, und versprach ihm, wie er gewünscht, die Güter der Abtei von Corvey in seinen Schutz zu nehmen.


König Conrad starb noch vor Eröffnung eines Reichstages, den er zu Bamberg halten wollte, 1152 in dieser Stadt, wo er neben dem Kaiser Heinrich dem Zweiten ruht, ohne die Kaiserkrone getragen zu haben, die er sich noch in diesem Jahre auf einem sogenannten Römerzuge zu holen gedachte.

Die deutschen Fürsten, in zwei Parteien getrennt, und größtenteils entweder welfisch oder hohenstaufisch gesinnt, sahen ein, dass eine herrscherlose Zeit das Gefährlichste für Deutschland sei, und vereinigten sich daher bald, den Neffen des Verstorbenen, den dieser als den Würdigsten zur Krone angedeutet hatte, auf den deutschen Thron zu erheben. So einstimmig waren noch wenige Könige gewählt worden, aber auch wenige vereinigten in so zweifelhaften Zeitumständen so viel Empfehlendes in sich; denn außer einer Menge guter Eigenschaften, Mut, Klugheit, Tapferkeit, Billigkeit und Beredsamkeit, bestach vorzüglich seine mit beiden streitenden Häusern gleich nahe Verwandtschaft zu der Hoffnung, dass jene Feindschaft durch ihn ein glückliches Ende finden werde.

Allem Anschein nach waren auch Herzog Heinrich der Löwe und sein Oheim Welf bei der Wahl gegenwärtig, und Beide stimmten bei, den eigenen wie des Reiches Vorteil erwägend. War dem Herzog Heinrich in Conrad ein im Hass gegen die Welfen fast ergrauter Feind gestorben, so hatte schon Friedrich seine Versöhnlichkeit in jener welfischen Fehde gezeigt, und die nähere Verwandtschaft gleich sehr, als seine Eigentümlichkeit, berechtigte zu den größten Hoffnungen. Wohl ihnen Beiden, dass sie nicht voraussehen konnten, wie so enge Bande einst schrecklich reißen sollten!
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden