Leidenschaften und Verlangen der Mächtigen

Nicht lange sollte Heinrich in Frieden leben; seine Freundschaft mit dem Dänenkönige konnte keinen Bestand haben, weil Beide von derselben Leidenschaft beherrscht wurden, und das slavische Land der Gegenstand ihres beiderseitigen Verlangens war. Vergeblich hatte Heinrich dem Dänenkönige bei der Unterjochung Rügens Beistand geleistet. Kaum sah dieser sich im Besitz dieser Insel, auf welcher er Arkona, das Heiligtum Svantewiths, zerstörte, und dessen Schätze nahm, so zeigte er sich treulos, indem er seinem Bundesgenossen Heinrich den Anteil an dem Tribute Rügens versagte. Da sann der Herzog auf Rache, rief die slavischen Fürsten, und gebot ihnen, in Dänemark einzufallen. Lange hatte ihnen Heinrich nichts Willkommneres befohlen. Schnell waren die Sperrbäume der Häfen und Flussmündungen wieder weggenommen, unzählige Räuberkähne bedeckten das Meer, und drohten Dänemark Verderben.

Die reichen Inseln wurden angefallen und verwüstet, die Einwohner als Gefangene zurückgeschleppt. Auf einem einzigen Markttage zu Mecklenburg hätte man 700 Dänensklaven kaufen können. Lange schwieg Waldemar, endlich setzte er aber mit einem Heere ins Land der Obotriten über, so wie sein Sohn Christoph die wagrischen Küsten angriff; doch Beide richteten wenig aus, und mussten bald zurück. Nun nahm Waldemar zur Unterhandlung seine Zuflucht, gab nach, und trug den schuldigen Tribut ab. Die Freundschaft wurde sogar durch ein Ehebündnis befestigt. Heinrich gab Kanut, Waldemars Sohn, und bereits bestimmten Nachfolger, seine Tochter Gertrud, des schwäbischen Friedrich Witwe, zur Gemahlin. Die Slaven empfingen den Befehl, mit ihren Feindseligkeiten einzuhalten, mit großer Trauer, die noch durch jene engere Verbindung Heinrichs mit Waldemar vergrößert wurde. Doch hielten sie sich ruhig, und ließen sich, statt der gewohnten Räuberei, den Anbau ihres Landes angelegener sein. Pribislaw erbaute die Schlösser Mecklenburg, Ilow und Rostock, und besaß sein Obotritenland, unter Heinrichs Hoheit, in Frieden.


Auf einem Reichstage zu Bamberg wurde der erledigte Bischofsstuhl zu Hamburg und Bremen durch Balduin, einen schwachen Mann, den Heinrich wünschte, besetzt, auch über des fünfjährigen Heinrichs Königswahl beratschlagt. Wirklich wurde dieser unmündige Sohn des Kaisers zum römischen Könige, und Thronfolger Friedrichs erwählt. Die Legaten des neuen Papstes (denn Paschal III. war gestorben), Calixts III., waren auf diesem Reichstage anwesend.

Nicht ohne Sorge und Groll konnte Heinrich die Vergrößerungen der kaiserlichen Macht betrachten, besonders da diese in solchen Gegenden stieg, wo die Welfen, als die natürlichen Gegner der Hohenstaufen, am verletzbarsten waren. Doch hütete er sich, was in seinem Innern vorging, den Kaiser ahnen zu lassen. Er war vielmehr desselben treuer Begleiter, als er vom Anfange des folgenden Jahres 1170 an, Fürstenversammlungen und Hoftage zu Frankfurt, Fulda, Erfurt und Goslar hielt. Noch war es der Klugheit gemäß, sich fest dem Kaiser anzuschließen, denn noch bedurfte er dessen Ansehen, weil leicht der alte Zwist in Sachsen wieder ausbrechen konnte. Wie das turmhoch aufgewühlte Meer sich nicht mit einem Male zur glatten Spiegelfläche ebnet, so mag auch hier und dort sich ihm noch bösliche Gesinnung, und Drohung neuen Kampfes gezeigt haben. Darum musste Friedrich noch öfters Landfrieden gebieten, und manchen Funken löschen, ehe er zur Flamme würde. Von Manchem gefährlichen Feinde befreite auch der Tod den Herzog. So starb in diesem Jahre Markgraf Albrecht der Bär, wohl nicht ohne Missmut, dass er seinem glücklichem Feinde nichts anhaben konnte, müde von einem höchst tatenreichen Leben.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Pantheon Deutscher Helden